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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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nicht.»
    «Bitte, Tom, wenn du nichts dagegen hast.»
    «Ich hab schon ja gesagt.»
    «Entschuldigung, Tom. Ich denke nur, daß ein Lotse sie vielleicht hineingebracht hat. Wir sind mal drin gewesen.»
    «Und wir sind auf demselben Weg wieder herausgekommen.»
    «Ich weiß. Aber der Wind könnte ihnen weggeblieben sein, dann hätten sie sich hier verkriechen müssen. Es wäre schade, wenn wir daran vorbeiliefen.»
    «Das ist richtig. Aber der Abstand ist viel zu groß, um einen Mast sehen zu können. Wahrscheinlich hätten sie sich auch ein paar Mangroven abgeschnitten und den Mast getarnt.»
    «Vielleicht», sagte Gil mit seinem spanischen Dickkopf. «Aber ich kann gut sehen, und das Glas ist gut, und das Schiff bewegt sich nicht, so daß ich gut sehen kann, und…»
    «Ich hab ja gesagt, daß ich einverstanden bin.»
    «Ich weiß. Ich wollt’s nur erklären.»
    «Ich hab’s kapiert», sagte Thomas Hudson. «Und wenn du deinen Mast findest, kannst du ihn mit Erdnußbutter beschmieren und mir in den Arsch stecken.»
    Gil war etwas gekränkt darüber. Trotzdem mußte er lachen, besonders über die Erdnußbutter, und er suchte die Mangroven ab, bis ihm das scharfe Glas fast die Augen aus dem Kopf schraubte.
    An Deck redete Thomas Hudson mit Willie. Er ließ das Meer und die Küste dabei nicht aus den Augen. Es war verblüffend, wie wenig man sah, wenn man nicht mehr auf der Brücke stand, und er hielt es für Unsinn, seinen Posten zu verlassen, solange an Deck alles klar war. Er versuchte immer, den nötigen Kontakt zu halten und diese idiotischen Kontrollen zu vermeiden, bei denen doch nichts herauskam. Er hatte mit der Zeit immer mehr Verantwortung auf Antonio abgeschoben, der ein viel besserer Seemann war als er selber, und auf Ara, und der war der bessere Mann. Sie taugen beide mehr als du, dachte er, aber das Sagen hast du trotzdem. Du kannst dich dabei aber auf ihre Kenntnisse und ihren Riecher und ihren Charakter stützen.
    «Willie», fragte er, «wie geht es dir wirklich?»
    «Es tut mir leid, daß ich mich wie ein Esel benommen habe, Tom, aber mir geht’s irgendwie mies.»
    «Du weißt, wie wir es mit der Trinkerei an Bord halten», sagte Thomas Hudson. «Vorschriften gibt’s nicht. Ich mag diese Korinthenkackerei von wegen Ehre und so nicht.»
    «Ich weiß», sagte Willie. «Du weißt, daß ich kein Säufer bin.»
    «Wir fahren hier keine Säufer spazieren.»
    «Außer Peters.»
    «Den fahren wir auch nicht spazieren, den haben sie uns an Bord geschickt. Außerdem hat er auch seine Probleme.»
    «Sein ganzes Problem ist Old Angus», sagte Willie. «Und seine Scheißprobleme sind gottverdammt schnell zu unseren Problemen geworden.»
    «Lassen wir ihn aus dem Spiel», sagte Thomas Hudson. «Quält dich etwas?»
    «Bloß allgemein.»
    «Was?»
    «Ich weiß, daß ich halb verrückt bin, und du bist auch halb verrückt, und wir sind überhaupt ein Haufen von halben Heiligen, und halb kaputt sind wir auch.»
    «Du magst die halben Heiligen und die Halbkaputten nicht?»
    «Doch, ich kenne sie, und ich mag sie verdammt. Aber ich bin normale Verhältnisse gewöhnt.»
    «Willie, du bist ganz normal. Die Sonne bekommt nur deinem Kopf nicht, und die Trinkerei ist auch nicht gut für dich.»
    «Das weiß ich selber», sagte Willie. «Ich versuch auch nicht, hier das Arschloch zu spielen, Tom, aber bist du schon mal richtig verrückt gewesen?»
    «Nein, das habe ich immer verpaßt.»
    «Es ist ziemlich beschissen», sagte Willie. «Und wenn’s auch nur ein Moment ist, es dauert immer zu lange. Aber das Trinken kann ich nachlassen.»
    «Das ist nicht nötig. Trink einfach nicht zuviel, wie du es immer gemacht hast.»
    «Ich trink bloß, weil ich’s hinausschieben will.»
    «Wir trinken alle bloß wegen irgendwas.»
    «Klar, aber ich wollte keinen Witz machen. Denk bloß nicht, daß ich dich belügen will, Tom.»
    «Wir schwindeln alle. Aber ich glaube nicht, daß du mich absichtlich belügst.»
    «Hau ab auf dein Peildeck», sagte Willie. «Ich seh dich die ganze Zeit der See nachgucken, als wenn’s ein Mädchen wäre, das dir durchbrennen will. Ich werde nichts mehr trinken, außer Seewasser vielleicht, und ich werde Ara helfen, die Dinger kaputtzukriegen und wieder zusammenzusetzen.»
    «Trink nicht, Willie.»
    «Wenn ich gesagt habe, ich trinke nicht mehr, dann trink ich nicht mehr.»
    «Gut.»
    «Darf ich dich was fragen, Tom?»
    «Alles, was du willst.»
    «Wie schlimm ist es mit dir?»
    «Ziemlich mies, glaub

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