Inseln im Wind
drängend. Elizabeth wartete darauf, dass sie von derselben besinnungslosen Leidenschaft hinweggefegt wurde, die sie bei Duncans Kuss erfasst hatte – der Teufel sollte seine schwarze Seele holen –, doch das geschah nicht. Roberts Atem roch stark nach Schnaps, und außerdem stieß er seine Zunge allzu tief in ihren Mund, was ihr die Luft nahm. Dennoch blieb sie nicht unbeteiligt, vielmehr verspürte sie eine zögernde, aber erkennbare Erregung, die sich unter seinen streichelnden Händen allmählich steigerte. Sie selbst tat nichts, außer ihn zu umarmen, während er seine Hände über ihren Leib gleiten ließ. An seinem Bauch spürte sie jenen harten Körperteil, der bald in sie eindringen würde. Sie hatte keine Angst davor, eher war sie von erwartungsvoller Neugier erfüllt, wie es mit ihm sein würde. Sie fieberte darauf, dieselben Gefühle zu erleben wie mit Duncan.
Mit dem Küssen hatte er aufgehört, was ihr nur recht war. Er drängte sie zum Bett und drückte sie in die Laken, mit einer Hand sein Hemd hochschiebend und mit der anderen das ihre, bis ihr Körper sich nackt seinen Blicken darbot. Ihr blieb keine Zeit, verlegen zu werden. Aufstöhnend legte er sich neben sie. Das Zimmer schien um sie herum zu kreisen, sie verlor jede Orientierung, wobei sie nicht sagen konnte, ob es an dem vielen Wein lag oder an seiner Zunge, die über ihre Brust fuhr und sich dann an einer Seite festsaugte, während er eine Hand zwischen ihre Beine schob. Elizabeth stöhnte und bäumte sich auf. Es verlangte sie danach, ihn ebenfalls anzufassen, doch sie wagte es nicht, weil er sie dann vielleicht für schamlos hielt. Aber dann nahm er ihre Hand und führte sie an seinen Leib, drängte ihre Finger gegen sein hartes Glied, bis es heiß und steif in ihrer Handfläche lag. Sie schrak kurz zurück, doch dann drückte sie es zögernd und prüfte seine Fülle und Härte. Sehen konnte sie nichts, weil das hochgeschobene Nachthemd und Roberts Schulter ihr die Sicht versperrten. Als er sich über sie schob und ihre Beine spreizte, erstarrte sie für einen Moment und hätte ihn am liebsten weggestoßen.
» Hab keine Angst«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Er machte sich an ihr zu schaffen, seine Finger erkundeten und weiteten sie, bis sie schließlich für ihn bereit war. Er drang in sie ein, doch es war nicht dasselbe wie mit Duncan. Roberts Körper war unerwartet schwer. Ihre Wollust baute sich nur allmählich auf, Stoß für Stoß, und gerade, als sie glaubte, sich womöglich dem Gipfel der Lust zu nähern, kam Robert ächzend zum Ende. Schlaff und reglos blieb er auf ihr liegen, den Kopf zur Seite gewandt, ihren Körper mit dem seinen fast völlig bedeckend, sodass sie kaum atmen konnte.
» Das war wundervoll«, hörte sie ihn murmeln. » Ich liebe dich.«
Schlagartig ernüchtert hielt sie vollends die Luft an – ob er nun erwartete, dass sie dasselbe zu ihm sagte? Wie konnte er sie bereits lieben, nach diesen kurzen Wochen, in denen sie kaum je miteinander allein gewesen waren? Oder brachte der Akt, den sie eben vollzogen hatten, einen Mann dazu, in Liebe zu entbrennen? Wohl kaum, dachte sie in bitterer Selbstironie, zumindest nicht gemessen an dem, wie Duncan sich hinterher benommen hatte.
Was war mit Robert los, warum rührte er sich nicht? Mühsam holte sie Luft, in der Erwartung, dass er ihre Bedrängnis bemerken und sich von ihr herunterwälzen würde, doch er schnaubte nur dumpf – und fing dann leise an zu schnarchen. Ungläubig starrte Elizabeth über seine Schulter hinweg an die Decke. Er war eingeschlafen!
Sie rüttelte ihn vorsichtig, erntete aber nur ein unwilliges Ächzen, ohne dass er wach geworden wäre. Mit beiden Händen drückte sie gegen seine Brust und stemmte ihn weg, sodass sie sich unter ihm hervorwinden konnte. Die Flüssigkeit zwischen ihren Beinen erinnerte sie daran, was ihr bei der Begegnung mit Duncan widerfahren war, und unwillkürlich stellte sie Vergleiche an. Sie fielen nicht zugunsten ihres Ehemannes aus. Dennoch war Elizabeth glücklich, dass er nicht grob gewesen war und dass sie den Akt genossen hatte, auch wenn der betäubende Sinnesrausch, in den Duncan sie binnen weniger Augenblicke versetzt hatte, am Ende ausgeblieben war. Doch das war wohl nicht ungewöhnlich, im Gegenteil. Ihre Tante hatte ihr vorhin, bevor Robert hereingekommen war, noch rasch zugeraunt, dass sie sich bloß nicht grämen solle. » Nur die Männer haben was davon, aber so ist es nun mal. Mach die Augen zu und denk
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