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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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wenn einem plötzlich ein Auto auf der falschen Straßenseite entgegengerast kam. Aber Ara hörte den Motor, wendete den Kopf und winkte ihn an den Strand. Thomas Hudson fuhr so dicht wie möglich an Ara heran.
    Der Baske stieg ein. Er trug den nino. in den Regenmantel eingewickelt, den Lauf gesenkt, auf der rechten Schulter seines alten, gestreiften Strandhemdes. Er sah zufrieden aus.
    «Fahr weiter, so weit es geht. Da treffen wir Willie.»
    «Ist das eines von den Booten?»
    «Klar. Aber ich bin sicher, daß sie es aufgegeben haben. Es regnet gleich, Tom.»
    «Hast du irgend etwas gefunden?»
    «Nichts.»
    «Ich auch nicht.»
    «Die Insel ist hübsch. Ich habe einen alten Pfad zur Wasserstelle gefunden. Aber es ist niemand dort gewesen.»
    «Auf Willies Seite gibt es auch Wasser.»
    «Da ist Willie», sagte Ara. Er saß am Strand, hatte sich die Hosen hochgekrempelt, und der niño lag auf seinem Schoß. Thomas Hudson steuerte zu ihm hinüber. Willie blickte ihnen entgegen. Das schwarze Haar hing ihm schweißnaß in die Stirn, und sein gutes Auge guckte blau und böse.
    «Wo habt ihr beiden Scheißkerle denn gesteckt?» fragte er.
    «Wann sind sie hier gewesen, Willie?»
    «Den Scheißhaufen nach gestern», sagte Willie. «Oder soll ich vielleicht sagen: Ihrer Verdauung nach zu schließen?»
    «Wie viele sind es?»
    «Der Verdauung nach acht, und drei haben Dünnschiß.»
    «Sonst noch etwas?»
    «Sie haben einen Scout oder Lotsen, oder was für einen Dienstgrad er hat.»
    Der Lotse, den sie sich geschnappt hatten, war ein Fischer, der eine Hütte mit einem Dach aus Palmblättern hatte und beim Einsalzen von Barracudas gewesen war, die er zuvor auf einem Brett in Streifen geschnitten hatte, um sie den Chinesen zu verkaufen, die Fisch für die chinesischen Krämer aufkauften, die ihrerseits die getrockneten Streifen in ihren Läden als Kabeljau verkaufen würden. Dem Brett nach zu schließen hatte der Fischer schon eine ganze Menge Fisch eingesalzen und getrocknet gehabt.
    «Krauts jetzt viel Kabeljau mangi-mangi», sagte Willie.
    «Wie redest du denn?»
    «Wie mir’s paßt», sagte Willie. «Hier hat ja jeder seine Privatsprache. Die Basken zum Beispiel. Oder hast du etwas einzuwenden gegen meine?»
    «Weiter.»
    «Schlafen hier. Einer rauchen», sagte Willie. «Essen Fleisch von Schwein. Alle von Massaker-Insel haben. Chef von Krauts nicht haben kriegen Dosenware oder aufgegessen.»
    «Hör mit dem Unsinn auf und rede jetzt richtig.»
    «Alte Massa Hudson ganze Nachmittag verlieren wegen Regengüsse, die mit Wind sind plötzlich. Können grad so gut auf alten Pampas-Gaucho Willie horchen, Willie ihnen sagen…»
    «Hör auf damit.»
    «Hör mal, Tom. Wer hat die Krauts zweimal gefunden?»
    «Was ist mit dem Boot?»
    «Sein im Eimer. Ganze Länge viel kaputt sein. Heck fehlt Brett.»
    «Sie sind irgendwo aufgelaufen. Es war vielleicht nicht hell genug, als sie hereingekommen sind.»
    «Vermutlich. Ich hör jetzt auf mit dem Schiet. Sie sind der Sonne nach, nach Westen. Acht sind’s und der Lotse. Vielleicht auch neun, falls der Kapitän in Anbetracht seiner außerordentlichen Verantwortung nicht scheißen konnte, wie unser großer Führer ja auch mitunter Schwierigkeiten hat, was das betrifft, und jetzt fängt’s an zu regnen. Das Boot, das sie dagelassen haben, stinkt und ist voll Schweine-und Hühnerdreck, und der Kamerad, den wir begraben haben, hat auch was hinterlassen. Einen Verwundeten haben sie noch bei sich, aber den alten Bandagen nach, die hier rumliegen, ist’s nicht weiter schlimm.»
    «Eitrig?»
    «Ja, aber sauberer Eiter. Willst du dir alles ansehen, oder genügt dir’s, wenn ich’s sage?»
    «Ich verlasse mich auf alles, was du sagst, aber sehen möchte ich es trotzdem.»
    Er sah sich alles an, die Spuren, die Feuerstelle, wo sie geschlafen und gekocht hatten, die Verbände, das Gebüsch, das sie als Latrine gebraucht hatten, und die Spur, die der Schildkrötenfänger im Sand hinterlassen hatte, als sie ihn heraufgezogen hatten. Es regnete jetzt sehr, und die ersten Böen setzten ein.
    «Zieht euch die Mäntel an und steckt die niños darunter», sagte Ara. «Ich muß sie mir heute abend sowieso vornehmen.»
    «Ich werd dir helfen», sagte Willie. «Wir sitzen ihnen genau im Nacken, Tom.»
    «Es gibt eine verdammte Menge Inseln, und jetzt haben sie einen, der die Gegend kennt.»
    «Es ist immer die alte Leier mit dir», sagte Willie. «Was kann er hier schon kennen, was uns nicht auch

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