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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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warst prima, Davy», sagte der junge Tom stolz. «Wart nur, ich erzähl’s den Jungen in meiner Klasse.»
    «Die glauben’s ja doch nicht», sagte David. «Sag’s ihnen bloß nicht, falls ich auch auf die Schule komme.»
    «Wieso nicht?» fragte der junge Tom.
    David sagte: «Ich weiß nicht», und dann fing er an zu weinen, wie ein kleiner Junge. «Ach, Scheiße, ich könnt’s nicht ertragen, wenn sie es nicht glauben würden.»
    Thomas Hudson griff nach ihm und hielt ihn in seinen Armen, den Kopf gegen seine Brust gepreßt. Die Jungen guckten weg, auch Roger guckte weg, und dann kam Eddy mit drei Gläsern, und in einem hatte er den Daumen. Thomas Hudson wußte genau, daß er unten noch einen vierten stehen hatte.
    «Was ist denn mit dir los, Davy?» fragte Eddy.
    «Gar nichts.»
    «Dann ist es ja gut», sagte Eddy. «Das ist mir lieber, verdammter Scheißkerl. Geh hinunter und laß die Heulerei und laß deinen Vater einen trinken.»
    David stand jetzt hoch aufgerichtet da: «Kann man bei Niedrigwasser hier fischen?» fragte er Eddy.
    «Klar», sagte Eddy. «Da kommt dir nichts ins Gehege. Höchstens eine Muräne, aber nichts Größeres kommt da nicht. Bei Niedrigwasser können sie nicht.»
    «Pa, gehn wir noch einmal fischen, wenn Niedrigwasser ist?»
    «Ja, wenn Eddy es sagt. Eddy ist der Boss.»
    «Verdammich», sagte Eddy und strahlte. Seine salbenverschmierten Lippen grienten, und seine blutunterlaufenen Augen grienten so selig, wie sie nur konnten. «Natürlich hätt nicht gleich jeder dieses Scheißbiest vom Hammerhai mit so ’nem Ding gekriegt, und dabei sollte ich’s wegschmeißen, damit ich keinen Ärger damit kriege.»
    «Du hast ihn mit der ganzen Salve erwischt», sagte Thomas Hudson. «Du hast fabelhaft geschossen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie fabelhaft du ihn erwischt hast.»
    «Sie brauchend gar nicht zu sagen», sagte Eddy. «Ich seh den verdammten Schweinehund auf dem Rücken schlittern, solange ich lebe. Haben Sie schon mal so ‘nen Schweinehund gesehen?»
    Sie saßen da und warteten auf das Essen, und Thomas Hudson sah über die See hin, wo Joseph jetzt an die Stelle hinpullte, an der der Hai untergegangen war. Joseph hing über der Seite des Boots und guckte durchs Unterwasserglas. Thomas Hudson rief ihm zu: «Kannst du was sehen?»
    «Zu tief, Mr. Tom. Der muß bis auf den Grund sein. Der muß jetzt da unten liegen.»
    «Ich hätte gerne seine Kiefer gehabt», sagte der junge Tom. «Hättest du sie dir nicht auch sauber gemacht und an die Wand gehängt, Pa?»
    Andrew sagte: «Ich bin froh, daß wir sie nicht haben. Da träumt man ja bloß von.»
    «Aber als Andenken wären sie wunderbar gewesen», sagte der junge Tom. «Und man hätte sie auch mit in die Schule nehmen können.»
    «Die hätten doch David gehört, wenn wir sie hätten», sagte Andrew.
    «Nein, sie hätten Eddy gehört», sagte der junge Tom, «und Eddy hätte sie mir schon gegeben, wenn ich ihn darum gebeten hätte.»
    Andrew sagte: «Er hätte sie Dave gegeben.»
    «Ich glaube nicht, daß du gleich wieder fischen gehen solltest, Dave», sagte Thomas Hudson.
    «Wir müssen ja bis Niedrigwasser warten», sagte David, «und das ist erst lange nach Mittag.»
    «Ich meine, du solltest nicht gleich wieder Schnorcheln gehen.»
    «Aber Eddy sagte doch, daß man kann!»
    «Ich weiß, aber ich hab’s immer noch in den Knochen.»
    «Aber wenn Eddy es sagt…»
    «Und wenn du mir nun einen sehr großen Gefallen damit tun würdest?»
    «Dir, Pa? Ich geh bestimmt nicht, wenn du nicht willst. Mir gefällt’s nur unter Wasser. Ich glaub, ich mag es mehr als alles andere, und wenn Eddy sagt…»
    «Okay», sagte Thomas Hudson. «Man soll die Leute nicht so oft um einen Gefallen bitten.»
    «So hab ich’s nicht gemeint, Pa. Wenn du nicht willst, geh ich nicht. Ich sag ja nur, daß Eddy gesagt hat…»
    «Und wenn eine Muräne kommt? Eddy hat auch von Muränen geredet.»
    «Die gibt es doch immer, Pa! Du hast mir doch selber gesagt, daß ich keine Angst vor Muränen haben soll, und du hast mir auch gezeigt, wie ich auf sie aufpassen und was ich machen soll und die Art von Löchern, in denen sie drin sind.»
    «Ich weiß. Ich hab dich auch fischen gehen lassen, und dann ist der Hai gekommen.»
    «Wir waren doch alle fischen. Das war doch nicht allein deine Schuld. Ich bin bloß zu weit draußen gewesen, als ich die große Barbe gekriegt hatte. Und dann habe ich sie verloren, und sie hat geblutet, und davon ist der Hai

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