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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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lassen?»
    «Klar. Und zieh dir eine trockene Hose und ein Hemd an und mach keinen Ärger.»
    «Gar keinen?»
    «Werd mal erwachsen.»
    «Sollst verrecken», sagte Willie und griente.
    «So mag ich dich», sagte Thomas Hudson. «Bleib mal jetzt so.»

14
    In dieser Nacht blitzte und donnerte es schwer, und es regnete bis gegen drei Uhr in der Früh. Peters konnte nichts mit dem Radio hereinbekommen, und sie schliefen alle in dem heißen, dumpfen Logis, bis nach dem Regen die Sandflöhe kamen und einer nach dem andern wach wurde. Thomas Hudson pumpte Flit ins Logis, und alle husteten, aber die Rastlosigkeit und das Klatschen ließen nach.
    Er weckte Peters, indem er ihn ausgiebig mit der Flitspritze besprühte, und Peters, der die Kopfhörer noch auf hatte, schüttelte den Kopf und sagte sanft: «Ich hab’s wirklich versucht, Tom, die ganze Zeit. Es war einfach nichts.»
    Thomas Hudson leuchtete mit der Taschenlampe nach dem Barometer. Es stieg. Dann bekommen sie Wind, dachte er. Daß sie kein Glück haben, können sie nicht behaupten. Das mußt du berücksichtigen.
    Er ging wieder aufs Achterdeck und sprühte so viel Flit hinunter, wie es ging, ohne die Männer zu wecken. Danach saß er im Heck und beobachtete die klare Nacht, und gelegentlich besprühte er sich selbst mit Flit. Sie waren knapp an Moskito-Spray, aber Flit hatten sie genug. Wenn man geschwitzt hatte, brannte es auf der Haut, aber es war besser als die Sandflöhe. Der Unterschied zwischen ihnen und den Moskitos war, daß man sie nicht hören konnte, bevor sie zustachen, und daß die Stiche sofort wirkten. Die Stiche schwollen bis zur Größe einer kleinen Erbse an. An manchen Stellen der Küste und auf den Inseln waren die Sandflöhe wilder als anderswo, jedenfalls waren ihre Bisse viel lästiger, aber er dachte, das kann auch am Zustand unserer Haut liegen und daran, wie verbrannt und rauh sie ist. Ich weiß nicht, wie die Eingeborenen es aushalten. Sie müssen ziemlich abgehärtet sein, wenn sie hier an der Küste oder auf den Bahamas leben und der Passat ausbleibt.
    Er saß auf dem Achterdeck, sah sich um und horchte. In großer Höhe flogen zwei Flugzeuge, und er hörte dem Summen ihrer Motoren zu, bis sie außer Hörweite waren. Das sind die großen Bomber, die auf ihrem Flug nach Afrika oder sonstwohin in Camaguey zwischenlanden, dachte er. Sie haben nichts mit uns zu tun. Immerhin tun ihnen die Sandflöhe nichts. Mir tun sie nichts. Sie sollen zum Teufel gehen, und ich nicht.
    Aber ich wünschte, es würde Tag und wir könnten auslaufen. Wir haben alles abgesucht, und dank Willie haben wir auch das Kap abgesucht. Ich werde die kleine Fahrrinne nehmen, die gleich hinter der Bank anfängt. Da ist nur eine schlechte Stelle, aber morgen kannst du sehen, ob du durchkommst, auch wenn es flau ist. Dann sind wir gleich in Guillermo.
    Im Morgengrauen waren sie unterwegs, und Gil, der die besten Augen hatte, beobachtete die grüne Küstenlinie durch das große Glas. Sie waren dicht genug an den Mangroven, um einen abgebrochenen Mangrovenzweig erkennen zu können. Thomas Hudson stand am Ruder, Henry hatte den Ausguck auf Seeseite. Willie unterstützte Gil.
    «Die sind schon weiter», sagte Willie.
    «Wir müssen trotzdem aufpassen», sagte Ara. Er stand auf Henrys Seite.
    «Klar», sagte Willie, «ich hab’s nur gesagt.»
    «Wo ist denn die Morgen-Patrouille von diesem Scheiß-Tanker in Cayo Frances?»
    «Sonntags fliegen sie nicht», sagte Willie. «Ich glaube, heut ist Sonntag.»
    «Wir werden Wind kriegen», sagte Ara. «Guckt mal die Zirruswolken.»
    «Ich habe nur eine Angst», sagte Thomas Hudson. «Sie könnten durch die Rinne von Cayo Guillermo gegangen sein.»
    «Das werden wir sehen.»
    «Wir sollten das sein lassen und hinfahren», sagte Willie. «Das hier geht mir auf die Nerven.»
    «Den Eindruck habe ich auch manchmal», sagte Henry.
    Willie sah ihn an und spuckte über Bord. «Schönen Dank, Henry», sagte er. «Das ist der Eindruck, den ich erwecken wollte.»
    «Schluß», sagte Thomas Hudson. «Seht ihr das große Korallenriff an Steuerbord, das eben aus dem Wasser guckt? Das ist nichts für uns, meine Herren. Und westlich davon liegt Guillermo. Eine grüne Insel, höchst verheißungsvoll.»
    «Noch eine gottverdammte Insel», sagte Willie.
    «Seht ihr irgendwo Rauch von einem Kohlenbrenner?» fragte Thomas Hudson.
    Gil schwenkte sein Glas sehr sorgfältig und sagte: «Nein, Tom.»
    «Nach dem Regen gestern ist nicht viel Rauch zu

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