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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Bringt einen besser auf die Beine.»
    «Ist Joe schon da?»
    «Nein, er ist zu dem Jungen hin, der den Köder holt. Ich bring Ihnen Ihr Frühstück hinaus.»
    «Ich nehme es selber mit.»
    «Gehen Sie mal schon und trinken Sie eine kalte Flasche Bier und gucken Sie in Ihre Zeitung. Ich hab sie extra geplättet. Ich bring schon das Frühstück.»
    Es gab durchgedrehtes Corned beef zum Frühstück, angebräunt, mit einem Ei oben auf, Kaffee und Milch und ein großes Glas eisgekühlten Grapefruit-Juice. Thomas Hudson ließ den Kaffee und den Juice stehen und trank eine Flasche sehr kaltes Heineken-Bier zu dem Corned beef.
    «Ich stell den Juice für die Jungen kalt», sagte Eddy. «Das Bier ist gut, was? So früh am Morgen…»
    «Ziemlich leicht, ein Säufer zu werden, was, Eddy?»
    «Sie werden nie einer. Sie arbeiten zu gerne.»
    «Trotzdem trink ich frühmorgens verdammt gerne.»
    «Ist auch verdammt gut. Besonders die Sorte Bier.»
    «Ich könnte es nicht machen und danach arbeiten.»
    «Heute arbeiten Sie ja nicht, also wozu das Problem. Trinken Sie mal aus, ich hol Ihnen noch eines.»
    «Nein, ich will nur das eine.»
    Sie liefen gegen neun Uhr aus, und in der Hafeneinfahrt liefen sie mit der Tide. Thomas Hudson stand am Ruderstand auf dem Peildeck, und er steuerte über die Barre hinweg und dann gerade hinaus, wo man den dunklen Streifen des Golfs sah. Das Wasser war so still und so klar, daß man den Grund sehen konnte, auf dreißig Faden, und sah, wie die Röhrenwürmer im Strom fächelten. Man sah sie auch auf vierzig Faden, wenn auch undeutlich. Dann wurde es tiefer und dunkler, und sie waren draußen im dunklen Wasser des Stroms.
    «Ich glaub, es wird wunderbar heute, Pa», sagte Tom. «Der Strom sieht brav aus.»
    «Der Strom ist auch brav. Guck mal, das Kabbelwasser, da, an der Kante!»
    «Ist es nicht dasselbe Seewasser wie am Strand vor unserem Haus?»
    «Manchmal, Tommy, aber jetzt ist ablaufend Wasser, und das Wasser aus der Hafeneinfahrt drückt den Strom beiseite. Da drüben, wo kein Durchlaß ist, streicht der Strom wieder bis an die Küste heran.»
    «Es sieht genauso blau aus wie hier draußen. Wovon ist das Wasser im Golf so blau?»
    «Das liegt an der verschiedenen Dichte. Es ist eine vollkommen andere Art Wasser.»
    «Die Tiefe macht’s auch dunkler, nicht wahr?»
    «Nur wenn du von oben auf das Wasser blickst. Manchmal ist es fast purpurn von Plankton.»
    «Wieso?»
    «Das Plankton setzt, glaube ich, dem Blau Rot zu. Ich glaube, das Rote Meer heißt so, weil das Plankton es richtig rot färbt. Es ist dort sehr konzentriert.»
    «Hast du das Rote Meer gemocht, Pa?»
    «Sehr. Es war elend heiß dort, aber man sieht nirgendwo so wunderbare Korallenriffe, und bei Monsun ist es voll von Fischen. Es würde dir auch gefallen, Tom.»
    «Ich habe zwei französische Bücher darüber gelesen, von Mr. de Montfried. Sehr gute Bücher. Er war im Sklavenhandel, ich meine nicht den weißen Sklavenhandel, sondern den von früher. Er ist ein Freund von Mr. Davis.»
    «Ich weiß», sagte Thomas Hudson. «Ich kenne ihn auch.»
    «Mr. Davis hat mir erzählt, daß Mr. de Montfried in Paris, als er von seinem Sklavenhandel zurück war, den Taxifahrer das Verdeck aufmachen ließ, wenn er mit einer Dame irgendwohin fahren wollte, und daß er den Taxifahrer dorthin dirigierte, wo er hin wollte, indem er sich nach den Sternen richtete. Also wenn Mr. de Montfried etwa am Pont de la Concorde war und zur Madeleine wollte, sagte er dem Taxifahrer nicht einfach, daß er zur Madeleine fahren sollte oder quer über die Place de la Concorde hinweg und dann die Rue Royale hinauf, wie du oder ich es machen würden, Pa. Mr. de Montfried steuerte ihn zur Madeleine, indem er sich nach dem Polarstern richtete.»
    «Die Geschichte kenne ich nicht von Mr. de Montfried», sagte Thomas Hudson, «aber ich kenne eine ganze Menge andere.»
    «Es ist eine ziemlich schwierige Methode, in Paris herumzufahren, meinst du nicht auch? Mr. Davis wollte einmal Mr. de Montfrieds Kompagnon im Sklavenhandel werden, aber dann gab’s irgendwelche Schwierigkeiten. Ich hab vergessen, was es war. O doch, jetzt weiß ich wieder: Mr. de Montfried hatte den Sklavenhandel aufgegeben und war jetzt im Opiumgeschäft. Das war’s.»
    «Und Mr. Davis wollte nicht ins Opiumgeschäft einsteigen?»
    «Nein, er hat gesagt, das sei eine Sache für Mr. de Quincey und Mr. Cocteau, das weiß ich noch. Er hat gesagt, davon verstünden die beiden so viel, daß es nicht

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