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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ich.»
    «Kannst du schlafen?»
    «Nicht viel.»
    «Letzte Nacht?»
    «Ja.»
    «Das kommt vom Strand. Vom Gehen», sagte Willie. «Hau ab und kümmere dich nicht um mich. Ich will zu Ara. Ich will mich am Geschäft beteiligen.»

13
    Sie hatten den Strand bei Puerto Coco nach Spuren abgesucht und waren mit dem Dingi die Mangrovenmauer entlanggefahren, die sich anschloß. Es gab mehrere gute Stellen, wo ein Schildkrötenfänger sich versteckt haben konnte, aber sie fanden nichts, und die Gewitterböen kamen früher auf das Meer heraus. Es goß. Die See sah aus, als steche sie mit weißen, scharfen Stacheln in die Luft.
    Thomas Hudson war den Strand abgeschritten und hinter der Lagune ins Innere der Insel vorgedrungen. Er hatte eine Stelle gefunden, wo sich bei Hochwasser die Flamingos sammelten, und er hatte viele Rote Ibisse gesehen, die cocos, nach denen die Insel genannt war, und ein Pärchen Rosenlöffler, die am Rand der Lagune im Schlamm gründelten. Der scharfe Kontrast zwischen den grauen Schlammbänken und ihrem rosa Gefieder und ihrer zierlichen, schnellen Art, sich fortzubewegen, war schön, und dabei zeigten sie die gräßliche, besinnungslose Freßgier mancher Laufvögel. Er konnte ihnen nicht lange zusehen, da er herausfinden wollte, ob die Leute, hinter denen sie her waren, ihr Boot in den Mangroven versteckt und sich wegen der Moskitos auf der Anhöhe gelagert hatten. Aber bis auf einen aufgegebenen Kohlenmeiler hatte er nichts finden können. Er erreichte den Strand nach der ersten Gewitterbö, und Ara holte ihn mit dem Dingi. Ara machte es Spaß, mit dem Außenbordmotor durch den Gewitterguß zu jagen, und er berichtete Thomas Hudson, daß niemand, der auf der Suche gewesen war, irgendeine Spur gefunden hatte. Außer Willie, der das abgelegenste Strandstück hinter den Mangroven übernommen hatte, waren alle wieder an Bord.
    «Und du?» fragte Ara.
    «Ich habe auch nichts gefunden.»
    «Der Regen wird Willie abkühlen. Ich hole ihn, wenn ich dich an Bord gebracht habe. Was denkst du, wo sie stecken, Tom?»
    «Auf Guillermo. Ich an ihrer Stelle wäre jedenfalls dort.»
    «Ich auch. Willie glaubt es auch.»
    «Wie ging’s ihm?»
    «Er gibt sich große Mühe. Du kennst Willie.»
    «Ja», sagte Thomas Hudson. Sie legten am Schiff an, und er ging an Bord.
    Thomas Hudson sah Ara nach, der das Dingi wie auf dem Teller umdrehte und in dem weißen Regenguß verschwand. Dann rief er hinunter nach einem Handtuch und trocknete sich auf dem Achterdeck ab.
    Henry sagte: «Kann ich dir nicht einen Drink machen, Tom? Du warst wirklich klatschnaß.»
    «Doch, gerne.»
    «Willst du einen Schluck puren Rum?»
    «Das wäre nicht schlecht», antwortete Thomas Hudson. Er ging ins Logis, um sich einen Sweatshirt und Shorts zu holen, und er fand sie alle in guter Stimmung.
    «Wir haben alle einen Rum gehabt», sagte Henry und brachte ihm ein halbvolles Glas. «Ich glaub nicht, daß einer sich etwas wegholt, wenn er sich gleich umzieht.»
    «He, Tom», sagte Peters, «bist du unserem kleinen Gesundtrinkerverein beigetreten?»
    «Wann bist du aufgewacht?» fragte Thomas Hudson zurück.
    «Als jemand gegurgelt hat.»
    «Ich komme auch mal nachts herunter und gurgle. Mal sehen, ob du wach wirst.»
    «Keine Bange, Tom. Willie erledigt das jede Nacht für mich.»
    Thomas Hudson nahm sich vor, den Rum nicht zu trinken, doch als er sah, daß alle einen gehabt hatten und guter Laune waren nach der ergebnislosen Unternehmung, fand er es übertrieben und affig, keinen zu trinken; außerdem hatte er Lust darauf.
    «Nimm mir die Hälfte ab», sagte er zu Peters. «Du bist der einzige Schweinehund, den ich je erlebt habe, der mit den Kopfhörern auf den Ohren besser schläft als ohne.»
    «Ein halber ist gar nichts», sagte Peters und verschanzte sich nicht länger hinter seinem militärischen Getue. «Wenn wir teilen, hat keiner was davon.»
    «Dann nimm dir selber einen», sagte Thomas Hudson. «Ich mag das Zeug genauso gern wie du.»
    Die anderen beobachteten sie, und Thomas Hudson bemerkte, wie Henrys Backenmuskeln zuckten.
    «Trink aus», sagte Thomas Hudson. «Und halte deine geheimnisvolle Maschinerie heute nacht möglichst in Gang. Es ist besser für dich und für uns andere auch.»
    «Für uns alle», sagte Peters. «Wer ist der fleißigste Arbeiter hier an Bord?»
    «Ara», sagte Thomas Hudson und trank zum erstenmal von seinem Rum, während er sich umsah. «Und alle anderen Schweinehunde an Bord dazu.»
    «Auf dein Wohl»,

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