Inseln im Strom
ertrage, und Frank und Fred waren verdammt schnell in Fahrt.»
«Ich weiß, was ‹gut und böse› ist. Ich mache mir nichts vor, und ich gebe mir Mühe, daß es mir nicht entgeht.»
«Ich verstehe nicht viel davon. Das war immer mein Fehler. Mir wird nur immer das Böse serviert. Ich rieche es richtig.»
«Es tut mir leid, daß es so ausgegangen ist, heute abend.»
«Mich hat’s erwischt.»
«Willst du reingehen, oder schläfst du hier draußen besser?»
«Wenn’s dir nichts ausmacht, bleibe ich lieber hier. Ich setz mich noch eine Weile in die Bibliothek und lese etwas. Hast du die australischen Geschichten noch, die du letztes Mal hattest, als ich hier war?»
«Du meinst Henry Lawson?»
«Ja.»
«Ich geb sie dir.»
Thomas Hudson ging schlafen. Als er in der Nacht aufwachte, brannte in der Bibliothek noch Licht.
5
Als Thomas Hudson erwachte, wehte ein leichter Ostwind. Der Sandstrand lag weiß wie gebleichte Knochen unter dem blauen Himmel, die Cumuli zogen mit dem Wind, und ihre Schatten strichen über die grüne See hin. Das Schalenkreuz des Windmessers wirbelte im Wind. Es war ein schöner, frischer Morgen.
Roger war weggegangen, und Thomas Hudson frühstückte allein und las dabei die Zeitung, die gestern vom Festland herübergekommen war. Er hatte noch nicht hineingesehen und sie fürs Frühstück zurückgelegt.
Joseph fragte ihn: «Wann kommen die Jungen?»
«Gegen Mittag.»
«Dann werden sie hier also essen?»
«Ja.»
«Mr. Roger war schon weg, als ich kam», sagte Joseph. «Er hat gar nicht gefrühstückt.»
«Er wird wohl bald zurückkommen.»
«Der Boy sagte, er sei mit dem Dingi weggepullt.»
Nach dem Frühstück, und nachdem er die Zeitung gelesen hatte, ging Thomas Hudson auf der Seeseite der Terrasse an die Arbeit. Er kam gut voran und war schon fast fertig, als er Roger die Treppe heraufkommen hörte.
Roger sah ihm über die Schulter und sagte: «Das wird gut, glaube ich.»
«Mal sehen.»
«Wo hast du schon mal solche Wasserhosen gesehen?»
«Nie. Die male ich im Auftrag. Was macht deine Hand?»
«Noch immer mulmig.»
Roger sah zu, wie er malte, und Thomas Hudson drehte sich nicht nach ihm um.
«Wenn die Hand nicht wäre, würde ich denken, ich hätte alles nur geträumt.»
«Ziemlich mieser Traum.»
«Ist es eigentlich wirklich wahr, daß der Kerl mit einer Flinte herauskam?»
«Ich weiß nicht», sagte Thomas Hudson, «es ist mir auch gleichgültig.»
«Entschuldige», sagte Roger, «soll ich lieber gehen?»
«Nein, bleib nur hier. Ich bin gleich fertig. Ich kümmere mich nur nicht um dich.»
«Sie sind im Morgengrauen ausgelaufen.»
«Was hast du im Morgengrauen draußen gemacht?»
«Ich hatte erst gelesen, und dann konnte ich nicht einschlafen. Ich hing mir zum Hals heraus und bin zum Hafen gegangen und habe mich zu einigen von den Jungen gesetzt. Das Ponce hat die ganze Nacht nicht zugemacht. Joseph war dort.»
«Joseph sagte, du seist weggepullt.»
«Mit der rechten Hand. Ich wollte sie etwas bewegen. Hat auch geholfen. Jetzt geht es ganz gut.»
«So, mehr kann ich momentan nicht daran machen», sagte Thomas Hudson und fing an, sein Malgerät einzusammeln und wegzuräumen. «Die Jungen müssen eben starten.» Er sah auf die Uhr. «Wollen wir nicht schnell einen nehmen?»
«Ich könnt einen brauchen.»
«Es ist noch nicht zwölf.»
«Das macht nichts. Du bist fertig mit der Arbeit, und ich bin auf Urlaub. Aber wir können genausogut warten, wenn du vor zwölf nichts trinken willst.»
«Warten wir.»
«Ich hatte mir das auch angewöhnt, aber es ist manchmal ziemlich lästig, morgens nichts zu trinken, wenn man weiß, daß einem hinterher wohler wäre.»
«Also verstoßen wir gegen die Regel», sagte Thomas Hudson. «Ich bin immer ganz durcheinander, wenn ich weiß, daß sie gleich kommen», erklärte er.
«Ich weiß.»
«Joe», rief Roger. «Bring das Zeugs und den Shaker für Martinis.»
«Jawohl, Sir. Ich hab schon alles klar.»
«Warum hast du es immer so eilig? Hältst du uns für Säufer?»
«Nein, Sir… Mr. Roger. Ich dachte nur, Sie hätten sich dafür den leeren Magen aufgespart.»
«Zum Wohl. Und auf die Jungen!» sagte Roger.
«Wir müssen es ihnen hübsch machen, dieses Jahr. Bleib doch solange hier. Du kannst immer noch zurück in deine Hütte, wenn sie dir auf die Nerven gehen.»
«Wenn ich dich nicht anöde, bleibe ich gerne noch hier.»
«Du weißt, daß du mich nicht anödest.»
«Wunderbar, daß die Jungen kommen.»
Es
Weitere Kostenlose Bücher