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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gingen wir danach hin?»
    «Ich habe dich von der Closerie des Lilas auf die andere Seite gefahren und dann hinauf zu dem Brunnen mit den Bronzepferden und dem Fisch und den Nixen und dann die langen Kastanienalleen entlang, wo die französischen Kinder spielten und die Kindermädchen auf den Bänken neben den Kieswegen saßen…»
    «Und links war die École Alsacienne», sagte der junge Tom.
    «Und rechts die Mietshäuser…»
    «Es waren Mietshäuser und Häuser mit Atelierfenstern, die ganze Straße lang, die nach links führt. Die ist ganz traurig von den dunklen Mauern, die im Schatten liegen», sagte der junge Tom.
    Thomas Hudson fragte: «Ist es Frühling, Herbst oder Winter?»
    «Spätherbst.»
    «Dann hattest du kalte Backen, und dein Gesicht und deine Nase waren rot, und wir gingen durch das obere Tor mit den Eisenstangen in den Jardin du Luxembourg und hinunter bis zu dem Teich, und dann einmal um den Teich herum und dann weiter nach rechts auf den Medici-Brunnen zu, und zu den Statuen und dann durchs Tor gegenüber dem Odeon hinaus und ein paar Seitenstraßen weiter bis zum Boulevard Saint-Michel…»
    «Boule’ Mich’…»
    «Und dann den Boule’ Mich’ hinunter bis über das Musée Cluny hinaus…»
    «Das war rechts von uns…»
    «Es war ganz schwarz und düster und lag an der Kreuzung des Boulevard Saint-Germain…»
    «Das war die aufregendste von allen Straßen, mit dem meisten Verkehr. Ganz komisch, wie aufregend und gefährlich dort alles aussah, während ich mich in der Rue de Rennes unten immer ganz sicher fühlte… wenn wir vom Deux Magots zum Lipp’s die Straße überquerten, meine ich. Weißt du, woran das lag, Pa?»
    «Ich weiß es nicht, Schatz.»
    «Jetzt könnte mal was passieren, nicht immer bloß Straßennamen», sagte Andrew. «Ich hab die ganzen Straßennamen satt, ich war doch noch nicht dort.»
    «Dann laß mal was passieren, Pa», sagte der junge Tom. «Über die Straßen können wir ja reden, wenn wir allein sind.»
    «Da ist nicht viel passiert», sagte Thomas Hudson. «Wir gingen hinunter bis zur Place Saint-Michel und saßen vor dem Café, und Papa malte was mit dem café creme auf den Tisch, und du trankst dein Bier.»
    «Hab ich Bier damals gemocht?»
    «Du warst ein großer Biertrinker. Aber zum Essen wolltest du Wasser mit ein bißchen Rotwein drin.»
    «Das weiß ich noch. L’eau rougie.»
    «Exactement», sagte Thomas Hudson. «Du warst ein großer L’eau rougie- Freund, aber zwischendurch trankst du gern ein Bockbier.»
    «Ich weiß noch, wie wir in Österreich Inge gefahren sind und Schnee lag, und unser Hund Schnautz war da.»
    «Kannst du dich an das Weihnachten dort noch erinnern?»
    «Nein, bloß an dich und den Schnee und den Schnautz und mein Kindermädchen. Sie war hübsch. Und dann sehe ich Mutter noch, auf Skiern, und wie hübsch sie war. Ich weiß auch noch, wie du und Mutter mit den Skiern durch einen Garten heruntergekommen seid. Ich weiß nicht mehr, wo es war. Aber an den Jardin du Luxembourg erinnere ich mich noch gut. Auch an die Nachmittage mit den Schiffchen auf dem Teich bei dem Springbrunnen in dem großen Park mit den Bäumen. Die Parkwege waren alle mit Kies bestreut, und links unter den Bäumen spielten Männer Boule, wie wir vorbeigingen, auf das Palais zu, wo obendrauf eine Uhr war. Und im Herbst fiel das Laub von den Bäumen, und ich weiß noch, wie die Bäume kahl waren und das Laub auf dem Kies lag. Am liebsten denke ich an den Herbst.»
    «Warum?» fragte David.
    «Ach, wegen vielem. Zum Beispiel wie im Herbst alles roch, und die Karussells, und wie trocken der Kies war, und darunter war alles naß, der Wind auf dem Teich fuhr in die kleinen Segelboote, und von den Bäumen brachte der Wind das Laub herunter. Ich weiß noch, wie warm die Tauben unter meiner Decke waren, die du erwischt hattest, ehe es dunkel wurde, und die Federn waren glatt, und ich strich darüber und wärmte mir die Hände, während wir nach Hause fuhren und die Tauben auch kalt wurden.»
    «Wo hast denn du die Tauben hergekriegt, Pa?» fragte David.
    «Die meisten unten bei dem Medici-Brunnen, kurz ehe sie den Park schlossen. Der ganze Park ist mit einem hohen Eisengitter eingezäunt, und wenn’s dunkel wird, machen sie die Tore zu und jeder muß hinaus. Die Parkwächter gehen durch den Park, sagen es den Leuten, und dann machen sie die Tore zu. Und wenn die Parkwächter durch waren, dann bin ich immer hinter den Tauben her, die neben dem Brunnen auf der Erde

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