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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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schwimmen besser, als du je gedacht hast. Manchmal schnappt sich einer von den Haien eine, die taucht weg, die meisten aber schwimmen mitten durch die Haie durch.
    Aus der Luke kommt es jetzt schon richtig heiß, und die Teufel müssen jetzt die Leute schleppen, bis zum Lukenrand, weil ihre Mistgabeln kaputt sind, glatt abgebrochen an den Priestern. Und du und ich – wir stehen in der Mitte des ganzen Bildes, und du notierst dir ein paar kleine Sachen, und was mich betrifft, ich hab die Flasche, nehm schnell einen und halte sie dir hin. Ab und zu kommt uns ein Teufel ins Gehege, der sich mit einem von den dicken Priestern abquält, der ‹Jehova!› schreit und sich mit allen vieren wehrt. Der Teufel schwitzt und sagt bloß: ‹Entschuldigung. Entschuldigen Sie, Mr. Tom und Mr. Bobby, aber heute wissen wir nicht mehr, wo uns der Kopf steht.›
    Da halte ich dem Teufel auch die Flasche hin, wie er vorbei will, verschwitzt und dreckig, um sich noch einen aus dem Kirchenvolk zu holen, und er sagt: ‹Nein, danke, Mr. Bobby. Im Einsatz rühr ich keinen Tropfen an.›
    Tom, das wär einmal ein Bild, ganz einzigartig. Wir müßten nur das Ungeheuerliche und den ganzen Wirrwarr darin unterbringen.»
    «Mir reicht’s für heute. Mehr läßt sich im Moment nicht schaffen.»
    Bobby sagte: «Stimmt, bei Gott. Die Entwürfe in dieser Richtung machen mich auch durstig.»
    «Es gab mal einen, der so malte. Er hieß Bosch.»
    «Der Boschhorn-Bosch?»
    «Nein, Hieronymus Bosch. Ein Oldtimer. Sehr gut. Pieter Breughel malte auch in dieser Richtung.»
    «Ist der auch von früher?»
    «Auch von damals. Der war auch sehr gut. Er würde dir gefallen.»
    Aber Bobby sagte: «Die von früher schaffen uns doch nicht. Außerdem ist ja die Welt noch da, also können sie vom Untergang auch nicht viel mehr verstehen als wir.»
    «Sie sind ziemlich schwer zu schlagen.»
    Bobby sagte: «Das sagst du. Jetzt haben wir ein Bild… da gehen sie in die Knie.»
    «Krieg ich noch einen?»
    «Verdammt, ich hab ganz vergessen, daß dies eine Bar ist. God bless the Queen, Tom! Du weißt, was heute für ein Tag ist? Hier, ich gebe einen aus. Wir trinken auf ihr Wohl.»
    Er schenkte sich ein kleines Glas Rum ein und schob Thomas Hudson die Booth-Flasche mit dem gelben Gin hin, den Teller mit Zitronen, ein Messer und eine Flasche Schweppes’ Indian Tonic Water.
    «Mach ihn dir selbst zurecht. Der Teufel soll die Phantasiedrinks holen.»
    Nachdem sich Thomas Hudson seinen Gin and Tonic zurechtgemacht und ein paar Tropfen Bitter aus der kleinen Flasche mit der Möwenfeder auf dem Korken dazugetan hatte, nahm er sein Glas und sah sich in der Bar um.
    «Und was trinkt ihr? Sagt’s, wenn’s nicht zu kompliziert ist.»
    «Dog’s Head», sagte einer von den Bootsleuten.
    «Dog’s Head, in Ordnung», sagte Bobby, griff in die Eiskiste und reichte ihnen zwei Flaschen Bier hinüber. «Gläser hab ich keine mehr. Die Hundsfötter haben heute den ganzen Tag damit um sich geschmissen. – Hat jeder seinen Drink? – Gentlemen: The Queen. Ich glaub ja nicht, daß sie sich viel aus dieser Insel macht, und vielleicht käme sie auch nicht zurecht hier, aber Gentlemen: The Queen. Gott segne sie.»
    Sie tranken alle auf die Gesundheit der Königin.
    «‘ne große Dame, glaube ich», sagte Mr. Bobby, «vielleicht ein bißchen steif für meinen Gusto. Ich war mehr für Königin Alexandra. Ganz wunderbare Dame. Aber das ist kein Grund, nicht auch Queen Mary zu erweisen, was ihr zusteht. Die Insel ist man klein, aber patriotisch. Im letzten Krieg ist einem von der Insel der Arm abgeschossen worden. Noch patriotischer geht’s nicht.»
    Einer von den Bootsleuten erkundigte sich: «Wer hat Geburtstag, sagen Sie?»
    «Queen Mary von England», sagte Bobby. «Sie ist die Mutter von dem jetzigen König.»
    «Das ist die, nach der die ‹Queen Mary› getauft ist, stimmt’s?» fragte der zweite Bootsmann.
    «Tom», sagte Bobby, «beim nächsten sagen wir allein prost.»

4
    Jetzt war es dunkel. Eine Brise war aufgekommen, so daß die Moskitos und Stechfliegen verschwunden waren, und alle Boote waren zurückgekehrt. Sie waren mit beigelaschten Angelbäumen die Fahrrinne heraufgekommen und lagen jetzt festgemacht an den drei Piers, die sich vom Strand her ins Hafenbecken streckten. Die Tide lief ab, und im Schein der Bootslichter sah das fallende Wasser grün aus. Es ebbte schnell weg, glucksend im Pfahlwerk, und unterspülte das Heck der großen Yacht, auf der sie saßen. Von der

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