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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ich ein Freund von Mr. Joyce war.»
    Andrew fragte: «War Tommy wirklich ein Freund von Mr. Joyce, Pa?»
    «Mr. Joyce hat sich immer nach ihm erkundigt.»
    «Und ob ich ein Freund von Mr. Joyce war», sagte der junge Tom. «Er war einer der besten Freunde, die ich je gehabt habe.»
    «Aber warte noch ein bißchen, ehe du ihnen das Buch erklärst», sagte Thomas Hudson. «Warte lieber noch. Welches Kapitel erklärst du denn?»
    «Das letzte. Das Kapitel, wo die Dame laut mit sich selber redet.»
    David sagte: «Den inneren Monolog.»
    «Hast du es denn gelesen?»
    «Natürlich», sagte David. «Tommy hat es mir vorgelesen.»
    «Und erklärt hat er’s auch?»
    «So gut es ging. Manches ist ein bißchen zu alt für uns beide.»
    «Woher habt ihr denn das Buch?»
    «Von zu Hause, vom Regal. Ich hab es mir geliehen und mit in die Schule genommen.»
    «In die Schule?»
    «Ja. Ich habe daraus vorgelesen und den Jungen gesagt, daß Mr. Joyce mein Freund ist und wie oft wir zusammen waren.»
    «Mochten die Jungen das Buch?»
    «Ein paar waren zu brav, denen ging das Buch zu weit.»
    «Haben die Lehrer es herausbekommen?»
    «Klar. Wußtest du das nicht, Pa? Ach nein, ich glaube, das war, als du in Abessinien warst. Der Direktor wollte mich von der Schule werfen, aber ich habe ihm erklärt, daß Mr. Joyce ein berühmter Schriftsteller ist und ein persönlicher Freund von mir, und am Ende hat mir der Direktor das Buch weggenommen und es Mutter geschickt, und ich mußte ihm versprechen, daß ich es ihm sagen würde, ehe ich den Jungen weitere Klassiker erklären würde. Aber zuerst, als er mich hinauswerfen wollte, hat er gedacht, ich wäre ganz verdorben. Aber ich bin nicht verdorben, Pa. Ich bin nicht verdorbener als alle anderen.»
    «Und das Buch hat er Mutter geschickt?»
    «Ja. Zuerst wollte er es konfiszieren, aber ich habe ihm gesagt, daß es eine Erstausgabe sei und daß Mr. Joyce eine Widmung für dich hineingeschrieben hatte und daß er es mir gar nicht wegnehmen könne, weil es mir gar nicht gehöre. Ich glaube, er war ganz enttäuscht, daß er es mir nicht wegnehmen konnte.»
    Andrew fragte: «Wann kann ich denn das Buch von Mr. Joyce lesen, Pa?»
    «Noch lange nicht.»
    «Aber Tommy hat es doch gelesen.»
    «Tommy ist ein Freund von Mr. Joyce.»
    Tommy sagte: «Ich war wirklich sein Freund. Aber Balzac haben wir nicht gekannt, nicht wahr, Pa?»
    «Nein, das war vor unserer Zeit.»
    «Gautier auch? Wir haben zu Hause zwei tolle Bücher von beiden, die Tolldreisten Geschichten und Mademoiselle de Maupin. Mademoiselle de Maupin verstehe ich nicht, aber ich versuch’s immer noch, und es ist großartig. Aber da sie keine Freunde von uns waren, werfen sie mich vielleicht doch von der Schule, wenn ich den Jungen in meiner Klasse daraus vorlese.»
    David fragte: «Wie sind sie denn, Tommy?»
    «Wunderbar. Du magst sie bestimmt beide.»
    Roger sagte: «Warum hast du denn den Direktor nicht gefragt, ob du den Jungen daraus vorlesen darfst? Die sind besser als das, was sich die Jungen selber besorgen.»
    «Das glaube ich nicht, Mr. Davis. Ich will nicht, daß er wieder denkt, ich sei verdorben. Und mit den Jungen wäre es auch etwas anderes. Ich habe sie doch nicht gekannt wie Mr. Joyce. Mademoiselle de Maupin verstehe ich sowieso nicht gut genug, um es erklären zu können, und sie würden es mir auch nicht so leicht abnehmen wie damals, wo ich mich auf die Freundschaft von Mr. Joyce berufen konnte.»
    Roger sagte: «Da hätte ich gerne zugehört.»
    «Ach, Mr. Davis, ich habe ja nicht alles erklären können. Es hätte Sie bloß gelangweilt. Sie verstehen das Kapitel ja viel besser als ich, nicht wahr?»
    «Doch. Ich verstehe es ziemlich gut.»
    «Schade, daß wir Balzac und Gautier nicht auch so gut gekannt haben wie Mr. Joyce.»
    Thomas Hudson sagte: «Das bedaure ich auch.»
    «Aber wir haben doch noch ein paar andere gute Schriftsteller gekannt, nicht wahr?»
    «Wir kannten eine ganze Menge», sagte Thomas Hudson. Er lag im Sand, und es lag sich schön in dem heißen Sand, und er war faul und glücklich nach der Arbeit. Es machte ihn glücklich, den Jungen zuzuhören.
    Und Roger sagte: «Jetzt gehen wir ins Wasser und dann essen wir. Es fängt an, heiß zu werden.»
    Thomas Hudson sah ihnen nach. Sie schwammen langsam hinaus in dem grünen Wasser, alle vier, und auf dem blendendweißen Grund sah man ihre Schatten und sah, wie ihre Körper voranglitten, und die Sonne, die etwas schräg stand, schob die Schatten etwas

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