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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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richtig wäre, wenn man ihnen ins Gehege käme. Das war eine von diesen Sachen, die ich nicht verstanden habe. Du erklärst mir ja immer so alles, Pa, was ich dich frage. Aber es stört bei der Unterhaltung, wenn ich dauernd frage, und deshalb merke ich mir manche Sachen, die ich nicht verstanden habe, damit ich dich irgendwann mal danach fragen kann, und das war auch eine von diesen Sachen.»
    «Da mußt du ja eine ganze Menge auf Lager haben.»
    «Hunderte, vielleicht Tausende. Aber im Laufe des Jahres erledigen sich auch eine ganze Menge, weil ich sie von selbst herausbekomme. Aber nach einigen muß ich dich doch noch fragen. In der Schule mache ich dieses Jahr vielleicht eine Liste davon, für einen englischen Aufsatz. Ich habe viele fabelhafte Fragen für einen solchen Aufsatz.»
    «Gehst du gerne zur Schule, Tom?»
    «Das gehört zu den Sachen, die man machen muß. Aber ich glaube, keiner geht gerne, der je schon mal was anderes gemacht hat.»
    «Das weiß ich nicht. Ich habe die Schule gehaßt.»
    «Und auf die Kunstakademie bist du auch nicht gerne gegangen?»
    «Nein. Ich habe gern zeichnen gelernt, aber den Schulkram habe ich gehaßt.»
    «Mir macht es nicht viel aus», sagte Tom, «aber wenn du Jahr für Jahr mit Leuten wie Mr. Joyce und Mr. Pascin und dir und Mr. Davis verbracht hast, kommen dir die Jungen manchmal ziemlich grün vor.»
    «Es macht dir trotzdem Spaß, nicht wahr?»
    «O ja, ich habe viele Freunde, und ich mag jede Art von Sport, die nichts mit Bällewerfen oder Auffangen zu tun hat, und ich arbeite sogar ziemlich viel, aber ein tolles Leben ist das gerade nicht, Pa.»
    Thomas Hudson sagte: «Das hab ich auch immer gefunden. Man muß einfach so viel daraus machen, wie man kann.»
    «Ich versuche es. Ich mach, so viel ich kann, daraus und boxe mich durch. Manchmal ist es trotzdem ziemlich schwierig.»
    Thomas Hudson blickte achteraus, wo die zwei Köderfische von den Auslegerangeln im Kielwasser drifteten, das die stille See überschäumte. Die Hecksee stieg und sank und schäumte gegen die glatte Dünung. David und Andrew saßen in den beiden Angelstühlen mit ihren Angelruten. Thomas Hudson sah sie von hinten. Sie sahen achteraus und beobachteten die Köderfische. Er guckte nach vorn, wo einige Bonitos sprangen. Sie jagten und draschen das Wasser nicht, sondern kamen einzeln oder in Paaren zum Vorschein und glitten zurück in das Wasser und rissen kaum Gischt aus der Wasseroberfläche, wenn sie hervorkamen: sie glänzten in der Sonne, und dann dippten die großen Köpfe und glitten wieder ins Wasser, fast ohne Spritzer.
    «Fisch!» hörte Thomas Hudson den jungen Tom schreien. «Fisch! Fisch! Da kommt er, hinter dir, Dave. Paß auf!»
    Thomas Hudson sah das Wasser aufsieden, aber er konnte den Fisch nicht ausmachen. David hatte die Rute in die Halterung gesteckt und beobachtete den kleinen Stoffetzen, der an der Auslegerleine festgemacht war. Thomas Hudson sah die Leine, die in einer langen, schlaffen Bucht unter dem Ausleger gehangen hatte, steif kommen und das Wasser peitschen, und jetzt riß etwas an ihr und sie durchschnitt das Wasser mit einem schrägen Schnitt.
    «Nimm ihn an, Dave, nimm ihn hart an!» rief Eddy vom Niedergang her.
    «Nimm ihn, Dave! Um Gottes willen, nimm ihn doch», betete Andrew.
    «Hör auf», sagte David, «ich hab ihn.»
    Er hatte ihn noch nicht fest, und die Angelrute bog sich, die Leine lief aus, schräg ins Wasser, und der Junge versuchte, die Leine festzuhalten. Thomas Hudson hatte die Maschinen gedrosselt, so daß sich die Schrauben kaum noch drehten.
    Andrew flehte: «So nimm ihn doch, oder laß mich’s machen.»
    David hielt nur die Rute und sah zu, wie die Leine auslief, immer im selben Winkel. Er hatte die Bremse des Spinners losgemacht.
    «Es ist ein Schwertfisch, Pa», sagte er, ohne aufzusehen. «Ich habe das Schwert gesehen, als er anbiß.»
    Andrew fragte: «Ist das wahr? Mensch, guter Gott…»
    Roger, der jetzt neben dem Jungen stand, sagte: «Ich glaub, du solltest ihn jetzt anhauen.» Er hatte die Lehne des Stuhls abgenommen und schnallte das Geschirr auf die Kurrolle. «Schlag ihn jetzt an, Dave, aber du mußt ihn hart anschlagen.»
    «Glauben Sie, daß er schon genug Leine hat?» fragte David. «Daß er sie nicht bloß im Maul hat und damit abhaut?»
    «Du mußt ihn jetzt festkriegen, sonst spuckt er den Haken aus.»
    David stemmte die Füße auf, drückte mit der rechten Hand die Bremse fest auf die Trommel und riß die Rute hart gegen

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