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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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äußeren Riffs hindurch das blaue Meer zu erreichen. Der Weg war etwas länger als die innere Durchfahrt, aber viel sicherer.
    Es war windstill. Die See hatte sich beruhigt, so daß kein Schwell mehr über die Felsen hinbrandete, und die Sonne stieg höher. Ein heißer, diesiger Tag kündigte sich an, und am Nachmittag würde es neue Regenschauer geben.
    Sein Steuermann kam auf die Brücke und sah sich um. Dann suchte er sorgfältig die Küste ab, bis zu dem hohen, häßlichen Leuchtturm hinauf.
    «Wir hätten leicht drinnen bleiben können.»
    «Ja», sagte Thomas Hudson. «Aber ich glaube, so ist es besser.»
    «Es wird wie gestern, nur heißer.»
    «Viel weiter kommen sie nicht.»
    «Sie kommen überhaupt nicht weiter. Sie liegen irgendwo herum bei der Flaute. Du willst dich bei dem Leuchtturm erkundigen, ob sie zwischen Paredon und Coco hindurchgegangen sind, stimmt’s?»
    «Ja.»
    «Ich werde an Land gehen. Ich kenne den Leuchtturmwärter. Du kannst draußen liegenbleiben, hinter der kleinen Insel gerade vor dem Kap. Es dauert nicht lange», sagte Antonio.
    «Wir brauchen nicht einmal zu ankern.»
    «Du hast kräftige Leute an Bord, die den Anker wieder hoch kriegen können.»
    «Schick mir Ara und Willie, wenn sie gegessen haben. So dicht unter den Leuchtturm wagen sie sich nicht, und die Sonne blendet mich so gottverdammt, daß überhaupt nichts zu sehen ist. Aber schick Henry und George auch herauf. Wir können es genausogut ordentlich machen.»
    «Denk daran, daß die Felsen bis in dein blaues Meer hier reichen, Tom.»
    «Ich weiß. Ich kann sie auch sehen.»
    «Willst du deinen Tee kalt haben?»
    «Bitte. Und ein Sandwich. Aber schick mir zuerst die Männer herauf.»
    «Sie kommen gleich. Ich schick dir den Tee und mach mich klar, um an Land zu gehen.»
    «Sei vorsichtig, wenn du mit ihnen redest.»
    «Deshalb will ich’s selber machen.»
    «Häng auch ein paar Angelleinen heraus. Es sieht harmloser aus, wenn wir zum Leuchtturm kommen.»
    «Ja», sagte der Steuermann. «Vielleicht fangen wir etwas und können es den Leuchtturmleuten mitbringen.»
    Die vier Männer kamen herauf und nahmen ihre Posten ein.
    Henry fragte: «Hast du etwas entdeckt, Tom?»
    «Eine Schildkröte. Und eine Möwe, die um die Schildkröte herumflog. Es sah aus, als wollte sie sich draufsetzen, aber sie hat es sein lassen.»
    «Mi capitan», sagte George, der Baske, der noch größer als Ara war, ein kräftiger Kerl und guter Seemann, Ara aber in vieler Hinsicht unterlegen.
    «Mi Señor obispo», sagte Thomas Hudson.
    «Okay, Tom», sagte George. «Wenn ich ein richtiges großes U-Boot sehe, soll ich es aussingen?»
    «Wenn du ein so großes siehst wie damals, dann behalt’s lieber für dich.»
    «Ich träume nachts noch davon», sagte George.
    «Red nicht davon», sagte Willie. «Ich habe gerade gefrühstückt.»
    «Als wir ranfuhren, habe ich meine cojones gemerkt. Sie kamen hoch wie ein Fahrstuhl», sagte Ara. «Wie war dir eigentlich zumute, Tom?»
    «Ich hatte die Hose voll.»
    «Ich sah sie auftauchen», sagte Ara. «Als nächstes hörte ich Henry sagen: ‹Da kommt ein Flugzeugträger.›»
    «So sah’s auch aus», sagte Henry. «Es hilft nichts, ich kann’s nur noch mal sagen.»
    «Mir hat das Aas das ganze Leben verdorben», sagte Willie. «Ich bin nicht mehr der Alte seitdem. Wenn mir einer 10 Cents gegeben hätte, ich wäre nie wieder zur See gefahren.»
    «Hier sind zwanzig», sagte Henry. «Steig aus in Paredon Grande. Vielleicht können sie dir dort herausgeben.»
    «Brauch ich nicht. Ich nehme ‘nen Umsteiger.»
    «So siehst du aus», sagte Henry. Seit den letzten beiden Aufenthalten in Havanna stimmte etwas zwischen ihnen nicht mehr recht.
    «Paß mal auf, Wohltäter», sagte Willie. «Wenn wir hinter U-Booten her wären, hättest du schnell noch einen genommen, ehe du heraufkamst. Wir jagen bloß ein paar Krauts in einer offenen Hulk. Mit denen kannst du’s sogar aufnehmen.»
    «Nimm die 20 Cents trotzdem», sagte Henry. «Du brauchst sie vielleicht noch mal.»
    «Steck sie dir in den…»
    «Hört auf, ihr zwei. Aufhören», sagte Thomas Hudson und sah sie beide an.
    «Tut mir leid, Tom», sagte Henry.
    «Mir tut’s nicht leid, aber ich entschuldige mich», sagte Willie.
    «Guck mal hinüber, Tom», sagte Ara, «da drüben unter Land…»
    «Das ist der Felsen, eben noch unter Wasser», sagte Thomas Hudson. «Der Karte nach liegt er etwas weiter östlich.»
    «Nein, ich meine eine halbe Meile weiter

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