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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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komisch sein, wenn du frustrado bist.»
    «Im Gegenteil, ich werde böse, und damals in der Nacht war ich böse und verärgert.»
    «Erzähl weiter.»
    «Also ich holte mir meinen Schlüssel beim Portier, ganz frustrado, und verfluchte alles. Es war ein sehr großes, teures und prunkvolles Hotel, und ich fuhr im Fahrstuhl hinauf zu meinem großen, teuren, prunkvollen und einsamen Zimmer, wo mich kein schönes Chinesenmädchen erwartete. Ich ging den Korridor hinunter, schloß die schwere Tür von meinem gigantischen Prunkzimmer auf, und da hatte ich die Bescherung.»
    «Was war denn?»
    «Drei absolut wunderschöne Chinesenmädchen, so schön, daß meine schöne Chinesin, die ich nicht ins Bett bekommen hatte, dagegen wie eine Schullehrerin aussah. Sie waren so schön, daß einem die Luft wegblieb, und keine von ihnen sprach Englisch.»
    «Wo waren sie denn her?»
    «Einer von meinen Millionären hatte sie geschickt. Eines der Mädchen hatte einen Brief in einem Pergamentumschlag, und es stand weiter nichts darin als: ‹Love, Ihr C. W.›»
    «Und was hast du gemacht?»
    «Da ich ihre Gewohnheiten nicht kannte, habe ich ihnen die Hand geschüttelt und einen Kuß gegeben, und dann habe ich ihnen gesagt, am besten schlössen wir Bekanntschaft, wenn wir erst mal alle unter die Dusche gingen.»
    «Wie hast du denn das gesagt?»
    «Auf englisch.»
    «Und sie haben dich verstanden?»
    «Ich hab es ihnen schon beigebracht.»
    «Und was hast du danach gemacht?»
    «Ich war ganz verlegen, denn ich hatte noch nie drei Mädchen auf einmal gehabt. Zwei Mädchen sind ganz komisch, auch wenn du es nicht magst. Es ist nicht doppelt so gut wie ein Mädchen, aber es ist anders, und wenn du einen sitzen hast, ist es ganz komisch. Aber drei sind eine Menge, und ich war ganz verlegen. Ich fragte sie zuerst, ob sie etwas trinken wollten, aber sie wollten nicht. Also trank ich allein. Wir setzten uns auf das Bett, das glücklicherweise sehr groß war, wenn sie selber auch alle sehr klein waren, und dann habe ich das Licht ausgemacht.»
    «War es schön?»
    «Wunderbar. Es war wunderbar, mit einem Chinesenmädchen im Bett zu sein, das genauso zärtlich war wie das Mädchen, das ich kannte, und noch viel zärtlicher, und das schüchtern war und sich trotzdem nicht schämte und gar nicht emanzipiert war. Das mußt du mit drei multiplizieren, und dazu war’s finster. Ich hatte nie zuvor drei Mädchen in den Armen gehalten, aber es ist zu schaffen. Sie waren darauf abgerichtet, und sie konnten eine Menge Sachen, die ich gar nicht kannte, und das alles im Dunkeln, und ich wollte nie wieder schlafen. Dann bin ich natürlich eingeschlafen, und als ich am Morgen aufwachte, schliefen sie, alle drei, und sahen genauso schön aus wie am Abend, als ich ins Zimmer gekommen war. Es waren die schönsten Mädchen, die ich je gesehen habe.»
    «Hübscher als ich, als du mich vor 2 5 Jahren kennengelernt hast?»
    «Nein, Lil. No puede ser. Es waren Chinesenmädchen, und du weißt, wie schön ein Chinesenmädchen sein kann, und ich habe Chinesinnen immer gemocht.»
    «No es pervertido.»
    «Nein. Es hat mit Perversität überhaupt nichts zu tun.»
    «Aber gleich drei.»
    «Drei sind eine Menge, und lieben sollte man nur mit einer, ich gebe es zu.»
    «Ich bin trotzdem froh, daß du sie gehabt hast. Glaub nicht, daß ich eifersüchtig bin. Du hast sie dir ja nicht ausgesucht, und außerdem waren sie als Aufmerksamkeit gedacht. Aber die Polizeihundfrau hasse ich, die nicht mit dir schlafen gehen wollte. Nur, sag, Tom: warst du nicht ganz ausgepowert am nächsten Morgen?»
    «Du kannst dir nicht vorstellen, wie ausgepowert. Fix und fertig. Und ich kam mir wie ein Wüstling vor, vom Kopf bis zwischen den Fußzehen, und mein Rücken war einfach tot, und das Steißbein tat mir weh.»
    «Hast du einen getrunken?»
    «Ich mußte einfach. Danach wurde mir besser, und ich war sehr glücklich.»
    «Und was hast du gemacht?»
    «Ich habe sie mir angesehen und wünschte mir, ich hätte sie fotografieren können, wie sie da schliefen. Es wäre ein wunderbares Bild geworden. Und dann war ich verflucht hungrig und ausgepowert und guckte durch den Vorhang nach dem Wetter. Es regnete. Da dachte ich, das ist fein, und wir bleiben den ganzen Tag im Bett. Aber irgendwoher mußte ich Frühstück kriegen, und ich wollte ja auch Frühstück für sie haben. Also bin ich unter die Dusche gegangen und machte die Tür dabei zu, und danach habe ich mich ganz schnell angezogen und bin

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