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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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seit sie vom Schwimmen zurück waren. Es war nicht leicht für ihn, hinter dem Schutzschild zu bleiben, den er sich aus seiner Arbeit gemacht hatte, und er dachte, wenn ich nicht weitermache, verliere ich ihn vielleicht. Dann sagte er sich, daß es genug Arbeitszeit gäbe, wenn sie alle weg wären, aber auf der anderen Seite wußte er, daß er jetzt weitermachen mußte, sonst verlor er die Sicherheit, die er sich aus lauter Arbeit geschaffen hatte. Ich muß genausoviel machen, wie ich machen würde, wenn sie nicht da wären, dachte er. Dann räume ich die Sachen weg und geh hinunter und pfeife auf Raeburn und auf die alten Zeiten und alles. Aber während der Arbeit merkte er schon, wie die Einsamkeit kam. Nächste Woche würden sie abreisen. Mach weiter, sagte er zu sich. Mach’s ordentlich und halt dich an deine Gewohnheiten, du wirst sie brauchen.
    Als er mit seiner Arbeit fertig und zu ihnen hinuntergegangen war, hatte er das Bild noch im Kopf, und er sagte «Hallo» zu dem Mädchen und sah weg. Dann drehte er sich herum. «Ich hab’s mitangehört, ich konnte nichts dagegen tun», sagte er. «Ich freue mich, daß wir alte Bekannte sind.»
    «Ich auch. Wußten Sie es nicht?»
    «Kann sein», sagte er. «Laßt uns zum Essen gehen. Ist Ihr Badeanzug trocken, Audrey?»
    «Ich kann mich im Bad umziehen», sagte sie. «Ich habe ein Hemd mit und den Rock von diesem hier.»
    «Sag Joseph und Eddy, daß wir kommen», sagte Thomas Hudson zu Tom. «Ich zeige Ihnen das Bad, Audrey.»
    Roger verschwand im Haus.
    Audrey sagte: «Ich dachte, ich sollte hier nicht unter falscher Flagge aufkreuzen.»
    «Das haben Sie nicht getan.»
    «Glauben Sie, daß ich ihm etwas helfen kann?»
    «Vielleicht. Was er für seinen Seelenfrieden braucht, ist Arbeit. Ich verstehe nicht viel von Seele, aber als er das erste Mal an der Ostküste war, hatte er sie nicht dabei.»
    «Er will jetzt einen Roman schreiben. Einen großen Roman.»
    «Woher haben Sie das?»
    «Es stand irgendwo in der Zeitung. Ich glaube, Cholly Knickerbocker hatte es geschrieben.»
    «Dann muß es ja stimmen», sagte Thomas Hudson.
    «Glauben Sie, daß ich ihm wirklich helfen kann?»
    «Vielleicht.»
    «Es sind da nur einige Schwierigkeiten…»
    «Die gibt es immer.»
    «Soll ich Ihnen sagen, welche?»
    «Nein», sagte Thomas Hudson. «Ziehen Sie sich lieber an, und kämmen Sie sich die Haare, und kommen Sie herauf. Wenn Sie ihn warten lassen, lernt er womöglich eine andere kennen.»
    «Früher waren Sie nicht so. Ich fand Sie immer den nettesten Mann, den ich kannte.»
    «Tut mir schrecklich leid, Audrey. Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.»
    «Wir sind doch alte Freunde, nicht wahr?»
    «Richtig», sagte er. «Ziehen Sie sich um, machen Sie sich fertig, und kommen Sie dann herauf.»
    Er sah weg, und das Mädchen machte die Badezimmertür zu. Er wußte nicht, warum ihm jetzt so zumute war. Das Glück des Sommers begann ihm wegzuebben, wie wenn die Gezeit kenterte, draußen auf den Bänken, und das Wasser in der Einfahrt anfing, ins Meer zurückzuströmen. Er sah über das Meer hin und den Strand hinauf, und er merkte, daß die Tide wirklich gekentert war, und die Strandvögel machten sich weit unten im Sand zu schaffen, wo das Wasser eben erst abgelaufen war. Die Brandung hatte nachgelassen und zog sich zurück. Er sah eine Strecke weit den Strand hinauf, und dann ging er ins Haus.

13
    Sie hatten es gut in den letzten paar Tagen. Sie hatten es so gut wie zuvor, und sie nahmen den Abschied nicht vorweg. Die Yacht fuhr fort, und Audrey nahm sich ein Zimmer im Ponce de León, aber sie wohnte im Haus, und sie schlief auf einem Feldbett in der Loggia am unteren Ende des Hauses und benutzte das Gästezimmer. Sie erwähnte es nicht mehr, daß sie in Roger verliebt war, und alles, was Roger Thomas Hudson von ihr erzählte, war: «Sie ist mit irgend so einem Saukerl verheiratet.»
    «Du konntest schließlich nicht annehmen, daß sie ihr Leben lang auf dich warten würde.»
    «Wenigstens ist es ein Saukerl.»
    «Das sind sie immer. Du wirst noch herausbekommen, daß er auch seine guten Seiten hat.»
    «Er ist reich.»
    «Wahrscheinlich ist das seine nette Seite», sagte Thomas Hudson. «Sie sind immer mit irgendwelchen Saukerlen verheiratet, die immer ihre schrecklich netten Seiten haben.»
    «Okay», sagte Roger. «Reden wir nicht mehr davon.»
    «Du setzt dich jetzt an das Buch, nicht wahr?»
    «Bestimmt. Das ist es, was sie will.»
    «Ist das der Grund, weshalb du’s

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