Inselsommer
teurer ist als auf dem Festland, weil es erst hierhertransportiert werden muss, also auch die Bastel- und Malutensilien. Aber ich verspreche, mir in den nächsten Tagen Gedanken zu machen und das Ganze mal grob durchzukalkulieren.«
Ich spürte, wie sich auf einmal Enttäuschung in mir breitmachte und mir die Luft abschnürte. Unglücklicherweise hatte ich mich schon so in dieses Projekt verliebt, dass es kaum noch ein Zurück für mich gab.
»Nun guck nicht so traurig, uns fällt garantiert eine Lösung ein«, versuchte Larissa mich zu trösten. »Wir werden auf alle Fälle zum reinen Selbstkostenpreis an dich vermieten, das ist doch Ehrensache. Eventuell sogar günstiger …« Der letzte Teil des Satzes richtete sich an Bea, die fieberhaft nachzudenken schien.
»Ja, ja, natürlich«, murmelte sie, wirkte allerdings zerstreut. »Ich spreche mit unserem Steuerberater, eventuell hat der ja noch eine Idee.«
»Oder ich verkaufe die Galerie und investiere voll und ganz in dieses Projekt«, hörte ich mich zu meiner eigenen Überraschung sagen. Larissa sprang so schwungvoll von ihrem Stuhl auf, dass er auf den Boden gefallen wäre, hätte Vero ihn nicht reflexartig festgehalten.
»Nein, das machst du auf gar keinen Fall«, protestierte sie. »Auch wenn es dir momentan reizvoll erscheint, alle Brücken nach Hamburg abzubrechen, schwöre ich dir, dass dir das irgendwann leidtun wird. Im Augenblick versuchst du einen möglichst großen Abstand zu deinem alten Leben und zu deiner Galerie zu gewinnen. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, an dem es wieder anders sein wird. Vertrau lieber darauf, dass hier vier kreative Frauen sitzen, die alle dasselbe Ziel haben. Uns fällt schon etwas ein. Versprochen!«
Als ich zufrieden nach diesem schönen Abend in meinem Bett lag, schoss mir plötzlich ein Name durch den Kopf:
Inselkrabben.
Beglückt über den Namen glitt ich ins Reich der Träume.
50 . Kapitel
A m Samstag stand ich besonders früh auf, um mich durch die Fotos zu klicken, die mir Jule in Zusammenarbeit mit Mira und Vincent geschickt hatte. Es waren Bilder für die nächste, kleinere Vernissage, die kommenden Freitag stattfand und zu der ich natürlich fahren würde.
Man sah an den Arrangements und der Hängung, dass bei ArtFuture ein neuer, künstlerischer Wind wehte. Doch ich war zufrieden. Die drei hatten sich zu einem effektiven Team entwickelt, das auch gut ohne mich klarkam. Doch trotz allem gab es ein großes Problem: Für den Herbst fehlte noch das absolute Highlight!
Ich würde spätestens morgen bei Ineke Alwart anrufen und vorsichtig bei ihr vorfühlen, ob sie bereit war, ihre bisherige Einstellung zu überdenken. Doch zuvor musste ich ins Büchernest und bei den letzten Vorbereitungen für den großen Abend mit dem Schriftsteller Marco Nardi helfen. Larissa war schon seit Tagen das reinste Nervenbündel und hatte keine besonders gute Laune, weil Leon zurück nach Mallorca musste.
»Und? Alles klar?«, fragte ich Rieke, die die Ankündigung für die Veranstaltung im Schaufenster des Büchernests kritisch beäugte.
»Sieht doch alles perfekt aus!« Rieke lächelte stolz. Diesmal hatte sie die Dekoration und auch die Verantwortung für einen Großteil der Logistik übernommen.
»Ich hoffe ja nur, dass die Bücher reichen«, sagte sie und fotografierte die Auslage, um das Bild zusammen mit den Fotos von heute Abend zum Verlag zu schicken.
»Aber klar doch«, antwortete ich. »Wenn nicht plötzlich jeder Fan auf die Idee kommt, gleich fünf Exemplare auf einmal zu kaufen, kann doch gar nichts schiefgehen!«
»Das wäre natürlich ein Traum«, stimmte Larissa zu, die sich zu uns gesellt hatte und prüfend die Auslage betrachtete. »Aber so funktioniert die Branche leider heutzutage nicht, es sei denn, du schreibst blutige Thriller oder Erotikromane à la
Fifty Shades of Grey.
Selbst mit Vampiren ist mittlerweile kaum noch ein Blumentopf zu gewinnen! Aber lasst uns jetzt bitte reingehen, Vero hat nämlich noch tausend Fragen wegen des Caterings.«
In der Buchhandlung herrschte reges Treiben, wie meistens am Samstag, weshalb ich an diesem Tag besonders gern arbeitete. Als ich sah, wie viele Kids sich in der Kinderecke tummelten, dachte ich an meine Inselkrabben und hoffte inständig, dass es mir gelingen würde, mein Vorhaben zu finanzieren. Sobald ich Zeit hatte, würde ich mich gezielt mit dem Thema Sponsoring beschäftigen.
»Na, Schönheit, woran denkst du?«, feixte Olli und nahm mich in den Arm.
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