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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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meinem Vater heimzuzahlen.«
    Duncan stöhnte.
    » Sind wir schon wieder bei diesem Thema? Ich dachte, das hätten wir längst hinter uns gelassen!«
    » Das haben wir nicht«, beschied sie ihn gereizt. » Du hast mich mit deiner Geschichte geködert, aber zu Ende erzählt hast du sie nie!«
    » Du wolltest sie ja nicht hören.«
    » Das habe ich nie gesagt!«, brauste sie auf.
    Duncan seufzte ergeben.
    » Es stimmt, anscheinend können wir wirklich nur streiten oder uns lieben. Fragt sich nur, worin wir besser sind.«
    Er biss sacht in ihre Schulter, und sie merkte zu ihrer Empörung, wie er an ihrem Rücken hart wurde. Seine Hand glitt über ihre Brust und ihren Bauch zwischen ihre Schenkel, und sofort spürte sie dieselbe fließende, schwere Wärme, die sie immer überkam, wenn er sie so berührte. Ihr entwich ein Keuchen, und unwillkürlich bäumte sie sich seinen forschenden Fingern entgegen. Trotzdem hielt sie seine Hand fest.
    » Ich will es endlich wissen. Sag mir, welche Pläne du mit der Admiralität hast, und erzähl mir das Ende der Geschichte.«
    » Meine Pläne liegen seit der Versammlung offen auf dem Tisch, nur nicht die Mittel, mit denen ich sie zum Ziel führen will. Jedoch hat keines davon auch nur im Geringsten mit Verrat zu tun.« Er zog seine Hand zwischen ihren Schenkeln hervor und verflocht seine Finger mit den ihren. » Und was meine Geschichte angeht – sie hatte ein gutes Ende. Nachdem meine Eltern tot waren, kam ich zu meinem Großvater, dem Vater meiner Mutter, den ich bis dahin nicht kannte. Er hatte meine Mutter schon vor meiner Geburt verstoßen.«
    » Warum?«
    » Weil mein Vater keine Gnade vor seinen Augen fand. Er war nur ein armer Fischer und Pächter ohne eigenes Land. Mein Großvater hatte gedroht, beide zu töten, sollten sie ihm je wieder vor die Augen kommen. Auch in der schlimmsten Not hatte meine Mutter nicht gewagt, ihn um Hilfe zu bitten. Davon wussten die Leute nichts, als ich plötzlich allein auf der Welt war, nur, dass es da noch einen Großvater gab. Zu dem ich dann gebracht wurde.«
    » Und der kümmerte sich um dich?«
    » Na ja, was man so kümmern nennt. Ich bekam einen unerträglich blasierten und gelehrsamen Hauslehrer, der mich den halben Tag mit seinem sterbenslangweiligen Unterricht traktierte, und die andere Hälfte des Tages schleppte mein Großvater mich mit auf seine Werft, drückte mir Hammer und Nägel und stapelweise Konstruktionszeichnungen in die Hand und brachte mir alles bei, was es über den Schiffsbau zu wissen gab. Mir stand jedoch eher der Sinn danach, die Schiffe auszuprobieren. Das erste Mal haute ich ab, als ich zwölf war. Ich heuerte als Moses auf einem Flussschiff an und fuhr die Themse rauf und runter. Als mein Großvater mich wieder zu fassen kriegte, kassierte ich die Tracht Prügel meines Lebens. Ein paar Monate lang tat ich so, als würde ich brav weiterlernen, dann machte ich mich wieder aus dem Staub. Diesmal als Pulveraffe auf einer Fregatte, die im Mittelmeer herumschipperte. Das hielt ich fast ein halbes Jahr durch. Danach setzte es eine weitere Tracht Prügel, aber anschließend trat ich entschlossen vor meinen Großvater hin und erklärte ihm, dass ich wieder fortlaufen würde, weil ich lieber auf den Schiffen segeln, als welche bauen wollte. Er sah mich lange an und meinte schließlich, ich hätte anscheinend den verdammten Sturkopf meiner Mutter geerbt. Das war das einzige Mal in all den Jahren, dass er von ihr sprach.«
    » Mir scheint, er war mindestens ebenso stur wie du«, warf Elizabeth ein. Sie hielt seine Hand fest umfasst, denn sie spürte, dass es ihn aufwühlte, über die Vergangenheit zu sprechen.
    » Nicht zu stur, um einzusehen, dass aus mir kein Schiffsbauer werden würde«, sagte Duncan. » Er meinte, wenn ich schon unbedingt zur See fahren wolle, dann als jemand, der was zu sagen habe. Folglich schickte er mich nach Oxford, um mir die Basis für eine ordentliche Offizierslaufbahn bei der Marine zu verschaffen.«
    » Du hast studiert?«, fragte Elizabeth überrascht.
    » Mehr schlecht als recht. Es war eine ziemliche Quälerei, und es ging dabei hauptsächlich darum, Kontakte zu bestimmten einflussreichen Leuten zu knüpfen. Wozu sonst sollen Rhetorik und Philosophie schon groß taugen? Viel wichtiger war für mich der Privatunterricht, den ich während dieser Zeit bei einem erfahrenen alten Kapitän hatte. Der verschaffte mir anständige Kenntnisse im Lesen und Zeichnen von Schiffskarten, im Konstruieren

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