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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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tust?»
    «Hör auf, Tom», sagte Roger.
    «Wollt ihr in mein Haus auf Kuba? Es ist nur eine Hütte, aber ihr wärt ganz allein.»
    «Nein, ich möchte in den Westen.»
    «An die Küste?»
    «Nicht an die Küste. Kann ich eine Zeitlang auf deine Ranch gehen?»
    «Da ist nur noch das Holzhaus, unten am Ufer. Alles übrige habe ich verpachtet.»
    «Das wäre genau das Richtige.»
    Das Mädchen und Roger unternahmen lange Spaziergänge am Strand und schwammen zusammen und mit den Jungen. Die Jungen gingen Bananafisch angeln und nahmen Audrey mit und auch zum Schnorcheln auf dem Riff. Thomas Hudson arbeitete angestrengt, und während er arbeitete, waren die Jungen draußen auf dem Riff, und er freute sich darauf, daß sie bald zurückkamen und ihr Mittagessen oder ihr Abendbrot mit ihm hatten. Wenn sie schnorchelten, war er unruhig, aber er wußte, daß Roger und Eddy sie ermahnten, vorsichtig zu sein. Und einmal fischten sie einen ganzen Tag zusammen draußen bei dem Leuchtfeuer auf dem äußersten Ende des Riffs mit Handangeln, und sie hatten einen wunderbaren Tag mit Bonitos, Delphinen und drei großen Wahoo-Makrelen. Eine der Makrelen mit ihrem flachen Schädel und den Streifen rund um den schönen, stromlinienförmigen Körper malte er für Andy, der die größte gefangen hatte. Er malte sie vor dem Hintergrund der großen, spinnenfüßigen Leuchtbake und vor Sommerwolken und grünen Ufern.
    Dann kreiste eines Tages das alte Sikorsky-Flugboot über dem Haus, wasserte in der Bucht, und sie pullten die drei Jungen mit dem Dingi hinaus. Joseph pullte das zweite Dingi mit dem Gepäck. Der junge Tom sagte: «Leb wohl, Pa, es war ein fabelhafter Sommer, bestimmt.»
    David sagte: «Leb wohl. Es war wirklich wunderbar, Pa, und mach dir keine Sorgen, wir sehen uns vor.»
    Andrew sagte: «Leb wohl, Pa. Ich dank dir sehr für den wunderbaren, wunderbaren Sommer und für die Reise nach Paris.»
    Dann kletterten sie hinauf zur Tür des Cockpits, und von der Tür winkten sie alle zu Audrey hinüber, die auf der Pier stand, und riefen: «Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen, Audrey.»
    Roger half ihnen hinauf, und sie sagten: «Auf Wiedersehen, Mr. Davis. Auf Wiedersehen, Pa», und dann riefen sie laut, daß es über das Wasser schallte: «Auf Wiedersehen, Audrey!»
    Dann ging die Tür zu und wurde verriegelt, und sie waren drei Gesichter in engen Glasfenstern, und dann spritzte das Wasser über ihre Gesichter hin, und die alte Kaffeemühle war in Gang. Thomas Hudson zog das Dingi aus dem Spray zurück, und das alte, scheußliche Flugzeug taxierte ein Stück hinaus und startete in den schwachen Wind hinein, der herrschte, und dann flog es einen Kreis und ging auf Kurs, geradeaus, häßlich und langsam über den Golfstrom hinweg.
    Thomas Hudson wußte, daß Roger und Audrey abreisen würden, und als am nächsten Tag das Wochenboot kam, fragte er Roger, wann sie führen.
    «Morgen, mein Alter», sagte Roger.
    «Holt Wilson euch?»
    «Ja, ich habe ihn gebeten, wiederzukommen.»
    «Ich hab nur gefragt, weil ich euch sonst Plätze auf dem Wochenboot bestellt hätte.»
    Also gab es am nächsten Tag denselben Abschied noch einmal. Thomas Hudson küßte das Mädchen, und sie küßte ihn. Sie hatte geweint, als die Jungen weggeflogen waren, und diesmal weinte sie wieder und hielt ihn eng und fest umarmt.
    «Passen Sie auf ihn auf, und passen Sie auf sich selber auf.»
    «Ich werde es versuchen. Sie sind furchtbar nett zu uns gewesen, Tom.»
    «Unsinn.»
    «Ich schreib dir», sagte Roger. «Gibt es irgendwas, was ich da oben für dich erledigen könnte?»
    «Habt’s gut. Laß mich mal wissen, wie es euch geht.»
    «Das mach ich. Die da wird auch schreiben.»
    Dann waren sie auch weg, und auf dem Heimweg guckte Thomas Hudson einen Moment bei Bobby herein.
    «Wird verdammt einsam werden», sagte Bobby.
    «Ja», sagte Thomas Hudson. «Es wird verdammt einsam.»

14
    Thomas Hudson war unglücklich, kaum daß die Jungen weg waren, aber er hielt es für seine gewöhnliche Sehnsucht nach ihnen und arbeitete einfach weiter. Der Weltuntergang eines Mannes läuft nicht so ab, wie Bobby es auf einem der großen Gemälde projektiert hatte. Er kommt mit einem von den Inseljungen, der die Straße vom Postamt heraufkommt und ein Radiotelegramm bringt und sagt: «Bitte unterschreiben Sie hier auf dem abreißbaren Teil des Umschlags. Es tut uns leid, Mr. Tom.»
    Er gab dem Jungen einen Shilling, aber der Junge guckte auf den Shilling und legte ihn auf den

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