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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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drinnen.»
    «Das ist ein Mann, der Krebse fängt oder seine Körbe nachsieht.»
    «Sollen wir mit ihm reden?»
    «Der gehört zum Leuchtturm, und Antonio geht an Land, um mit ihnen dort zu reden.»
    «Fiisch! Fiiisch!» schrie sein Steuermann, und Henry fragte: «Soll ich ihn holen?»
    «Ja. Schick Gil herauf.»
    Henry ging an Deck, und nach einer Weile jumpte der Fisch und zeigte sich. Es war ein Barracuda. Und wieder einen Moment später hörte er Antonio ächzen, der den Barracuda an der Harpune hatte, und danach hörte er die krachenden Schläge der Handspake auf dem Kopf des Fischs. Er wartete darauf, daß der Fisch wieder ins Wasser klatschte, und sah achteraus, um zu sehen, wie groß er gewesen war, aber Antonio warf den Fisch nicht ins Wasser, und ihm fiel ein, daß die Barracudas in dieser Gegend eßbar waren und Antonio ihn zum Leuchtturm mitnehmen wollte. Gleich darauf hörte er es wieder zweimal «Fiiisch!» rufen, und diesmal jumpte nichts, und er hörte, wie die Leine singend auslief. Er drehte aufs offene Wasser hinaus und drosselte die Motoren. Dann, während die Leine weiter auslief, ging er mit einem Motor in den Leerlauf und drehte auf den Fisch zu.
    «Ein Wahoo», rief sein Steuermann herauf. «Ein großer.»
    Henry holte den Fisch unters Heck, und sie sahen achteraus und sahen ihn in der blauen Tiefe. Er war lang und sonderbar gefleckt, und man sah deutlich seine Streifen. Als sie ihn fast mit der Harpune erreichen konnten, warf er sich herum, stieß wieder in die Tiefe hinunter und war in dem klaren Wasser verschwunden, ehe man mit den Fingern schnipsen konnte.
    «Das machen sie jedesmal», sagte Ara. «Sie schießen los wie eine Granate.»
    Henry brachte ihn schnell wieder herauf, und sie sahen zu, wie er ihn harpunierte und wie der Fisch steif und zitternd an Bord geholt wurde. Er war hellblau gestreift, und seine rasiermesserscharfen Kiefer schnappten zu in leerem Krampf. Antonio warf ihn ins Heck, und der Fisch peitschte die Decksplanken mit seinem Schwanz.
    «Que peto mas hermoso!» sagte Ara.
    «Ein schöner Wahoo», gab Thomas Hudson zu, «nur wir verlieren hier den ganzen Morgen, wenn wir so weitermachen. Laßt die Leinen draußen, aber nehmt die Vorfächer ab», sagte er dem Steuermann. Er steuerte dicht an den Leuchtturm heran, der auf einer hohen Felsspitze stand, und versuchte, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Trotzdem tat er, als fischten sie. Die Angelruten bogen sich unter der Last der nachschleppenden Leinen.
    Henry kam herauf und sagte: «Schöner Fisch, was? Den hätte ich gerne an einer ganz leichten Rute gehabt. Haben sie nicht eine komische Kopfform?»
    «Was wird er wiegen?» fragte Willie.
    «Ungefähr sechzig Pfund», sagte Antonio. «Tut mir leid, daß ich keine Zeit hatte, dich herunterzuholen, Willie. Der wäre genau richtig für dich gewesen.»
    «Ist schon gut», sagte Willie. «Ich hätte ihn nicht so schnell gekriegt wie du, und wir müssen schließlich weiter. Aber hier würden wir bestimmt eine Menge Fische kriegen.»
    «Nach dem Krieg kommen wir wieder her.»
    «Bestimmt», sagte Willie. «Nach dem Krieg geh ich nach Hollywood und werde technischer Sachverständiger, wie man sich unter Wasser den Arsch wischt.»
    «Das ist der Job für dich.»
    «Ist er auch. Ich studiere die Sache seit einem Jahr, um mich auf meine Karriere vorzubereiten.»
    «Was ist mit dir, Willie? Du hast ja heute eine gottverfluchte Laune», sagte Thomas Hudson.
    «Keine Ahnung. Ich bin gleich so aufgewacht.»
    «Dann geh mal in die Kombüse hinunter, sieh nach, ob der Tee kalt ist und bring mir die Flasche herauf. Antonio schlachtet den Fisch aus. Und mach mir bitte ein Sandwich.»
    «Mach ich. Was für ein Sandwich?»
    «Erdnußbutter und Zwiebeln, wenn genug Zwiebeln da sind.»
    «Erdnußbutter und Zwiebeln, Sir.»
    «Und sieh zu, daß du andere Laune kriegst.»
    «Ja, Sir. Laune ist ausgewechselt, Sir.»
    Als er weg war, sagte Thomas Hudson: «Treib’s nicht so wild mit Willie, Henry. Ich brauche den Kerl, und er macht seine Sache gut. Er hat bloß miese Laune.»
    «Ich versuche ja alles, aber es ist schwierig mit ihm.»
    «Dann streng dich noch ein bißchen mehr an. Du hast ihn mit deinen 20 Cents aufgezogen.»
    Thomas Hudson sah auf die stille See hinaus, die vor ihm lag, und auf den unschuldigen Strich, den das Riff an Backbord voraus durch das Meer zog. Wenn er die Sonne im Rücken hatte, fuhr er gerne an einem bösartigen Riff entlang. Es entschädigte ihn für die Zeiten,

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