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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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schaute mit großen, dunkelbraunen Augen zu, wie Bea Milch aus dem Kühlschrank nahm, sie in einen Topf goss und die Herdplatte anstellte.
    »Heißt du wirklich Paula, so wie ich?«, wollte ich wissen und holte Kakaopulver aus einem Hängeschrank. Mittlerweile kannte ich mich hier bestens aus. Anstelle einer Antwort nickte das Mädchen flüchtig und blätterte in einem Bildband über Neuseeland, der auf dem Tisch lag.
    »Hast du denn heute gar keine Schule?«, erkundigte sich Bea und musterte Paula eindringlich. »Oder habe ich schon wieder irgendwelche Ferien vergessen? Ach nein, ich hab ja heute Morgen noch kurz mit Sven geplaudert.«
    Zu mir gewandt erklärte sie: »Sven ist der Busfahrer, der die Sylter Kinder nach Westerland bringt. Es gibt auf der Insel immer weniger Schulen.«
    »Bin ein bisschen krank«, antwortete Paula knapp und rührte in ihrem Becher, den Bea zusammen mit einer Dose Friesenkekse vor sie hingestellt hatte.
    »Mama muss arbeiten und hat gesagt, ich soll dir die Eier vorbeibringen, die sie gestern für dich vom Markt mitgebracht hat. Und danach soll ich wieder ins Bett gehen.«
    »Na, dann werde mal schnell wieder gesund, damit du Lissy und mir im Büchernest helfen kannst. Wir wollen heute Nachmittag nämlich die Schaufenster neu dekorieren, und wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.«
    Schlagartig erhellte sich das Gesicht der Kleinen, die plötzlich sehr hübsch aussah.
    Und alles andere als krank.
    »Habt ihr wieder neue Bücher bekommen?«, fragte sie und schaute Bea erwartungsvoll an.
    »Paula liebt die Reihe mit den drei Ausrufezeichen«, erklärte Bea.
    »Aber ich mag auch die
Zauberhaften Schwestern
und die
Magic Girls
«, ergänzte Paula.
    »Magic Girls, das klingt ja spannend«, sagte ich, in der Hoffnung, dass die Kleine ihre Schüchternheit mir gegenüber ablegte. Für mein Gefühl steckte etwas anderes hinter ihrer angeblichen
Krankheit.
»Ich mag fantastische Bücher. Um was geht es denn?«
    Einen Moment schien Paula zu überlegen, ob sie mir dieses Geheimnis anvertrauen sollte.
    »Um Hexen, die ins Hexil gehen müssen«, antwortete sie schließlich, und ich beließ es dabei. Kindern sollte man sich nie aufdrängen, das wusste ich aus Erfahrung.
    »Kann ich denn auch beim Schaufenster dekorieren helfen?«, fragte Paula. Auch ich hatte große Lust, Larissa einen kleinen Besuch abzustatten. Mit Bea und Larissa hatte ich gestern einen sehr amüsanten Abend verbracht, und ich war stolz, dass mein Spinat-Lachs-Auflauf einen solchen Anklang gefunden hatte und es Bea und mir obendrein gelungen war, Larissa aufzuheitern.
    Später war Leon vorbeigekommen, und wir hatten spontan zwei Partien Scrabble gespielt, was ich eine Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Larissas Mann entpuppte sich als absoluter Schatz, und ich hatte das Gefühl, dass die beiden wie füreinander geschaffen waren.
    »Jeder, der helfen will, ist willkommen«, entgegnete Bea. »In einer Buchhandlung gibt es immer etwas zu tun, und sei es, dass jemand nur die Regale auswischt und die Fensterauslage ordentlich aussaugt.«

    Am frühen Nachmittag trafen wir zu dritt im Büchernest ein und meldeten uns bei Larissa, die gerade mit hochroten Wangen Lieferscheine kontrollierte und aussah, als würde sie sich über etwas ärgern oder sich nicht wohl fühlen. Rieke stand kopfschüttelnd neben ihr und tippte hektisch Zahlenkolonnen in einen Taschenrechner.
    Paula, mittlerweile quietschfidel, schnappte sich einen hölzernen Wagen mit zwei Etagen, um darauf die Bücher zu legen, die aus dem Schaufenster genommen werden sollten, darunter auch die Exemplare der
Trauminsel,
von der nach der Lesung an die siebzig Exemplare verkauft worden waren. Laut Bea eine kleine Sensation.
    Händeringend wartete Larissa auf die Nachlieferung, denn auch die positive Berichterstattung über die gelungene Lesung zog viel Interesse nach sich.
    Nach anfänglichem Murren übergab Larissa mir den Staubsauger, einen Eimer und Fensterleder. »Normalerweise ist das ja Riekes Aufgabe«, erklärte sie, doch ich ließ das nicht gelten.
    »Rieke soll dir lieber bei deinem Lieferschein-Kuddelmuddel helfen, denn davon habe ich nun wirklich keine Ahnung. Aber im Putzen macht mir so schnell keiner was vor!«
    Ich dachte an den Tag, als Patrick und ich beschlossen hatten, die Hausarbeit von einer
Perle
namens Ildikó erledigen zu lassen, und wie schwer es mir damals gefallen war, die freundliche Ungarin in ihre Aufgaben einzuweisen. Aber natürlich

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