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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Freund von Mr. Davis…»
    «… und von Mr. Picasso und von Mr. Braque, und von Mr. Miro und von Mr. Masson und von Mr. Pascin auch», sagte Thomas Hudson, «du hast sie alle gekannt.»
    «Mr. Waldo Peirce auch», sagte der junge Tom. «Du schlägst mich bestimmt nicht, Andy, du bist einfach zu spät aufgestanden. Du warst zu lange in Rochester, und du warst noch gar nicht geboren, als Pa und ich in der großen Welt waren. Ich glaube wirklich, daß ich alle Maler kenne, die berühmt sind, und ich kenne sie alle richtig gut.»
    «Laß mich mal erst mit Mr. Davis anfangen», sagte Andrew. «Sie brauchen auch keine Geschichten zu schreiben, die zu toll sind, Mr. Davis. Ich mach es einfach wie Tommy: Sie erzählen mir irgend etwas Furchtbares, was Sie gemacht haben, und ich werd sagen, daß ich dabei war.»
    «Du bist wohl… ich mach es gar nicht so», sagte der junge Tom. «Pa und Mr. Davis erinnern mich nur manchmal an etwas, aber ich bin darin vorgekommen und habe mitgemacht, und ich könnte die ganzen Geschichten aus der Zeit mit den berühmten Malern und Schriftstellern aufschreiben.»
    «Paß lieber auf, daß du nicht überschnappst», sagte Andrew.
    «Erzählen Sie ihm bloß nichts, Mr. Davis. Er soll klein anfangen, genau wie wir.»
    «Das kannst du mir und Mr. Davis überlassen», sagte Andrew. «Halte du dich raus.»
    «Erzähl mal noch etwas von den Leuten, die ich gekannt habe, Pa», sagte der junge Tom. «Ich weiß, daß ich sie gekannt habe, und ich weiß, wie wir alle zusammen in den Cafés waren, aber ich möchte etwas mehr von ihnen wissen. Ich meine Sachen, wie ich sie von Mr. Joyce weiß.»
    «Erinnerst du dich noch an Mr. Pascin?»
    «Nicht richtig. Wie sah er aus?»
    «Du kannst nicht sagen, daß du sein Freund warst, wenn du nicht mehr weißt, wie er aussah», sagte Andrew. «Ich weiß aber alles von Mr. Davis, auch was ein paar Jahre zurückliegt.»
    «Ruhe», sagte Tom. «Erzähl mal, Pa.»
    «Mr. Pascin konnte sehr gut zeichnen, lauter Sachen, die zu Mr. Joyces letztem Kapitel gepaßt hätten.»
    «Ist das wahr? Das muß ja toll sein.»
    «Du hast immer im Café neben ihm gesessen, und manchmal hat er dich gezeichnet, auf eine Serviette. Er war klein und sehr zähe und ganz sonderbar. Meistens hatte er einen Bowler-Hut auf, und er war ein wunderbarer Maler. Er tat immer, als wüßte er irgendein großes Geheimnis, das ihm irgendwer gerade erzählt hätte und das ihm Spaß machte. Manchmal machte es ihm sehr viel Spaß, manchmal machte es ihn auch traurig, aber du sahst immer, daß er ein Geheimnis wußte und daß es ihn freute.»
    «Was war das für ein Geheimnis?»
    «Ach… Betrunkenheit und Rauschgift und alle die Geheimnisse, die in Mr. Joyces letztem Kapitel stehen, und das Geheimnis, wie man wunderbar malt. Er konnte besser malen als irgendwer, damals. Das gehörte auch zu seinem Geheimnis, aber daraus machte er sich nichts. Er bildete sich ein, daß er sich aus nichts was mache, aber das war nicht wahr.»
    «War er böse?»
    «O ja. Das gehörte auch zu seinem Geheimnis. Es machte ihm einfach Spaß, böse zu sein und es nicht zu bereuen.»
    «Mochte er mich sehr?»
    «Sehr. Er nannte dich immer das Ungeheuer.»
    «Ungeheuer?» Tom sah glücklich aus.
    David fragte: «Haben wir Bilder von Mr. Pascin?»
    «Ein paar.»
    «Hat er Tommy auch gemalt?»
    «Nein. Tommy hat er meistens auf Servietten gezeichnet oder auf den Marmortisch im Café. Er nannte ihn immer das schreckliche, bierbäuchige Ungeheuer vom linken Seine-Ufer.»
    «Merk dir deinen Titel, Tom», sagte David.
    Der junge Tom fragte: «War Mr. Pascin sehr verdorben?»
    «Ich glaube.»
    «Aber du weißt es nicht?»
    «Man kann schon sagen, daß er es war. Das gehörte auch zu seinem Geheimnis.»
    «Aber Mr. Joyce war’s nicht?»
    «Nein.»
    «Und du auch nicht.»
    Thomas Hudson sagte: «Nein. Ich glaube es nicht.»
    «Sind Sie sehr verdorben, Mr. Davis?» fragte Tommy.
    «Das glaube ich nicht.»
    «Das ist gut», sagte Tom. «Jetzt kann ich meinem Direktor sagen, daß Mr. Davis genauso wenig verdorben ist wie Pa oder Mr. Joyce, wenn er mich fragt. Er bildete sich fest ein, daß ich verdorben sei, aber mir hat es nichts ausgemacht. Wir haben einen Jungen in der Schule, der ist es, daran siehst du den Unterschied ganz genau. Weißt du den Vornamen noch von Mr. Pascin?»
    «Jules.»
    «Buchstabiere mal», sagte David. Thomas Hudson buchstabierte den Vornamen.
    Der junge Tom fragte: «Weißt du, was aus Mr. Pascin geworden ist?»
    «Er

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