Inseln im Netz
den Kopf. »Wir haben eine theoretische Chance, es zu stoppen. Dazu müßten wir jeden verdammten Großgrundbesitzer und Kleinbauern und Siedler in der Dritten Welt von der Scholle vertreiben.« Er brach ab. »Ja, den ehrlichen einfachen Bauern, und die Frau und seine Millionen gottverdammter Kinder. Sie fressen die Erde kahl.«
Prentis griff zerstreut durch das Loch in den Schreibtisch und zog eine Tube Klebstoff heraus. »Das ist alles, worauf es ankommt. Gewiß, vielleicht haben wir in Grenada ein bißchen Rauschgift gekocht, ein paar Programme befreit, aber das war nur für das Startkapital. Wir machen Nahrung. Und wir schaffen Arbeitsplätze zur Herstellung von Nahrung. Sehen Sie all diese Leute, die da unten arbeiten? In einer vergleichbaren Anlage in den Staaten würden Sie sie nicht sehen. Wir machen es hier arbeitsintensiv - Leute, die andernfalls Bauern geworden wären, stellen hier ihre eigene Nahrung her, für sich und ihr Land. Sie laden nicht bloß Säcke mit Nahrungsmittelhilfe aus, die ein Transportflugzeug der reichen Nationen zu mildtätigen Zwecken gebracht hat.«
»Dagegen erheben wir auch keine Einwände«, sagte Laura.
»Natürlich tun Sie es«, sagte Prentis. »Sie wollen es nicht vereinfacht und billig. Sie wollen es kostspielig und kontrolliert und völlig sicher. Sie wollen nicht, daß Bauern und Jungen aus den Slums über diese Art technischer Macht verfügen. Sie fürchten sich davor.« Er zeigte auf die Machete. »Aber Sie können nicht beides haben. Alle Technik ist gefährlich - selbst ohne bewegliche Teile.«
Langes Stillschweigen. Laura wandte sich zu Andrej. »Danke, daß Sie uns hierher geführt haben. Sie haben uns mit einem echten Problem in Berührung gebracht.« Von ihm wandte sie sich zu Prentis. »Danke, Brian.«
»Schon gut«, sagte Prentis. Sein Blick riß sich von ihrem Busen los und fand den Weg zu ihren Augen. Sie versuchte ihn anzulächeln.
Prentis legte die Klebstofftube aus der Hand. »Sie wünschen einen Rundgang durch die Anlage?«
»Ich würde es gern tun«, sagte David.
Sie schoben ihre Masken wieder über Nase und Mund und verließen das Büro. Prentis führte sie die Treppe hinunter zur Arbeitsebene. Die Leute sahen nicht sehr wie Jungen aus den Slums‹ aus - sie waren größtenteils Kader mittleren Alters, und viele Frauen waren darunter. Sie trugen Haarnetze, und ihre Papieroveralls hatten das glänzende Aussehen von urtümlichen Bäckereitüten. Sie arbeiteten in drei Schichten rund um die Uhr - ein Drittel der Besatzung schlief zu jeder Zeit in schalldicht isolierten Kajüten an Bord.
Unterstützt von Millie Syers stellte David fachmännische Fragen zur Produktionstechnik. Probleme mit Leckagen? Nein. Säuerung? Nur die übliche Rückkehr zum wilden Zustand - geschneiderte Bakterien neigten nach Millionen von Generationen zu Rückschlägen. Und wilde Bakterien produzierten nicht - sie verzehrten nur und vermehrten sich unkontrolliert. Ließ man ihre Vermehrung auf Kosten der Verdienstvollen zu, würden diese Atavismen bald überhandnehmen, darum wurden sie erbarmungslos aus den Bottichen gebrannt.
Wie stand es mit dem Rest der Charles Nogues, jenseits der Schotts? Nun, das Schiff sei voll von Anlagen wie dieser, vom Bug bis zum Heck, alle sicherheitsversiegelt, so daß Verseuchungen sich nicht ausbreiten könnten. Zwischen den Produktionseinheiten würden Rückstände und Wasser hin und her gepumpt, selbstverständlich mit der gebotenen Vorsicht - sie verwendeten die alten Tankerpumpen, die noch immer in gutem Zustand seien. Die Sicherheitssysteme des Schiffes, eingerichtet, um Explosionen von Petroleumgas zu verhüten, seien ideal für biotechnische Anlagen.
Laura befragte einige der Frauen. Ob ihnen die Arbeit gefiele? Selbstverständlich - sie hätten alle Arten von Sondervergünstigungen und bekämen einen Bonus auf ihre Kreditkarten, wenn sie die vorgegebenen Normen überschritten. Fernsehverbindung mit ihren Familien, besondere Belohnungen für erfolgreiche neue Rezepte… Ob sie sich hier unten nicht eingesperrt fühlten? Großer Gott, nein, kein Vergleich mit den überfüllten Sozialsiedlungen auf der Insel. Und einen ganzen Monat Urlaub. Natürlich jucke es ein bißchen, wenn man wieder diese Hautbakterien bekäme…
Die Besichtigung dauerte länger als eine Stunde. Schließlich nahm David Dr. Prentis beiseite. »Sie sagten etwas über Toiletten?«
»Ja, tut mir leid. E. coli ist ein Darmbakterium… wenn es freigesetzt wird, haben wir
Weitere Kostenlose Bücher