Inseln im Strom
ist okay. So kriegt man Fischerhände und -fuße. Nächstes Mal sind sie schon härter. Aber ist dein verdammter Schädel noch in Ordnung?»
«Der ist prima», sagte David.
«Dann mach weiter, weiß Gott, und halt es aus mit diesem Schweinehund. Gleich kommt er, gleich hast du ihn oben.»
Roger fragte den Jungen: «Soll ich ihn dir abnehmen, Davy?»
David schüttelte den Kopf.
«Es hätte nichts zu tun mit Schlappmachen, es wäre bloß vernünftig. Ich könnt ihn dir abnehmen, oder dein Vater nimmt ihn dir ab.»
«Mach ich was falsch?» fragte David bitter.
«Nein, du machst es fabelhaft.»
«Warum soll ich ihn dann weggeben?»
Roger sagte: «Er setzt dir verdammt zu, Davy. Ich will nicht, daß er dir was antut.»
«Aber er hat doch den Haken in seinem gottverdammten Maul», sagte David mit flatternder Stimme. «Er setzt mir nicht zu, ich setze ihm doch zu, diesem Aas.»
Roger sagte: «Du kannst jetzt ruhig sagen, was du willst.»
«Dieses Schweineaas. Dieses Hundeschweineaas.»
Andrew, der aufs Peildeck herauf gekommen war und neben dem jungen Tom und seinem Vater stand, sagte: «Jetzt weint er. Er redet bloß so, um es loszuwerden.»
«Ruhe, Pferdemensch», sagte der junge Tom.
«Es ist mir doch egal, ob er mich umbringt, dieses Schweineaas», sagte David. «Ach, Scheiße, ich hasse ihn ja nicht, ich mag ihn ja.»
«Halt jetzt den Mund», sagte Eddy zu David, «spar deine Luft.»
Er guckte Roger an, und Roger zuckte die Schultern, um ihm zu zeigen, daß er auch nicht weiterwußte.
«Wenn ich jetzt seh, daß du durchdrehst, nehm ich dir’n weg», sagte Eddy.
«Ich dreh immer durch», sagte David. «Es weiß bloß keiner, weil ich nie etwas sage. Ich bin jetzt nicht schlimmer dran. Es ist bloß Gerede.»
«Dann halt den Mund und nimm’s nicht so schwer», sagte Eddy. «Sei ruhig und bleib ruhig, dann können wir noch eine Ewigkeit weitermachen.»
«Ich mach weiter», sagte David. «Es tut mir leid, daß ich geflucht habe, seinetwegen. Ich sag nichts mehr gegen ihn. Ich glaube, er ist das beste Ding von der Welt.»
«Andy, hol mal die Flasche mit dem reinen Alkohol», sagte Eddy. «Ich will ihm mal die Arme und die Schultern und die Beine wieder locker machen», sagte er zu Roger. «Ich nehm nicht mehr von diesem Eiswasser, ich habe Angst, er kriegt einen Krampf davon.» Er guckte in die Kajüte und sagte: «Fünf und ‘ne halbe Stunde genau, Roger.» Und zu David sagte er: «Ist dir sehr heiß, Davy?»
Der Junge schüttelte den Kopf.
«Die senkrechte Sonne zu Mittag war’s, wovor ich den meisten Schiß gehabt habe», sagte Eddy, «jetzt kann nichts mehr passieren. Mußt’s nur mit der Ruhe machen und den alten Fisch an die Kandare nehmen. Eh es dunkel wird, haben wir ihn an der Kandare.»
David nickte.
Der junge Tom fragte: «Hast du schon mal einen Fisch so kämpfen sehen, Pa?»
«Ja», sagte Thomas Hudson.
«Sehr oft?»
«Ich weiß nicht, Tommy. Es gibt hundsmäßige Fische hier im Golf, aber es gibt auch riesenhafte Fische, die ganz leicht zu kriegen sind.»
«Warum sind manche leichter zu kriegen?»
«Wahrscheinlich weil sie alt und fett werden. Manche sind bestimmt schon sterbensalt. Außerdem jumpen sich manche von den allergrößten zu Tode.»
Seit langer Zeit hatten sie kein Boot gesehen, und es war jetzt später Nachmittag. Sie waren jetzt weit draußen, zwischen der Insel und dem großen Feuer auf den Isaacs.
«Versuch’s noch mal, Davy», sagte Roger.
Der Junge bückte sich vor und riß dann, die Füße fest aufgestemmt, die Angelrute zurück, und statt nur zurückzuschwippen, gab die Rute langsam nach.
«Du hast ihn ein Stück gekriegt», sagte Roger, «hol die Leine ein und versuch’s noch mal.»
Der Junge holte wieder und gewann wieder etwas Leine zurück.
Roger sagte zu David: «Er kommt herauf. Hol ihn jetzt stetig und ruhig.»
David fing an, wie eine Maschine zu arbeiten, oder wie ein Junge, der todmüde ist und Maschine spielt.
«Jetzt ist es soweit», sagte Roger, «jetzt kommt er wirklich. Gib einen touch voraus, Tom. Wir wollen ihn an Backbord haben, wenn’s geht.»
«Einen touch voraus», sagte Thomas Hudson.
«Jetzt mußt du selber sehen», sagte Roger. «Wir wollen ihn heraufkriegen, daß Eddy ihn harpunieren kann und wir einen Stropp um ihn legen können. Das Vorfach übernehme ich. Du kommst herunter, Tommy, und paßt auf den Stuhl auf und daß die Leine sich nicht verkinkt, wenn ich das Vorfach habe. Du mußt die Leine immer klar halten, für
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