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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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so.»
    «Meinst du jetzt das Trinken oder was ich gesagt habe?»
    «Ich meine die Drinks, die ich getrunken habe. Die großen Gefrorenen.»
    «Womöglich tun sie dir wirklich gut, und ich sage auch nichts mehr, nur daß es ziemlich schwer zu sein scheint, in diesem Haus etwas zu essen zu bekommen.»
    «Geduld, du hast es mir oft genug gesagt.»
    «Ich bin geduldig», sagte sie. «Ich habe nur Hunger. Jetzt versteh ich, warum die Leute während der Totenwache und vor Begräbnissen essen.»
    «Du kannst alles sagen, solange es dir guttut.»
    «Es tut mir gut, keine Angst. Wollen wir uns jetzt bei jeder Sache entschuldigen? Ich habe das schon mal gesagt.»
    Er sagte: «Hör mal, ich habe mich drei Wochen länger damit herumgeschlagen als du, und es kann sein, daß ich eine andere Phase erreicht habe.»
    «Dann ist es eine andere und interessantere Phase», sagte sie. «Ich kenne dich. Warum gehst du nicht einfach wieder zu deinen Huren zurück?»
    «Willst du das nicht lieber sein lassen?»
    «Nein, es erleichtert mich.»
    «Wer war das, der gesagt hat: ‹Maria, armseliges Weib…›»
    «Irgendein Mann», sagte sie, «irgendein Schuft von einem Mann.»
    «Willst du das ganze Gedicht hören?»
    «Nein. Ich habe dich einfach satt mit deinen drei Wochen, die du dich länger damit herumgeschlagen hast, und deinem Gerede. Ja, ich bin nicht an der Front, und du bist’s, und du machst so furchtbar geheime Sachen, daß du mit einem Kater schlafen mußt, damit du sie nicht ausquatschst.»
    «Siehst du immer noch nicht, warum es nicht mit uns gegangen ist?»
    «Wir haben uns getrennt, als ich es satt hatte. Du hast mich immer geliebt, und du konntest einfach nicht anders, und jetzt kannst du auch nicht anders.»
    «Das ist wahr.»
    Der Haus-Boy stand in der Eßzimmertür. Er hatte früher schon nicht vermeiden können, Streitereien im Wohnzimmer mitanzuhören und zu sehen, und der Schweiß war ihm jedesmal ausgebrochen, und er hatte unglücklich ausgesehen. Er liebte seinen Herrn und die Katzen und die Hunde, und er bewunderte die schönen Frauen voller Respekt. Es war furchtbar für ihn, wenn es Streit gab, und die Frau jetzt war so schön, wie er nie eine gesehen hatte, und sein Herr stritt sich mit ihr, und sie sagte seinem Herrn schlimme Sachen.
    «Señor», sagte er. «Verzeihung. Ich muß Sie in der Küche sprechen.»
    «Entschuldige mich bitte, Darling.»
    «Wahrscheinlich ist es etwas Geheimnisvolles», sagte sie und schenkte sich Wein ein.
    «Señor», sagte der Boy, «der Lieutenant hat castellano gesprochen, und er hat gesagt, Sie sollten sofort, wiederhole sofort, kommen. Er hat gesagt, Sie würden schon wissen wohin, und es sei geschäftlich. Ich wollte unser Telefon nicht benützen und habe vom Dorf aus telefoniert. Dann haben sie mir gesagt, wo Sie sind.»
    «Ich danke dir sehr», sagte Thomas Hudson. «Bitte mach ein paar Eier für die Señorita und mich und sag dem Chauffeur, daß er den Wagen fertig machen soll.»
    «Yes, Sir», sagte der Junge.
    «Was ist, Tom? Was Schlimmes?»
    «Ich habe Arbeit.»
    «Aber du sagtest doch, solange der Wind…»
    «Ich weiß. Es ist nicht meine Entscheidung.»
    «Willst du, daß ich hierbleibe?»
    «Du kannst hierbleiben und Toms Briefe lesen, wenn du willst. Der Chauffeur bringt dich dann zum Flugzeug.»
    «Ja.»
    «Du kannst die Briefe auch mitnehmen, wenn du willst, auch alle Bilder, die du haben willst, oder was du gerade siehst. Geh meinen Schreibtisch durch.»
    «Du bist jetzt ganz anders.»
    «Kann sein», sagte er. «Geh ins Atelier hinaus und sieh dir das Zeug an», sagte er. «Es sind ein paar gute dabei, aus der Zeit, ehe wir mit dieser Sache angefangen haben. Nimm dir alles, was du willst. Es ist ein gutes von dir dabei.»
    «Ich nehme es mir», sagte sie. «Du bist schrecklich gut, wenn du gut bist.»
    «Du kannst auch ihre Briefe lesen, wenn du magst. Ein paar davon gehören ins Museum. Nimm sie mit, falls du sie komisch genug findest.»
    «Du redest, als reiste ich mit einem Möbelwagen.»
    «Du kannst sie ja lesen und im Flugzeug aus dem Klo werfen.»
    «Ja.»
    «Ich versuche zurück zu sein, ehe du weg mußt, aber verlaß dich nicht darauf. Wenn ich den Chauffeur selber brauche, schicke ich dir ein Taxi, das dich zum Hotel oder zum Flugplatz bringt.»
    «Ja.»
    «Der Boy wird für dich sorgen. Er kann auch etwas für dich bügeln, und du kannst irgendwelche Sachen von mir anziehen, was du grade findest.»
    «Ja. Versuch bitte, mich zu lieben, Tom. Wir wollen

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