Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
uns nicht mit so etwas auch noch das Letzte kaputtmachen.»
    «Mach ich. Aber es bedeutet ja nichts, und du hast mir klargemacht, daß ich einfach nicht anders kann.»
    «Versuch es. Sieh zu, daß du wirklich nicht anders kannst.»
    «Darüber habe ich auch nicht zu entscheiden. Du kannst alle Bücher mitnehmen, die du magst, oder was du sonst hier im Haus siehst, und gib meine Eier oder wenigstens eines Boise. Du mußt es ihm kleinschneiden, dann kriegt er es besser herunter. Ich muß weg. Ich hab sowieso schon viel Zeit verloren.»
    «Leb wohl, Tom», sagte sie.
    «Leb wohl, Hexe, und paß auf dich auf. Wahrscheinlich ist gar nichts Besonderes los.»
    Er hatte die Tür hinter sich zugemacht, aber der Kater war mit hinaus geschlüpft und sah an ihm hoch.
    «Alles in Ordnung, Boise», sagte er. «Ich guck vorher noch mal herein.»
    «Wo soll ich Sie hinfahren?» fragte der Chauffeur.
    «Stadt.»
    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es etwas Ernstliches ist bei dieser See, aber sie können natürlich irgend etwas gefunden haben. Vielleicht ist irgendwo einer in Schwierigkeiten. Guter Gott, hoffentlich schaffen wir’s diesmal. Du darfst nicht vergessen, das Testament zu machen und ihr die Bude zu vermachen. Vergiß nicht, es in der Botschaft beglaubigen zu lassen, und hinterleg es im Safe. Aber sie hat es wirklich fabelhaft hingenommen. Vielleicht hat sie es noch gar nicht begriffen. Ich wäre froh, wenn ich ihr beistehen könnte, wenn es kommt. Irgendwie möchte ich richtig gut zu ihr sein. Womöglich kann ich ihr helfen, wenn wir dies hinter uns haben, und das nächste Mal auch, und das übernächste Mal.
    Jetzt müssen wir dieses eine Mal schaffen. Ob sie sich das Zeug mitnimmt? Hoffentlich. Und hoffentlich denkt sie daran und gibt Boise das Ei. Er hat immer Hunger, wenn es kalt ist.
    Die Jungen findest du schon, und das Schiff verträgt auch noch etwas, ehe wir aufslippen müssen. Einmal bestimmt. Einmal ganz bestimmt. Es steht fifty-fifty, aber wir haben ja für alles Ersatzteile. Natürlich kann es knapp werden, wenn wir zu dicht herankommen. Es wäre schön gewesen, wenn wir noch hätten bleiben können. Vielleicht wäre es wirklich schön gewesen. Ach, Scheiße wäre es gewesen.
    Es ist eben so. Der Junge ist weg. Die Liebe auch, und die Ehre ist auch schon lange weg. Du mußt nur noch tun, was verlangt wird.
    Und was wird verlangt? Das, was du gesagt hast, daß du es tun willst. Und alle die anderen Sachen, die du tun wolltest?

    In dem Schlafzimmer des Farmhauses, in dem es aussah wie auf der ‹Normandie›, lag sie auf dem Bett, und der Kater, der Boise hieß, lag neben ihr. Sie hatte die Eier nicht herunterbekommen, und der Champagner hatte keinen Geschmack gehabt. Sie hatte alle Eier kleingeschnitten für Boise und ein Schreibtischfach auf gezogen und die Handschrift des Jungen auf den blauen Briefumschlägen und den Zensurstempel gesehen, und sie war hinübergegangen und hatte sich vornüber auf das Bett geworfen.
    «Alle beide», sagte sie zu dem Kater, dem wohl war von den Eiern und von dem Geruch der Frau, die neben ihm lag.
    «Alle beide», sagte sie. «Sag mal, Boise, was machen wir jetzt?»
    Der Kater schnurrte unmerklich.
    «Du weißt es auch nicht. Keiner weiß es.»

3. Teil
Auf See
1
    Der Strand dort war lang und weiß, und hinter dem Strand standen Kokospalmen. Das Riff lag quer vor der Bucht. Da der steife Ostwind die Brandung gegen das Riff preßte, war die Einfahrt klar auszumachen, sobald man davor stand. Kein Mensch war am Strand, und der Sand blendete so stark, daß einem die Augen schmerzten, wenn man hinübersah.
    Der Mann auf dem Ruderdeck musterte die Küste. Von den Hütten, die hier stehen mußten, war nichts zu sehen, und er sah nirgendwo in der Lagune ein Boot liegen.
    «Du bist hier schon gewesen», sagte er zu seinem Steuermann.
    «Ja.»
    «Waren da nicht die Hütten?»
    «Da drüben standen sie, und auf der Karte ist ein Dorf eingezeichnet.»
    «Sie sind nicht mehr da», sagte der Mann. «Siehst du in den Mangroven irgendwo ein Boot?»
    «Ich sehe nichts.»
    «Dann gehen wir hinein und ankern», sagte der Mann. «Ich kenne die Einfahrt. Sie ist mindestens achtmal so tief, wie es aussieht.» Er blickte hinunter ins grüne Wasser und sah auf dem Grund den ganzen Schatten seines Schiffs.
    «Der Ankergrund östlich von der Stelle, wo früher das Dorf war, ist gut», sagte der Steuermann.
    «Ich weiß. Stopp den Steuerbordmotor und halte dich klar. Wir werden dort ankern.

Weitere Kostenlose Bücher