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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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das aus drei verschiedenen Quellen.«)
    »Von wem?« fragte Laura.
    (»Kymera, I.G. Farben und dem algerischen Außenministerium.«)
    »Klingt gut«, sagte Laura. Sie vertraute den Auskünften der Kymera AG - die Japaner warfen nicht leichtfertig mit Anschuldigungen um sich. »Was sagt Wien dazu?«
    (»Einstweilen nichts. Ich vermute, sie haben etwas zu vertuschen. Außerdem hat Mali die Wiener Konvention nicht unterzeichnet… Der Zentralausschuß tritt morgen zusammen. Leute von Kymera und I.G. Farben werden eingeflogen. Wir alle glauben, daß etwas an der Sache stinkt.«)
    »Was sollen wir tun?«
    (»Sagt es der Bank, wenn ihr eure Erklärung abgebt. Es war nicht Singapur, das ihren Mann tötete. Auch nicht die Commerzbank in Luxemburg. Es war der Geheimdienst von Mali.«)
    »Großer Gott«, sagte Laura. »Ja, gut…«
    (»Ich reiche dir noch Datenmaterial auf einer verschlüsselten Frequenz nach… Gute Nacht, Laura. Ich bin auch lange aufgeblieben, wenn es dich trösten kann.«)
    Emily beendete ihre Sendung.
    »Huh…« Laura schüttelte den Kopf, vertrieb die letzten
    Spuren von Schläfrigkeit. »Jetzt kommen die Dinge in Bewegung…« Sie wandte sich zu ihrem Mann - »liih!«
    »Ja«, sagte David. Er streckte einen Arm aus und zeigte ihn ihr. »Ich bin… ah… schwarz.«
    »David… wirklich, du bist schwarz!« Laura hatte ihm die Decke vom Körper gezogen und seinen bloßen Oberkörper freigelegt. Ein Schauer überlief sie. »Gott, David, sieh dich bloß an! Deine Haut ist schwarz! Überall!«
    »Ja… Ich hatte das Sonnenbad am Schwimmbecken nackt genommen.« Er zuckte verlegen die Achseln. Seine Schultern sahen auf dem weißen Kissen absolut schwarz aus. »Erinnerst du dich an diesen Schiffsoffizier an Bord der Charles Nogues - diesen blonden, schwarzhäutigen Burschen? Als ich ihn sah, fragte ich mich…«
    »Ja, der blonde schwarze Mann… Aber ich dachte, er hätte sich das Haar gefärbt…«
    »Sein Haar war natürlich, das konnte man sehen, aber seine Hautfarbe war verändert. Es ist diese Sonnencreme, die Prentis mir gegeben hat. Sie wirkt auf die Hautpigmente, das Melanin, nehme ich an. Da unten ist es ein bißchen fleckig… als ob ich sehr dunkle Sommersprossen hätte, aber große, mehr wie Leberflecken… Ich hätte fragen sollen, wie es wirkt.«
    »Es ist offensichtlich, wie es wirkt, David - es macht dich schwarz!« Laura begann zu lachen, eingezwängt zwischen dem Erschreckenden und dem Lächerlichen… »Fühlst du dich denn gut, David?«
    »Wie sonst«, sagte er. »Aber wie stellst du dich dazu?«
    »Laß dich ansehen…« Sie entblößte einen Augenblick seinen Unterleib und begann zu kichern. »Ich weiß… es ist nicht so komisch, aber.. David, du siehst aus wie ein schwarzbuntes Rindvieh.« Sie rieb mit dem Daumen energisch an seiner Schulter. »Es geht nicht weg, nicht? - Na, diesmal hast du es wirklich geschafft!«
    »Das ist revolutionär«, sagte er nüchtern.
    Ein Lachanfall schüttelte sie.
    »Es ist mein Ernst, Laura. Du kannst schwarz sein, aus einer Tube. Siehst du nicht, was das bedeutet?«
    Sie biß sich auf den Knöchel, bis sie die Selbstbeherrschung wiedergewann. »David, die Leute wollen nicht schwarz sein. Lieber riskieren sie Hautkrebs.«
    »Warum nicht? Mir würde es nichts ausmachen. Wir leben unter einer harten texanischen Sonne. Alle Texaner sollten schwarz sein. In dem Klima ist es das Beste. Vernünftig.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und starrte ihn an. »Das ist einfach zu unheimlich… Du bist kein richtiger Schwarzer, David. Du hast eine europäische Nase, einen europäischen Mund und Gesichtsschnitt. Oh, sieh mal, da ist eine Stelle an deinem Ohr, die du übersehen hast!« Sie kreischte vor Lachen.
    »Hör auf, Laura, du machst mich verrückt.« Er setzte sich auf. »Gut, ich bin kein echter Schwarzer, aus der Nähe gesehen… Aber in einer Menschenmenge bin ich ein Schwarzer. Genauso in einem E-Mobil oder auf der Straße. Oder bei einer politischen Versammlung. Das könnte alles verändern.«
    Sein Engagement überraschte sie. »Nicht alles, David, und vielleicht nicht in der Weise, wie du es dir vorstellst. Bei Rizome würde es keinem etwas ausmachen, aber anderswo würdest du es zu spüren bekommen.«
    »Richtig, Laura, wir sollten nicht so tun, als sei der Rassismus tot und abgetan. Du brauchst nur herumzuhören, wie die Leute reden. Warum ist Afrika in der hoffnungslosen Lage, in der es steckt, und kommt nie heraus? Weil die Neger faul sind, keine

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