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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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in verschiedenen Größen, und Thomas Hudson und die Jungen hatten sie nach ihren besonderen Ideen anfertigen lassen.
    Joseph war mitgekommen, um das Dingi zu pullen. Er nahm Andrew ins Boot, und sie pullten zum Riff hinüber, während die anderen über Bord jumpten und schwammen.
    «Kommst du nicht mit, Pa?» rief David seinem Vater zu, der am Ruder auf dem Peildeck des Bootes stand. Die runde Glasmaske, die mit einem Gummiriemen um seinen Hinterkopf festgezurrt war, bedeckte Davids Augen, Nase und Stirn, und der Gummirand preßte sich von unten gegen seine Nase und schnitt in seine Backen und seine Stirn. Er sah aus wie einer von den Kerlen aus den Science-Fiction-Comics.
    «Ich komm dann nach.»
    «Aber wart nicht so lang, bis alles aufgescheucht ist!»
    «Das Riff ist lang genug. Ihr schafft bestimmt nicht alles.»
    «Aber ich weiß zwei Löcher hinter den Dampfkesseln, die toll sind. Ich hab sie neulich, als wir allein hier waren, entdeckt. Da ist noch keiner gewesen, und da wimmelt es von Fischen. Ich habe sie in Ruhe gelassen. Ich wollte warten, bis wir alle zusammen herkommen.»
    «Ich weiß schon. Ich komm nach, in einer Stunde.»
    «Dann wart ich, bis du kommst», sagte David und schwamm den anderen nach. Er hielt den handgeschmiedeten Zweizack mit der zwei Meter langen Hartholzstange in der Rechten und zog die Harpunenleine hinter sich her. Sein Gesicht war unter Wasser, und er inspizierte den Meeresboden durch seine Maske, während er schwamm. Er war ein richtiger Unterwasserjunge, und wie er jetzt schwamm, braun gebrannt und nur den nassen Hinterkopf über der Wasseroberfläche, erinnerte er Thomas Hudson mehr denn je an einen Fischotter. Er sah ihm nach, wie er sich mit dem linken Arm und seinen stetig schlagenden Beinen vorwärtsarbeitete und ab und zu den Kopf drehte, um Luft zu holen, aber jedesmal dauerte es länger, als man gedacht hatte. Roger und der älteste Junge, die sich die Masken in die Stirn geschoben hatten, waren ihm weit voraus. Andrew und Joseph trieben im Dingi über dem Riff, Andrew war noch nicht ins Wasser gegangen. Der Wind war nur leicht, und das Wasser schäumte hell über das Riff hin, das sich hellbraun aus der dunkelblauen Tiefe erhob.
    Thomas Hudson stieg zur Kombüse hinunter, wo Eddy saß, eine Pütz zwischen den Knien, und Kartoffeln schälte. Durch die Kombüsenluke sah er zum Riff hinüber. Er sagte: «Die Jungen sollten dichter zusammenbleiben. Sie sollten sich dichter beim Dingi halten.»
    «Meinst du, daß irgendwas bis zum Riff kommt?»
    «Das Wasser steht ziemlich hoch. Wir haben Springtide.»
    «Aber das Wasser ist vollkommen klar.»
    «Der See ist nie zu trauen», sagte Eddy. «Schlechte Gegend hier, wenn sie den Fisch erst riechen.»
    «Sie haben doch noch gar keinen gefangen.»
    «Wird nicht lange dauern. Sollten die Fische gleich ins Dingi werfen, ehe es nach Fisch riecht oder nach Blut, bei dieser Tide.»
    «Ich werde lieber auch ins Wasser gehen.»
    «Besser nicht. Sagen Sie ihnen lieber, daß sie zusammenbleiben und die Fische ins Dingi tun sollen.»
    Thomas Hudson ging wieder an Deck und rief Roger zu, was Eddy gesagt hatte. Roger schwenkte den Speer in der Luft, um zu zeigen, daß er ihn verstanden hatte.
    Eddy kam ins Cockpit heraus mit seinem Kartoffeltopf und dem Messer in der anderen Hand.
    «Nehmen Sie das gute Gewehr, das kleine, gute, Mr. Tom, und gehen Sie aufs Peildeck», sagte er. «Ich kann’s nicht mitansehen. Ich seh’s nicht gern, wenn die Jungen da draußen sind bei diesem Hochwasser. Sind zu dicht am offenen Meer.»
    «Sie sollen an Bord kommen.»
    «Nein. Ich mach mich vielleicht bloß verrückt. Hab nicht gut geschlafen, die Nacht. Ich mag sie einfach, als wenn’s meine wären, und hab Schiß um sie.» Er setzte den Kartoffeltopf ab. «Werd Ihnen sagen, was wir machen: Sie werfen den Motor an, und ich hiev den Anker auf, dann gehn wir näher ans Riff heran und ankern wieder. Kommen schon nicht auf Grund, bei dieser Tide nicht. Ist ja auch Wind. Wir gehn einfach näher heran.»
    Thomas Hudson brachte die große Maschine in Gang, enterte auf das Peildeck und stellte sich an das obere Ruder. Eddy, der vorn die Ankerkette einholte, sah, als er den Kopf hob, die Jungen schwimmen. David tauchte gerade auf, einen um sich schlagenden Fisch auf dem Speer, den er in die Höhe hielt, und Thomas Hudson hörte ihn nach dem Dingi rufen.
    «Halten Sie genau aufs Riff zu», rief Eddy von vorn. Er hatte den Anker jetzt aus dem Grund.
    Thomas Hudson

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