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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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das große Gewicht an, das an ihr hing. Er schlug noch mal und noch mal an, und die Rute bog sich wie ein Flitzbogen. Es machte keinen Eindruck auf den Fisch, die Leine lief stetig aus.
    «Schlag ihn noch einmal an, Dave», sagte Roger. «Du mußt den Haken richtig in ihn hineinreißen.»
    David riß wieder an der Rute, mit aller Kraft, und die Leine sauste jetzt aus. Die Rute bog sich, daß er sie kaum noch halten konnte.
    «O Gott», sagte er andächtig. «Ich glaube, jetzt habe ich ihn.»
    «Dann laß die Bremse etwas los», sagte Roger. «Halt hinterher, Tom, und paß auf die Leine auf.»
    «Hinterherhalten und auf die Leine achten», wiederholte Thomas Hudson. «Ist alles in Ordnung, Dave?»
    «Mir geht’s prima, Pa», sagte David. «O Gott, wenn ich den kriege.»
    Thomas Hudson schwang den Kutter herum, und das Boot drehte auf dem Teller. Die Leine lief aus von Davids Rolle, und Thomas Hudson versuchte aufzuholen.
    Roger sagte: «Jetzt halt ihn fest und versuch, die Leine wieder hereinzukriegen. Gib’s ihm, Dave. Gib’s ihm hart.»
    David hob die Rute, und wenn er sie senkte, holte er mit der Rolle ein Stück Leine ein, und er hob die Rute wieder und senkte sie wieder, regelmäßig wie einen Kolben, und die Kurrolle füllte sich wieder mit Leine.
    «Noch keiner von uns hat jemals einen Schwertfisch bekommen», sagte Andrew.
    «Beschwör’s doch nicht, bitte», sagte David, «red nicht von ihm.»
    «Ich bin ja schon still», sagte Andrew. «Ich habe nichts getan als gebetet, seit du ihn hast.»
    «Denkst du, daß er sich losreißt?» flüsterte der junge Tom seinem Vater zu, der am Ruder stand und achteraus blickte und die Bucht der weißen Leine im dunklen Wasser beobachtete.
    «Ich glaube nicht. Dave ist nicht stark genug, um ihm den Haken aus dem Maul zu reißen.»
    «Ich tu etwas, wenn er ihn bekommt», sagte der junge Tom. «Ich will alles tun. Oder ich laß was sein, ich versprech es. Gib ihm etwas zu trinken, Andy.»
    «Ich hab schon was hier», sagte Eddy. «Laß ihn nicht aus den Fingern, Dave. Alter Junge.»
    «Nicht näher herangehen», rief Roger hinauf. Er verstand viel vom Fischen, und er und Thomas Hudson arbeiteten wunderbar zusammen, wenn sie an Bord waren.
    «Ich nehm ihn achteraus», rief Thomas Hudson zurück und drehte den Kutter so ruhig und sanft, daß das Schraubenwasser die See kaum aufwühlte.
    Der Fisch hatte sich jetzt sinken lassen, und Thomas Hudson zog das Heck des Kutters ganz langsam an ihn heran, um so viel Druck wie möglich von der Leine zu nehmen. Aber er brauchte die Schrauben nur einmal kurz rückwärts drehen zu lassen, um das Heck langsam auf den Fisch zuzudrehen, da kam die Leine schon wieder tight, und die Angelrute zeigte auf und nieder, und die Leine lief aus, jedesmal kurz aufkreischend, und jedesmal nickte die Rute in Davids Händen. Thomas Hudson drückte das Boot ein kurzes Stück voraus, damit dem Jungen die Leine nicht zu steif kam. Er wußte, daß sie an ihm riß in diesem Winkel, aber er mußte jetzt soviel Leine sparen wie möglich.
    «Ich kann nicht noch mehr bremsen, sonst bricht sie», sagte David. «Was macht er jetzt, Mr. Davis?»
    Roger sagte: «Er läßt sich sacken, so weit du ihn sacken läßt. Vielleicht läßt er’s auch sein. Dann mußt du versuchen, ihn wieder herauf zukriegen.»
    Die Leine lief aus und verschwand, aus und verschwand, lief aus und verschwand im Wasser. Die Rute bog sich so sehr, daß es aussah, als müsse sie brechen, und die Leine war tight und steif wie eine Cellosaite, und es war nur noch ein Rest auf der Kurrtrommel.
    «Was kann ich jetzt machen, Pa?»
    «Gar nichts. Du machst einfach, was du machen kannst.»
    «Geht er nicht auf den Grund?» fragte Andrew.
    «Hier gibt’s keinen Grund», sagte Roger zu ihm.
    «Halt ihn einfach, Davy», sagte Eddy, «wenn er’s satt hat, kommt er schon herauf.»
    «Diese Scheißgurte bringen mich um», sagte David. «Sie schneiden mir in die Schultern.»
    Andrew fragte: «Soll ich ihn mal nehmen?»
    «Nein, du Esel», sagte David. «Ich hab nur gesagt, daß sie schneiden, aber ich mache mir nichts draus.»
    Thomas Hudson rief Eddy zu: «Sieh zu, ob du ihm das Hüftgeschirr umlegen kannst. Wenn der Gurt zu lang ist, kannst du ihn mit der Leine festkriegen.»
    Eddy legte das breite Polster des Hüftgeschirrs um den schmalen Rücken des Jungen und machte die Haltestroppen mit den Ringen überkreuz an der Kurrtrommel fest.
    «Das ist besser», sagte David, «ich danke Ihnen sehr,

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