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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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darunter.»
    «In Ordnung, Tom. Soll ich dabei sein, bei dem Begräbnis?»
    «Nein. Ara und Gil bringen ihn an Land. Mach die Aufschrift auf dem Brett und beruhige dich. Laß dir was zu trinken geben.»
    «Sobald Peters was von Guantanamo gehört hat, geb ich’s herauf. Du willst nicht runterkommen?»
    «Nein. Ich ruhe mich hier aus.»
    «Wie ist es denn auf der Brücke von so einem Schlachtschiff wie unserem, mit der ganzen Verantwortung und der ganzen Hurenscheiße?»
    «Es ist gerade dasselbe, wie wenn du deinen Vers auf das Brett schreibst.»
    Als der Funkspruch von Guantanamo eintraf und dechiffriert war, lautete er: fortsetzt sorgfältige suche westwärts.
    Wir sind gemeint, sagte Thomas Hudson zu sich. Er legte sich nieder und war sofort eingeschlafen. Henry deckte ihn mit einer leichten Decke zu.

9
    Eine Stunde vor Tag war er an Deck gegangen und hatte das Barometer kontrolliert. Es war zehn Millimeter gefallen, und er weckte seinen Steuermann und zeigte es ihm.
    Der Steuermann sah ihn an und nickte.
    «Du hast die Regenschauer über Romano gestern gesehen», flüsterte er. «Das zieht südwärts ab.»
    «Machst du mir bitte etwas Tee?» fragte Thomas Hudson.
    «Ich habe eine Flasche Tee auf Eis liegen.»
    Er ging nach achtern, fand einen Besen und eine Pütz und wusch das Achterdeck. Es war schon gespült worden, aber er schrubbte es noch einmal und spülte den Besen aus. Dann nahm er die Flasche mit dem kalten Tee mit aufs Peildeck und wartete auf den Morgen.
    Ehe es hell wurde, nahm der Steuermann den Heckanker an Deck. Danach hievte er mit Ara den Steuerbordanker, und dann half ihnen Gil, das Dingi an Deck zu holen. Am Ende lenzte der Steuermann die Bilge und kümmerte sich um die Motoren.
    Er stecke den Kopf aus dem Niedergang und sagte: «Wir sind klar.»
    «Wie kommt’s, daß wir soviel Wasser gemacht haben?»
    «Es war bloß eine der beiden Stopfbuchsen. Ich hab sie etwas nachgezogen. Aber es ist mir lieber, sie macht etwas Wasser, als daß sie heißläuft.»
    «Gut. Schick mir Ara und Henry herauf. Wir gehen los.»
    Sie hievten den Anker, und er sagte zu Ara: «Zeig mir den Baum noch mal.»
    Ara zeigte hinüber, wo der Baum die Strandlinie eben überragte, und Thomas Hudson machte ein kleines Bleistiftkreuz in die Karte.
    «Peters hat Guantanamo nicht noch mal bekommen?»
    «Nein. Es hat wieder einen Kurzen gegeben.»
    «Schön. Wir sind ihnen auf den Hacken, und voraus warten schon andere auf sie. Unsere Order haben wir jedenfalls.»
    «Glaubst du wirklich, daß der Wind nach Süden umspringt, Tom?» fragte Henry.
    «Wenn’s nach dem Glas geht, tut er’s. Wenn es wieder steigt, werden wir’s sehen.»
    «Gegen vier war’s in der Bilge.»
    «Habt ihr Sandflöhe im Logis gehabt?»
    «Erst als es hell wurde.»
    «Geh trotzdem hinunter und flitte alles aus. Wir brauchen sie ja nicht auch noch spazierenzufahren.»
    Es war ein schöner Tag, und als sie sich nach der Bucht, in der sie gelegen hatten, und nach dem Strand und den struppigen Bäumen von Cayo Cruz umsahen, die sie beide so gut kannten, sahen Thomas Hudson und Ara die hohen Wolkentürme über der Küste. Cayo Romano stieg so weit hinter der Kimm auf, daß es wie die Küste aussah, und hoch darüber türmten sich die Wolken und versprachen Südwind oder Flaute und Regenschauer an Land.
    «Was würdest du jetzt machen, wenn du einer von den Deutschen wärst, Ara?» fragte Thomas Hudson. «Was würdest du denken, wenn du das sähest und wüßtest, daß dich der Wind im Stich läßt?»
    «Ich würde versuchen, dichter an die Küste heranzukommen», sagte Ara. «Ich würde es wahrscheinlich so machen.»
    «Drinnen brauchtest du einen Lotsen.»
    «Ich würde mir einen schnappen», sagte Ara.
    «Und wo?»
    «Einen von den Fischern auf Anton oder an Land auf Romano. Oder auf Coco. Da sind sie jetzt beim Fischesalzen. Auf Anton finden sie womöglich sogar ein Boot mit einem Motor.»
    «Wir versuchend mit Anton», sagte Thomas Hudson. «Es ist schön, morgens aufzuwachen und am Ruder zu stehen und die Sonne im Rücken zu haben.»
    «So habe ich mir die Seefahrt vorgestellt, immer die Sonne im Rücken und immer solches Wetter.»
    Es war ein richtiger Sommertag, und am Morgen hatten sich die Gewitter noch nicht gebildet. Der Tag war wie eine freundliche Verheißung, und die See war ruhig und spiegelte. Bis das Lot keinen Grund mehr fand, sahen sie den Meeresgrund deutlich, und dann tauchte weit draußen und genau, wo es auftauchen mußte, Minerva

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