Inselsommer
nickte stolz und füllte unsere Teller.
»Ich wollte heute Abend etwas Unkompliziertes machen, das ich gut vorbereiten konnte. Lasst es euch schmecken, meine Lieben. Schön, dass ihr hier seid.«
»Eigentlich darf man das gar nicht essen, weil es so toll aussieht«, sagte ich und betrachtete fasziniert die appetitlich aneinandergereihten Gemüsescheiben: goldgelbe Kartoffeln, kirschrote Tomaten, hellgelbe Zucchini mit einem zarten grünen Rand. Das Ganze war bedeckt von einer ebenfalls hellen Sauce und Käseraspeln.
Vero beobachtete, wie ich den ersten Happen aß, und wirkte erst zufrieden, als ich mir über die Lippen leckte und »Das ist ja himmlisch!« rief.
»Das Geheimnis liegt in dem gartenfrischen Biogemüse und natürlich dem würzigen Käse. Es ist wichtig, dass du eine würzige Sorte wie zum Beispiel Greyerzer nimmst. Nur der schenkt dieses unglaubliche Aroma.«
»Wieso gibt es diesen Gratin eigentlich nicht im Büchernest?«, fragte ich verwundert. »Er schmeckt geradezu überirdisch lecker, und du scheinst alles, was man dazu braucht, im eigenen Garten anzubauen.«
»Manchmal muss man Berufliches und Privates trennen«, entgegnete Vero mit einem schelmischen Lächeln. »Aber ich gebe dir nachher gern das Rezept. Außerdem kannst du dir jederzeit alles, was du brauchst, aus dem Garten mitnehmen.«
Nachdem wir alle genüsslich eine zweite Portion gegessen hatten, klopfte Bea demonstrativ mit der Gabel an ihr Wasserglas.
»So, liebe Vero, ich danke dir für dieses tolle Essen in diesem wunderbaren Ambiente. Doch nun wollen wir zum geschäftlichen Teil des Abends übergehen und besprechen, wie es in Zukunft mit dem Büchernest weitergehen soll. Was sagt Hinrich denn zu meinem Vorschlag, dass du ab Herbst wieder dreimal die Woche im Café arbeitest? Und wieso ist er eigentlich nicht hier?«
»Er spielt mit ein paar Freunden Karten, weil er uns bei unserem Frauenabend nicht stören will. Aber ihr seht ihn nachher vielleicht noch, je nachdem, wie lange er und seine Kumpel heute Abend durchhalten. Nun, es war nicht ganz leicht, ihn zu überzeugen, aber manchmal kann ich ziemlich hartnäckig sein«, erklärte sie augenzwinkernd, und Bea und Larissa lächelten wissend.
In diesem Augenblick war ich einmal mehr unendlich dankbar, dass ich einer anderen Frauengeneration angehörte und alle Freiheiten der Welt hatte. Natürlich hatte ich meine beruflichen Pläne mit Patrick abgestimmt, besonders als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, meine eigene Galerie zu eröffnen. Doch Patrick hatte mich immer unterstützt und mir Mut zugesprochen, wenn es nicht so lief, wie ich es mir wünschte – oder ich Angst vor meiner eigenen Courage bekam.
»Na prima, dann wäre das also geklärt«, rief Bea und klatschte in die Hände. »Olli freut sich ebenfalls, länger bei uns bleiben zu können, vorausgesetzt, wir finden eine Bleibe für ihn. Er kann keinesfalls auf Dauer auf dem Campingplatz in Hörnum wohnen, erst recht nicht, wenn es kälter wird.« Vero und Larissa nickten zustimmend.
»Und nun kommen wir zu unserem letzten und beinahe wichtigsten Tagesordnungspunkt: Paula würde gern im Büchernest einsteigen und dort Kinder betreuen. Sie sollen eine Art Rundum-Sorglos-Paket erhalten, bei uns essen und spielen, aber auch basteln, malen, zeichnen oder töpfern. Eine Frage an dich, Vero: Kannst du dir vorstellen, künftig auch Essen für Kinder anzubieten – und zwar zu einem Preis, den sich auch weniger wohlhabende Sylter leisten können?«
Vero nickte eifrig.
»Ich glaube, du vergisst, dass ich selbst Kinder habe. Ist zwar schon eine ganze Weile her, seit ich Kämpfe ausfechten musste, weil sie am liebsten von morgens bis abends Spaghetti und Pizza essen wollten, aber ich glaube, das kriege ich hin. Und natürlich auch zu einem bezahlbaren Preis. Wie viel soll das Essen denn ungefähr kosten, Paula?«
Ich versuchte, mich an das Angebot auf Föhr zu erinnern.
»Sind zwölf Euro inklusive Essen, einem Getränk und den Materialien unrealistisch?«, fragte ich unsicher.
»Für Feriengäste und Leute, die ihre Kinder nur ab und zu bei uns abgeben, ist das ein wirklich guter Preis. Wenn wir aber Kinder von der Insel erreichen wollen, die sonst den ganzen Tag allein zu Hause vor dem Fernseher sitzen, müssen wir deutlich günstiger werden«, sagte Bea energisch.
Vero runzelte die Stirn.
»Selbst wenn ich vieles aus eigenem Gartenanbau verwende, kommen wir wohl nicht ganz hin. Das Dumme ist, dass hier das meiste viel
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