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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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und er kann es nicht reparieren.»
    «Aber er versucht, was hereinzukriegen», sagte Ara. «Willie paßt auf, daß er nicht einschläft.»
    «Und wer paßt auf Willie auf?»
    «Er ist ganz wach», sagte Ara. «Er schläft so wenig wie du.»
    «Und du selber?»
    «Ich halt’s die ganze Nacht durch, wenn du willst. Soll ich das Ruder mal nehmen?»
    «Nein, dann hab ich ja nichts zu tun.»
    «Ist dir sehr mies, Tom?»
    «Ich weiß nicht, wie mies einem sein kann.»
    «Laß sein», sagte Ara. «Soll ich dir die Lederflasche mit dem Wein holen?»
    «Nein. Bring mir eine Flasche mit kaltem Tee. Und sieh nach, was Peters und Willie machen. Sieh alles nach.»
    Ara ging von der Brücke, und Thomas Hudson war allein mit der Finsternis und der See, und er steuerte noch immer, als wäre das Schiff ein Pferd und raste bergab durch die Schluchten.
    Henry kam mit dem Tee zurück.
    «Alles in Ordnung, Tom?» fragte er.
    «Alles.»
    «Peters hört den Polizeifunk von Miami ab, mit dem alten Radio. Er hat die ganzen Patrouillenwagen an der Strippe, und Willie versucht mit ihnen zu reden. Ich hab ihm gesagt, daß er’s sein lassen soll.»
    «Gut.»
    «Auf UKW quatscht irgendwer Deutsch, aber Peters sagt, daß es ein U-Boot von einem dieser Wolfsrudel ist und daß sie weit weg sind.»
    «Dann könnte er sie nicht hören.»
    «Es ist ganz komisch, heute nacht.»
    «Findest du es so komisch?»
    «Ich weiß nicht, ich sag’s bloß. Laß mich mal ans Ruder. Sag mir den Kurs und geh hinunter.»
    «Hat Peters es ins Journal eingetragen?»
    «Klar.»
    «Sag Juan, er soll mir den Standort geben, und Peters soll ihn eintragen. Wann haben die Schweine geredet?»
    «Als ich heraufkam.»
    «Laß dir von Juan den Standort geben und trag ihn sofort ein.»
    «Ja, Tom.»
    «Was machen unsere komischen Figuren da unten?»
    «Sie schlafen. Gil auch.»
    «Setz die Toppflagge und laß Peters den Standort ins Journal eintragen.»
    «Willst du ihn auch wissen?»
    «Ich weiß schon, wo wir sind.»
    «Tom», sagte Henry, «nimm’s ein bißchen leichter.»
    Henry kam auf die Brücke, aber Thomas Hudson hatte keine Lust zu reden, und Henry blieb bei ihm auf den Ruderdeck und lehnte sich gegen die Reling, um fester zu stehen. Nach einer Stunde sagte er: «Da ist ein Feuer, Tom, zwei Strich an Steuerbord.»
    «Aye.»
    Als er das Feuer querab hatte, änderte er den Kurs, und sie liefen vor der See her. «Jetzt geht’s in den Stall», sagte er zu Henry. «Die Einfahrt haben wir. Weck Juan. Er soll heraufkommen. Und macht die Augen auf. Das Feuer hast du ziemlich spät gesehen.»
    «Entschuldigung, Tom. Ich geh Juan holen. Sollen wir nicht lieber vier Mann aufziehen lassen?»
    «Erst wenn es hell wird», sagte Thomas Hudson. «Ich geb dir Bescheid.»
    Thomas Hudson überlegte. Sie könnten über das Riff hinweggekommen sein, aber ich glaub’s nicht ganz. Im Dunkeln hätten sie es nicht versucht, und bei Tag sieht das Riff zu böse aus für diese Tiefseefahrer. Wahrscheinlich haben sie abgedreht, wo ich den Kurs geändert habe. Dann wären sie uns ein ganzes Stück voraus und würden wahrscheinlich die erste Landmarke ansteuern, die sie von Kuba zu sehen bekommen. Da sie in keinen Hafen einlaufen wollen, werden sie sich mit dem Wind die ganze Küste hinuntertreiben lassen. Nach Confites werden sie sowieso nicht gehen. Sie wissen, daß dort eine Funkstation ist. Aber sie werden sich Proviant und Wasser beschaffen müssen. Tatsächlich wäre es für sie das Beste, wenn sie so dicht wie möglich an Havanna herankämen und irgendwo bei Bacuranao an Land gingen und sich von dort in die Stadt schmuggelten. Ich werde ihn nicht fragen, was wir machen sollen, aber ich werde in Confites einen Funkspruch absetzen. Das kostet uns Zeit, wenn er nicht da ist, aber ich werde es ihm durchsagen, wie’s steht und was wir unternehmen, dann kann er sich selber entscheiden. Und Guantanamo und Camaguey und La Fe können sich auch entscheiden und der FBI auch, und nächste Woche veranlassen sie dann vielleicht etwas.
    Scheiße, dachte er, ich kriege sie diese Woche. Sie müssen irgendwo Wasser an Bord nehmen und das Viehzeug kochen, sonst krepiert’s und verdirbt. Es kann gut sein, daß sie nur nachts unterwegs sind und sich tagsüber irgendwo verkriechen. Logisch wäre es. Jedenfalls würde ich es so machen. Ich muß einfach versuchen, wie ein intelligenter Deutscher zu denken und mich in die Lage dieses U-Boot-Kommandanten versetzen. Leicht hat er es nicht, dachte Thomas Hudson.

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