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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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und Verwenden nautischer Instrumente und in sämtlichen theoretischen Grundlagen der Navigation. Danach war mir der weitere Weg geebnet: Ich diente mich vom Leutnant schnell hoch bis zum Ersten Offizier einer königlichen Fregatte. Ich hatte gerade mein Kapitänspatent in der Tasche, als der Bürgerkrieg sich ausweitete und damit alles ruinierte. Die Flotte brach auseinander, ich musterte ab. Bald darauf waren mir meine Kenntnisse aus dem Schiffsbau doch nützlich, denn ich konnte von dem Geld, das ich bis dahin zur Seite gelegt hatte, eine Hulk flottmachen und fortan mit d em Se gen der Krone als Freibeuter auf dem eigenen Schiff segeln.«
    » Lebt dein Großvater noch?«
    » Nein, er starb vor sechs Jahren.«
    » Was ist aus der Werft geworden?«
    » Die gibt es noch. Ich habe den Vorarbeiter zum Verwalter gemacht und schaue gelegentlich dort nach dem Rechten.«
    » Hast du dich gut mit deinem Großvater verstanden?«
    » Selten. Er war ein harter alter Knochen, unversöhnlich, grantig, vom Leben enttäuscht. Aber durch ihn bin ich zu dem Mann geworden, der ich heute bin – Kapitän meines eigenen Schiffes. Wer weiß, vielleicht wäre ich sonst nur ein einfacher Fischer wie mein Vater. Und es war auch keineswegs so, als hätte ich im Haus meines Großvaters eine düstere Kindheit erlebt. Er war in zweiter Ehe mit einer sehr sanften und liebevollen Frau verheiratet. Sie hatte einen mäßigenden Einfluss auf ihn, sodass er auf seine späten Tage etwas von dem, was er an meiner Mutter verbrochen hatte, bei mir wiedergutmachen konnte. Sie war freundlich und gütig, zu ihm und zu mir, und sie hat mich voller Zuneigung umsorgt. Leider starb auch sie vor drei Jahren. Nun habe ich keine Familie mehr – jedenfalls keine mehr in England. Dafür aber eine Frau und einen Sohn auf Barbados.« Er schob ihr Haar zur Seite und küsste ihren Nacken. » Jetzt kennst du meine ganze Geschichte.«
    Elizabeth fühlte sich ihm auf ungewohnte Weise nah. Nach all dem, was er über sein Leben berichtet hatte, erkannte sie Facetten seines Wesens, die ihr vorher verborgen geblieben waren. Dennoch war sie der Ansicht, dass es noch viel mehr zu erfahren gab, vor allem über die letzten Jahre. Doch sie spürte seine Ungeduld – und seine Erregung, die während seiner Erzählung nicht nachgelassen hatte. Er rieb sich aufmunternd an ihr.
    » Wo waren wir vorhin stehen geblieben?«
    Elizabeth drehte sich in seinen Armen um und kniete sich zwischen seine Beine. Sie streichelte seine feste, sonnenwarme Brust, um dann die Fingerspitzen langsam abwärtsgleiten zu lassen.
    » Ich glaube, irgendwo hier.«
    Diesmal ließen sie sich mehr Zeit. Es war ein erfüllender Liebesakt, und als Duncan sie hinterher in den Armen hielt, fühlte er sich auf eine Weise von ihr betört, die ihm Sorgen bereitete. Er war es nicht gewohnt, in Bezug auf Frauen derartig die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren, doch bei Elizabeth passierte ihm das ständig. Sie war wie eine Sirene, die ihn anlockte und bannte. Sie füllte sein ganzes Denken so nachhaltig aus, dass er Schwierigkeiten hatte, sich auf die anstehenden Probleme zu konzentrieren, was gerade in dieser Lage völlig unangebracht war.
    Er hatte erwogen, den Antrag aufzuschieben, bis der Konflikt zwischen Barbados und England beigelegt war, doch da keineswegs feststand, wann und wie diese Krise enden würde, wollte er mit Elizabeth lieber vorher alles im Reinen haben. Zumal es unbedingt zu vermeiden galt, dass William Noringham ihm zuvorkam und ihn am Ende bei ihr ausstach. Der junge Lord wies alle Eigenschaften auf, die ihn in den Augen einer jungen Witwe attraktiv machten. Mit grimmiger Ironie überlegte Duncan, dass er, wäre er selbst eine Frau, gewiss keinen Tag gezögert hätte, William Noringhams Werben zu erhören. Warum einen gefährlich lebenden, übel beleumundeten Freibeuter nehmen, wenn man stattdessen einen soliden, gut erzogenen, reichen und liebenswerten Burschen wie William haben konnte? Und dann war da noch die Geschichte mit Harold Dunmore. Es hatte Duncan einen Schock versetzt, als er gesehen hatte, wie der Kerl Elizabeth angeschaut hatte, nachdem er sie niedergeschlagen hatte. In seinem Blick hatten Verzweiflung, Wut und Bedauern gelegen, aber auch heimliches Begehren. Dunmore zügelte und verbarg es, zumindest versuchte er es, denn es blieb ihm ja nichts anderes übrig, doch allein, dass der Kerl solche Gefühle gegenüber Elizabeth hegte, machte Duncan rasend. Wenn er das nächste Mal

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