Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
hast keine Ahnung, wie er ging, ehe es mich erwischt hatte. Es hat mich einfach erwischt, vorn über den Sattelknauf weg. Scheiße. Es hat mich richtig erwischt.»
    «Pa, müssen wir wirklich Schnorcheln gehen?» fragte Andrew.
    «Wenn es zu windig ist, nicht.»
    «Wer sagt denn, ob zuviel Wind ist?»
    «Ich sag’s.»
    «Gut», sagte Andrew. «Mir ist jedenfalls zuviel Wind.»
    «Sag mal, Pa, ist eigentlich Old Paint noch auf der Ranch?»
    «Ich glaube», sagte Thomas Hudson, «aber ich habe die Ranch verpachtet.»
    «Wirklich?»
    «Ende vorigen Jahres.»
    «Aber wir können noch hin, nicht wahr?» fragte David schnell.
    «Klar, wir haben noch das große Holzhaus, unten am Flußufer.»
    «Die Ranch war das schönste, wo ich je gewesen bin», sagte Andy. «Außer hier, natürlich.»
    «Ich dachte, in Rochester hätte es dir am besten gefallen», zog ihn David auf. Dort war das Kindermädchen zu Hause gewesen, und sie hatten ihn in den Sommermonaten bei ihr gelassen, wenn sie mit den anderen Jungen in die Berge gegangen waren. – «Dort hat’s mir auch gefallen. Rochester war Klasse.»
    «Weißt du noch, was er sagte, als wir damals zurückkamen und die drei Grislybären geschossen hatten und du es ihm erzählen wolltest, Dave?» fragte Thomas Hudson.
    «Nein, so weit zurück kann ich mich nicht richtig erinnern.»
    «Es war in der Anrichte, wo ihr gegessen habt, und ihr habt euer Kinderessen gegessen, und ihr wolltet es ihm erzählen, und Anna sagte: ‹O David, was muß das aufregend gewesen sein, und was habt ihr dann gemacht?›, und dieser Greis mit seinen fünf oder sechs Jahren sagte ganz ruhig: ‹Das ist ja alles ganz schön und gut, David, ich meine für Leute, denen so etwas Spaß macht. Aber bei uns in Rochester gibt’s keine Grislybären.›»
    «Hast du das gehört, Pferdemensch?» sagte David. «So warst du, so bist du gewesen.»
    Andrew sagte: «Okay. Aber erzählst du ihm auch mal, daß er immer bloß seine Comics lesen wollte, und nicht einmal hinausguckte, wie wir durch die Everglades fuhren, und immer nur seine Comics las, damals, als er auf der Schule war, und wir waren in New York, und er war ganz überkandidelt?»
    «Das weiß ich noch, Pa, brauchst’s mir nicht zu erzählen», sagte David.
    «Du bist ja jetzt drüber hinweg», sagte Thomas Hudson.
    «Mal muß man ja drüber weg. Es wäre doch zu blöd, wenn ich so geblieben wäre.»
    «Erzähl ihnen mal, wie ich gewesen bin, als ich klein war», sagte Tom, rollte sich auf die Seite und griff nach Davids Bein. «Im richtigen Leben bin ich nie so prima wie in den Geschichten von mir, als ich klein war.»
    «Ich weiß noch gut, wie du klein warst», sagte Thomas Hudson. «Du warst ein ganz komischer Kerl.»
    «Er war bloß komisch, weil ihr an so komischen Orten gewohnt habt», sagte der Jüngste. «Ich wäre in Paris und in Spanien und in Österreich auch komisch gewesen.»
    «Der ist doch jetzt noch komisch, Pferdemensch», sagte David. «Der braucht keine ausländischen Kulissen.»
    «Was sind denn ausländische Kulissen?»
    «Das, was du nicht hast.»
    «Dann krieg ich sie schon noch.»
    «Sei jetzt ruhig, Pa redet», sagte der junge Tom. «Erzähl ihnen mal, wie du und ich in Paris spazierengegangen sind.»
    «Du warst damals gar nicht so komisch», sagte Thomas Hudson. «Du warst so gräßlich normal. Deine Mutter und ich ließen dich immer in deinem Körbchen, das wir aus einem Waschkorb gemacht hatten, und wir wohnten damals in der Wohnung über der Sägemühle, und dann kroch F. Puss, das war die große Katze, zu dir ins Körbchen und legte sich unten hin und ließ keinen heran. Du sagtest immer, du hießest G’Ning G’Ning, und wir nannten dich alle G’Ning G’Ning, den Schrecklichen.»
    «Wo war denn der Name her?»
    «Von der Trambahn oder vom Autobus, glaube ich. Es war das Geräusch, das der Schaffner machte.»
    «Konnte ich Französisch?»
    «Damals noch nicht besonders.»
    «Erzähl mal von später, wie ich Französisch konnte.»
    «Später habe ich dich im Kinderwagen gefahren. Es war ein ganz billiger, und man konnte ihn zusammenlegen, und wir fuhren hinunter zur Closerie des Lilas zum Frühstücken, und ich las die Zeitung, und du paßtest auf alles auf, was auf dem Boulevard passierte. Und wenn wir fertig waren…»
    «Was gab’s denn zum Frühstück?»
    « Brioche und café au lait.»
    «Für mich auch?»
    «Du bekamst nur gerade so viel Kaffee hinein, daß die Milch danach schmeckte.»
    «Das weiß ich noch. Wo

Weitere Kostenlose Bücher