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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Kajütenwand guckte.
    «Es ist fünf nach drei, Roger», sagte er. «Jetzt bist du drei Stunden und fünf Minuten mit ihm zugange, Davy-Boy.»
    Es war jetzt so weit, daß David wieder Leine hätte einholen müssen, statt dessen lief die Leine ständig aus.
    Roger sagte: «Er läßt sich wieder sacken. Paß auf, Davy. Ist die Leine klar, Tom, kannst du’s sehen?»
    «Alles in Ordnung», sagte Thomas Hudson. Die Bucht hing noch nicht auf und nieder, und vom Dach des Deckhauses aus konnte er sie ein langes Stück im Wasser sehen.
    Thomas Hudson sagte sehr leise zu seinem ältesten Jungen: «Es kann sein, daß er jetzt auf Tiefe geht, um zu sterben. Das würde Dave kaputtmachen.»
    Der junge Tom schüttelte den Kopf und biß sich auf die Lippen.
    «Halt ihn so fest, wie du kannst, Dave», hörte Thomas Hudson Roger sagen. «Halt ihn tight und gib’s ihm.»
    Der Junge bremste die Rolle so stark ein, daß die Angelrute und die Leine fast brachen, und dann stemmte er sich dagegen und hielt die Last aus, so gut er konnte, und die Leine lief aus und aus und aus und verschwand in der Tiefe.
    «Wenn du ihn jetzt zum Halten kriegst, dann hast du ihn, glaube ich, geschafft», sagte Roger zu David. «Stoppen, Tom.»
    «Ich bin im Leerlauf», sagte Thomas Hudson, «aber ich glaube, ich könnte etwas sparen, wenn ich einen Schlag rückwärts ginge.»
    «Versuch’s.»
    «Rückwärts», sagte Thomas Hudson.
    Sie sparten etwas Leine, aber nicht viel, und die Leine lief jetzt verdammt steil aus. Es war jetzt weniger Leine auf der Trommel als zur schlimmsten Zeit, die sie hinter sich hatten.
    «Du mußt ganz nach achtern gehen, Davy», sagte Roger. «Gib ihm etwas Lose, damit du die Rute aus der Halterung bekommst.»
    David lockerte die Bremse.
    «Jetzt steck die Angel in dein Haltegeschirr, und du, Eddy, faßt ihn um.»
    «O Gott, Pa», sagte der junge Tom, «jetzt reißt er alles mit auf den Grund.»
    David kniete jetzt im Heck, die Rute bog sich so stark, daß ihr Ende unter Wasser war. Ihr Griff steckte in dem ledernen Köcher, der an Davids Hüften festgeschnallt war. Andrew hielt seine Füße, und Roger kniete neben ihm und behielt die Leine im Auge und den kleinen Rest, der noch auf der Rolle war. Er sah zu Thomas Hudson hinauf und schüttelte den Kopf.
    Es waren keine zwanzig Yards mehr auf der Rolle, und David lag vornüber, und die halbe Rute war jetzt unter Wasser. Dann waren nur noch fünfzehn Yards auf der Rolle, dann waren es keine zehn mehr, und jetzt stoppte die Leine. Der Junge lag noch immer weit über das Heck gebückt, und der größte Teil der Rute war unter Wasser, aber es lief keine Leine mehr aus.
    «Er muß zum Stuhl zurück, Eddy, faß ihn unter, wenn du kannst, mein ich», sagte Roger. «Langsam. Er hat ihn zum Halten gekriegt.»
    Eddy half David zurück in den Angelstuhl. Er hatte seinen Arm um ihn gelegt, damit der Fisch ihn nicht über Bord ziehen konnte, wenn er plötzlich ausbrach. Eddy setzte ihn im Stuhl zurecht. David steckte die Rute in die Halterung an der Verschanzung, stemmte seine Füße ein und holte an der Rute. Der Fisch kam etwas höher.
    Roger sagte zu David: «Hol nur, wenn du dabei etwas Leine bekommst. Die übrige Zeit soll er sich abquälen. Man muß Ruhe halten, wenn man kämpft, und nur arbeiten, wenn man ihn fordern will.»
    «Jetzt hast du ihn, Davy», sagte Eddy. «Du gibst es ihm die ganze Zeit. Mach jetzt langsam und ruh dich aus. Du machst ihn schon fertig.»
    Thomas Hudson ließ den Kutter langsam voraus laufen, um den Fisch dichter ans Heck heranzubekommen. Das Achterschiff lag jetzt ganz im Schatten. Sie kamen immer weiter hinaus auf das offene Meer, und es war immer noch flau und spiegelglatt.
    «Pa», sagte der junge Tom zu seinem Vater, «ich hab mir seine Füße angeguckt, als ich die Drinks gemacht habe, sie bluten.»
    «Er hat sich die Haut abgeschürft an der Verschanzung.»
    «Soll ich ihm ein Sitzkissen hinlegen, irgendein Kissen, gegen das er sich stemmen kann?»
    «Geh hinunter und frag Eddy», sagte Thomas Hudson, «aber stör Dave nicht.»
    Der Kampf war jetzt weit in der vierten Stunde. Der Kutter hielt noch immer auf See hinaus, und David holte den Fisch stetig höher herauf. Roger stand hinter ihm und hielt den Stuhl fest. David wirkte frischer als vor einer Stunde, aber Thomas Hudson konnte jetzt seine Fersen sehen, über die das Blut von seinen Fußsohlen heruntergelaufen war. In der Sonne sahen sie wie lackiert aus.
    Eddy fragte: «Was machen die

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