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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Eddy.»
    Eddy sagte zu ihm: «Jetzt kannst du ihn mit Rücken und Schultern zugleich halten.»
    «Aber es ist fast keine Leine mehr da», sagte David. «Verdammt, warum sinkt er noch immer?»
    «Tom», rief Eddy herauf, «halt mehr nach Nordwesten. Ich glaube, er geht los.»
    Thomas Hudson ließ die Maschine langsam voraus drehen, ganz langsam auf See hinaus, und steuerte. Voraus war ein großer Flecken gelbes Golfkraut, in dem ein Vogel saß, und wenn man hinunterschaute, war die See so ruhig und blau und klar, daß das Licht sie durchstreifte wie die Reflexionen in einem Prisma.
    «Hast du gesehen?» sagte Eddy zu David. «Jetzt brauchst du keine Leine mehr zu geben.»
    Der Junge konnte die Angel noch nicht hochbekommen, aber die Rolle kreischte nicht mehr, und es lief keine Leine mehr aus. Sie war so tight wie vorher, und auf der Kurrolle waren keine fünfzig Yards mehr, aber sie spülte jetzt nichts mehr ab. David hielt den Fisch jetzt, und der Kutter lag in seinem Kielwasser. Thomas Hudson sah, wie die weiße Leine im blauen Wasser fast unmerklich durchhing, der Kutter machte kaum Fahrt, und seine Schrauben drehten sich fast unhörbar langsam. «Siehst du, Davy, jetzt ist er da unten, wo er hin wollte, und jetzt schwimmt er, und da will er auch hin. Wart mal, du nimmst ihm gleich etwas Leine ab.»
    Der braune Rücken des Jungen war gekrümmt, die Rute gebogen, die Leine schnitt langsam durchs Wasser, und der Kutter glitt sanft über das Meer. Eine Viertelmeile tief schwamm der große Fisch. Die Möwe auf dem Golfkrautflecken flatterte hoch und hielt auf das Boot zu. Sie kreiste einmal um Thomas Hudsons Kopf, der am Steuer stand, dann flog sie weg zur nächsten Insel aus gelbem Golfkraut.
    «Versuch mal, ob du jetzt etwas Leine bekommst», sagte Roger zu dem Jungen. «Wenn du ihn halten kannst, kannst du ihm auch etwas abnehmen.»
    «Gib einen Zahn mehr», rief Eddy zur Brücke hinauf, und Thomas Hudson erhöhte so sacht wie möglich die Fahrt.
    David pumpte und pumpte, aber die Angelrute bog sich nur, und die Leine kam immer wieder steif. Es war, als wäre sie an einem treibenden Anker festgemacht.
    «Macht nichts», sagte Roger zu ihm. «Kommt schon noch. Wie geht dir’s, Davy?»
    «Gut», sagte David. «Mit dem Rückengeschirr ist es leichter.»
    «Denkst du, daß du es lang genug aushältst?» fragte Andrew.
    David sagte: «Hör auf», und zu Eddy sagte er: «Kann ich einen Schluck Wasser bekommen?»
    «Wo hab ich’s denn hingestellt?» fragte Eddy. «Ich glaub, ich hab’s umgeworfen…»
    «Ich hol was.» Andrew ging hinunter.
    «Kann ich was für dich tun, Dave?» fragte der junge Tom. «Ich geh lieber wieder hinauf, sonst bin ich dir hier nur im Wege.»
    «Nein, Tom… gottverdammt, warum krieg ich ihn bloß nicht herauf?»
    «Es ist ein sehr großer Fisch, Dave», sagte Roger. «Der läßt sich nicht gängeln. Du mußt ihn in den Griff kriegen, du mußt ihn zu überreden versuchen, daß er dorthin geht, wo du ihn hinhaben willst.»
    «Sagen Sie mir nur, was ich machen soll. Ich mach’s, und wenn ich draufgeh», sagte David. «Ich verlaß mich auf Sie.»
    «Red nicht von draufgehen», sagte Roger, «davon redet man nicht.»
    «Ich meine es. Ich meine es wirklich so», sagte David.
    Der junge Tom war zu seinem Vater aufs Peildeck zurückgekehrt. Sie sahen David unten zu, der mit seinem Fisch zusammengeschirrt war und sich krümmte, während Roger neben ihm stand und Eddy den Angelstuhl festhielt. Andrew hielt David ein Glas Wasser an den Mund. Er trank einen Schluck und spuckte ihn aus.
    «Tust du mir was auf die Handgelenke, Andy?» sagte er.
    Tom fragte seinen Vater sehr leise: «Meinst du, daß er es wirklich mit diesem Fisch aufnehmen kann, Pa?»
    «Er ist verdammt groß für ihn.»
    «Ich hab richtig Angst», sagte Tom. «Ich mag David, und ich will nicht, daß ihn so ein elender Fisch umbringt.»
    «Das wollen Roger und Eddy und ich auch nicht.»
    «Wir müssen auf ihn aufpassen. Wenn es wirklich zuviel wird, muß Mr. Davis den Fisch übernehmen oder du.»
    «Es wird ihm noch lange nicht zuviel.»
    «Du kennst ihn nicht so gut wie wir. Er würde sich umbringen für diesen Fisch.»
    «Du darfst keine Angst haben, Tom.»
    «Ich kann doch nichts dafür», sagte der junge Tom. «Ich bin der einzige in unserer Familie, der sich immer Sorgen macht. Wenn ich mir das bloß abgewöhnen könnte.»
    «Um David brauchst du dir keine Sorgen zu machen», sagte Thomas Hudson.
    «Aber ein Junge wie David kann es

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