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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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brachte den Kutter mit langsamer Fahrt so dicht an das Riff heran, daß er beinahe auf Grund lief. Die braunen Zacken der Korallen waren zu sehen, die schwarzen Seeigel im Sand, purpurne Röhrenwürmer fächelten in der Tide. Eddy ließ den Anker fallen, und Thomas Hudson ließ die Maschine rückwärts laufen. Der Kutter schwang herum, und das Riff fiel zurück. Eddy fierte die Ankerleine, bis sie steif kam, und Thomas Hudson drosselte den Motor. Der Kutter schwojte herum.
    «Jetzt können wir ein Auge auf sie haben», rief Eddy vom Vorschiff. «Ich will einfach keine Angst um die Jungen haben, das schlägt mir auf den Bauch. Hab sowieso keine Verdauung.»
    «Ich bleibe hier oben und passe auf sie auf.»
    «Ich geb Ihnen Ihr Gewehr hinauf und mach weiter mit den Kartoffeln. Mögen die Jungen Kartoffelsalat? Mögen sie ihn, wie wir ihn machen?»
    «Und ob, Roger auch. Mußt nur genug hartgekochte Eier und Zwiebeln hineintun.»
    «Und die Kartoffeln schön fest. Hier, das Gewehr.» Thomas Hudson griff nach der schweren, unhandlichen Büchse, die zum Schutz gegen Rost und Seeluft stark eingefettet war und in einem Lammfell-Futteral steckte. Er zog sie am Kolben heraus und schob das Futteral unter die Brückenverschanzung. Es war eine .256 Mannlicher Schönauer mit dem alten achtzehnzölligen Lauf, wie sie nicht mehr verkauft werden durften. Vom Ölen und Polieren waren das Schloß und der Vorderschaft braun wie das Innere einer Walnuß, und der Lauf war blank gescheuert vom monatelangen Tragen in der Sattelhalterung, ölig und ohne einen Rostfleck. Die Backe des Kolbens war von seiner eigenen glatt poliert, und als er den Verschluß aufmachte, war das Revolvermagazin voll von schweren Patronen mit langen, dünnen, bleistiftförmigen Hartmantelgeschossen mit Bleispitzen. Das Gewehr war eigentlich zu schade, um es an Bord zu haben, aber Thomas Hudson mochte es sehr, und es erinnerte ihn an so viele Dinge und Leute und Orte, daß er es gern bei sich hatte, und er hatte herausgefunden, daß ihm Seeluft nichts ausmachte, wenn es gut eingefettet und in dem mit Gewehröl imprägnierten Schafsfell-Futteral aufbewahrt wurde. Schließlich ist ein Gewehr zum Schießen da und nicht für den Gewehrschrank, dachte er, und dieses war ein gutes Gewehr, leicht zu handhaben an Bord; es war leicht, damit zu schießen, und leicht, jemandem das Schießen damit beizubringen. Er hatte sich immer lieber auf diese Büchse verlassen als auf jedes andere Gewehr, das er je besessen hatte, und seine Schüsse auf kurze und mittlere Entfernungen gut angebracht. Es machte ihm Spaß, es jetzt aus dem Futteral zu nehmen und das Schloß zurückzuziehen und eine Patrone in den Lauf zu schieben.
    Der Kutter lag stetig in Strom und Wind, und er hängte das Gewehr an eine Spake des oberen Steuerrads, damit er es bei der Hand hatte, und legte sich auf die Matratze, die zum Sonnen auf dem Peildeck lag. Er lag auf dem Bauch, um seinen Rücken braun werden zu lassen, und sah hinüber, wo Roger und die Jungen mit ihren Speeren fischten. Sie tauchten alle, blieben verschieden lang unter Wasser und kamen wieder zum Vorschein, um Luft zu holen und wieder zu verschwinden, und ab und zu tauchte einer auf und hatte einen Fisch an seinem Speer. Joseph pullte von einem zum andern, nahm ihnen die Fische von den Speerspitzen und warf sie ins Dingi. Er konnte Joseph schreien und lachen hören, und sah die hellen Farben der Fische, rot oder rot mit braunen Flecken, oder rot und gelb oder gelbgestreift, wenn Joseph sie von den Speeren schüttelte oder abriß und unters Heck des Dingi warf, wo es kühl war im Schatten.
    «Gib mir bitte was zu trinken, Eddy, ja?» rief Thomas Hudson zum Deck hinunter.
    Eddy steckte den Kopf aus dem vorderen Cockpit: «Was wollen Sie denn?» Er trug ein weißes Hemd und seinen alten Filzhut, und in der hellen Sonne waren seine Augen blutunterlaufen. Thomas Hudson sah, daß er sich Chrom-Quecksilbersalbe auf die Lippen geschmiert hatte.
    «Was hast du denn mit deinem Mund gemacht?» fragte er ihn.
    «Ich hab’s bloß drauf geschmiert. Hat Krach gegeben letzte Nacht. Sieht’s schlimm aus?»
    «Du siehst bloß aus wie eine Hure von der Insel oben.»
    «Verdammich», sagte Eddy. «Hab’s im Dunkeln draufgeschmiert, so nach Gefühl. Soll ich bißchen Kokosnußwasser in Ihren Drink tun? Hab Kokosnüsse an Bord.»
    «Das wäre gut.»
    «Soll ich Ihnen einen Green Isaac’s Special machen?»
    «Sehr gut. Mach einen Special.»
    Thomas Hudson lag auf

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