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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Steinkrug einen Becher mit Wasser zu füllen. Mit tiefen Zügen trank sie davon, bis der brennende Durst nachließ.
    » Die Männer unten«, sagte sie. » Wir sollten ihnen was zu essen und zu trinken anbieten.«
    » Die holen sich alles, was sie brauchen. Ich war vorhin unten und habe ihnen die Küche gezeigt.« Felicity deutete auf ein Brett mit Käse, ein paar Schinkenscheiben und ziemlich vertrocknet aussehendem Brot. Daneben stand eine Schüssel mit zerkleinerter Melone. » Uns habe ich auch etwas mitgebracht.«
    » Wie lange habe ich geschlafen?«
    » Eine Stunde vielleicht.«
    » Dann bist du jetzt dran. Leg dich hin, ich nehme den Kleinen und halte Wache.«
    » Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann«, widersprach Felicity.
    Doch kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, war sie auch schon eingeschlafen. Elizabeth legte den Kleinen neben Felicity ins Bett. Dort hatte er es bequemer; außerdem konnte sie so besser herumlaufen. Zum Sitzen war sie zu unruhig, alles drängte sie danach, das Zimmer, besser noch das Haus zu verlassen, für immer. Mehr als alles andere jedoch wollte sie zu Duncan, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Diese Ungewissheit war unerträglich.
    Wenigstens hatte er sich wieder bewaffnet, bevor er in die Stadt geritten war. Sie selbst hatte vorgeschlagen, Harolds Waffenschrank aufzubrechen, wo sie eine Muskete, zwei Pistolen mit genügend Pulver und Munition sowie ein Rapier mitsamt dazugehörigem Wehrgehenk vorgefunden hatten. Duncan hatte die Muskete, das Rapier und die Pistole an sich genommen und die zweite Pistole Elizabeth übergeben. » Du weißt ja jetzt, wie man damit umgeht«, hatte er gesagt. » Zögere nicht, sie zu benutzen. Denk dran: Nur der Gewinner überlebt!«
    Die Waffe lag auf dem Fensterbrett, geladen und schussbereit. Es war eine Steinschlosspistole, für die keine Lunte nötig war. Elizabeth starrte sie an und rief sich im Geiste wieder und wieder alle Handgriffe in Erinnerung. Duncan hatte ihr nicht nur gezeigt, wie man damit zielte und schoss, sondern auch, wie man nachlud, falls der erste Schuss fehlging. Oder wenn man mehr als einen Gegner niederschießen musste.
    Es hielt sie nicht im Zimmer, sie musste sich bewegen und beschloss daher, nach Pearl zu sehen. Sie nahm die Pistole an sich und ging nach unten. Kaum hatte sie die von einem Nachtlicht nur dürftig erhellte Halle betreten, löste sich lautlos eine Gestalt aus den Schatten, und gleich darauf war ein verärgertes Schnaufen zu vernehmen. Einer der von Duncan eingesetzten Leibwächter – es war der zahnlose Pirat, der sich ihr als Sid vorgestellt hatte – trat näher, seinen Säbel in den schwer bestückten Waffengurt zurückschiebend, das zerklüftete Gesicht missbilligend verzogen.
    » Mylady, Ihr solltet immer Laut geben, bevor Ihr hier im Haus herumlauft, sonst seid Ihr am Ende einen Kopf kürzer, bevor wir merken, dass Ihr es seid.«
    » Tut mir leid. Ich wollte nach Pearl sehen.«
    » Schon erledigt. Sie hat Hafer und einen Bottich mit Wasser und steht trocken und zufrieden im Stall. Ihr solltet wieder raufgehen.«
    Sid missfiel es sichtlich, hier unten mit ihr diskutieren zu müssen. Seufzend fügte Elizabeth sich den Umständen und ging wieder nach oben.
    Duncan blickte konzentriert durch das Fernrohr. Viel war nicht zu sehen; der von jagenden Sturmwolken bedeckte Himmel sorgte für beinahe vollständige Finsternis in der Bucht. Kein Mondlicht und keine Mastlaternen zeigten die Positionen der feindlichen Schiffe. Die Flotte war ausgelaufen.
    Er tastete nach dem Papier, das einer seiner Männer ihm vorhin gebracht hatte. Ayscue hatte seine Botschaft erhalten und beantwortet. Immerhin war der Flottenkommandant mit seinem Plan einverstanden. Jetzt musste nur noch alles wie vereinbart klappen. Und zwar möglichst rasch. Der aufkommende Sturm ließ ihnen keine allzu großen zeitlichen Spielräume. Höchste Zeit für ihn, seine wertvollste Fracht aufzunehmen und die Elise aus dem Hafen zu bringen.
    55
    H arold wachte auf, als er das Schluchzen hörte. Er fragte sich, wer dort weinte, doch dann kümmerte es ihn nicht mehr, denn er hatte grässliche Schmerzen. Sie rührten daher, dass er auf dem Fußboden geschlafen hatte. Warum, zum Teufel, hatte er sich nicht ins Bett oder in die Hängematte gelegt? Sein Irrtum wurde ihm gleich darauf klar, als er begriff, wo er sich befand: im Obergeschoss von Summer Hill. Die tote Schneiderin lag nur ein paar Schritte von ihm entfernt. Im flackernden

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