Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
sorgfältige suche westwärts. Am Ende folgte die Codenummer.
    «Danke», sagte er. «Bringt es mir herauf, wenn etwas Neues kommt.»
    «Natürlich. Schlaf weiter, Tom.»
    «Ich hab gerade so schön geträumt.»
    «Erzähl mir’s nicht», sagte Ara. «Vielleicht geht’s in Erfüllung.»
    Er schlief wieder ein, und beim Einschlafen mußte er lächeln. Er führte ja den Befehl schon aus, er war ja dabei, westwärts sorgfältig zu suchen. Ich bin schon ziemlich weit im Westen, dachte er. Wahrscheinlich meinen sie so weit westlich gar nicht.
    Er schlief, und er träumte, daß die Holzhütte abgebrannt war, und jemand hatte sein Kitz umgebracht, das zu einem jungen Bock herangewachsen war. Jemand hatte auch seinen Hund umgebracht, und er fand ihn unter einem Baum und wachte schweißnaß auf.
    Träumen ist wahrscheinlich auch kein Ausweg, sagte er zu sich. Ich kann genausogut selber weitermachen, ohne Hoffnung auf schmerzstillende Sachen. Fang an und denke es durch.
    Alles, was du jetzt hast, ist dein Hauptproblem und deine übrigen Schwierigkeiten. Mehr hast du nicht, also steh dazu. Da du nicht mehr gut träumen kannst, brauchst du auch nicht mehr zu schlafen. Lieg nur da und laß deinen Kopf arbeiten, bis er es sein läßt. Und wenn du einschläfst, so rechne damit, daß es schrecklich wird. Die Schrecken sind alles, was beim Roulette für dich herausgesprungen ist, das jetzt in Gange ist. Du hast deinen Einsatz gemacht und hast ihn verdoppelt, und dann ist die Kugel gelaufen, und was für dich herausgekommen ist, ist dieser dünne, scheußliche Schlaf. Es fehlt nicht viel, und du schläfst überhaupt nicht mehr. Aber das ist der Preis, den du zahlen mußt für das, was du hast, also steh zu dem Handel. Du bist jetzt schön schläfrig. Also schlaf und rechne damit, daß du schweißüberströmt aufwachst. Was weiter? Nichts weiter. Aber denk mal an die Zeit zurück, als du Nacht für Nacht mit der Frau geschlafen hast und immer glücklich warst und nie aufgewacht bist, es sei denn, sie hätte dich geweckt, weil du sie in die Arme nehmen solltest. Denk ruhig daran, Thomas Hudson. Du wirst sehen, wie gut es dir tut.
    Ich möchte wissen, wieviel Verbandszeug sie für den zweiten Verwundeten haben. Wenn sie Zeit gehabt haben, das Verbandszeug herauszubekommen, so haben sie auch Zeit gehabt, sich mit anderen Sachen zu versehen. Was für Sachen? Was können sie haben, wovon du nichts weißt? Es kann nicht viel sein. Vielleicht Pistolen und ein paar Maschinenpistolen. Vielleicht ein paar Sprengkörper, mit denen sie irgend etwas anstellen können. Immerhin mußt du damit rechnen, daß sie ein Maschinengewehr haben. Vielleicht auch nicht. Sie werden keine Lust haben zu kämpfen. Am liebsten wären sie über alle Berge und auf einem spanischen Schiff. Wenn sie in der Lage wären, einen Kampf zu riskieren, wären sie in jener Nacht umgedreht und hätten Confites überfallen. Aber vielleicht hat sie auch etwas vorsichtig gemacht. Vielleicht haben sie unsere Ölfässer am Strand gesehen und gedacht, daß wir nachts dort liegen. Sie konnten ja nicht wissen, wer wir sind. Aber sie können unsere Ölfässer gesehen und sich gesagt haben, da ist irgend etwas in der Nähe, was eine Menge Treibstoff verbraucht. Außerdem haben sie sich wahrscheinlich mit den Verwundeten, die sie an Bord hatten, auf einen Kampf nicht einlassen wollen. Aber das Boot mit den Verwundeten hätten sie auch draußen lassen können, und währenddessen wären sie hereingekommen und hätten die Funkstation besetzt, wenn sie mit dem anderen U-Boot hätten wegkommen wollen. Ich möchte wissen, was aus dem geworden ist. Irgend etwas ist sonderbar an der Sache.
    Denk an etwas Hübscheres. Denk an morgen früh, wenn du am Ruder stehst und du hast die Sonne im Rücken. Aber denk auch daran, daß sie jetzt nicht nur die ganzen eingesalzenen Fische haben, sondern auch jemanden, der die Gegend kennt, und daß du deinen Kopf anstrengen mußt. Er schlief ein und schlief ziemlich gut, bis ihn zwei Stunden vor Tag die Sandflöhe weckten. Das Nachdenken über seine Probleme hatte ihm gutgetan, und sein Schlaf war traumlos gewesen.

12
    Sie liefen vor Sonnenaufgang aus. Thomas Hudson steuerte das Schiff die Fahrrinne hinunter, die zwischen den grauen Mudbänken an beiden Seiten wie ein Kanal aussah. Als die Sonne heraus war, hatten sie die Enge zwischen den beiden Untiefen hinter sich gebracht, und er steuerte rechtweisend Nord, um zwischen den gefährlichen Felsenklippen des

Weitere Kostenlose Bücher