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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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weißen Häuser, die den Straßenrand säumten. Sehr hübsch, adrett und neu – und offenbar fest in der Hand der Zimmervermietung Rose & Rose. Im Hintergrund ragte das reetgedeckte Dach des Nobelhotels Sölring Hof auf.
    »Ja, an sich schon«, brummelte Sönke. »Das Problem ist nur, dass gerade in Rantum kaum noch ein echter Insulaner lebt, weil mittlerweile fast alles in den Händen von Ferienwohnungsbesitzern und Hoteliers ist, die meistens nicht von Sylt stammen. Seit neuestem gibt es sogar ein ganzes Feriendorf, und auf dem Campingplatz stehen sogenannte mobile Ferienhäuser. Wenn du mich fragst, wird das alles allmählich ein bisschen viel. Nichts gegen Touristen, schließlich leben wir alle hier sehr gut von ihnen, aber man sollte die Anzahl der Gäste allmählich begrenzen. Was zu viel ist, ist zu viel!«
    Ich ließ diese Aussage so stehen, denn ich konnte kaum etwas dagegen sagen. Wenn Bea sich über dieses Thema aufregte oder mir von den Demos berichtete, die sie zusammen mit Adalbert besuchte, konnte ich sie bestens verstehen. Aber ich verstand mindestens ebenso gut die Sehnsucht, die viele Besucher hierherzog, immerhin war auch ich eine von ihnen. Sylt war einfach ein Traum!
    »Was kann man eigentlich als Tourist tun, um zu vermeiden, dass sich die Situation noch weiter verschärft?«, wollte ich wissen, weil ich gern helfen wollte.
    »Gute Frage«, antwortete Sönke nachdenklich. »Ideal wäre es, wenn man in erster Linie Zimmer von Privatvermietern bucht, weil damit zumindest die Chance besteht, einen Einheimischen zu unterstützen – wobei die hiesigen Besitzverhältnisse natürlich nicht immer transparent sind. Dann kann man natürlich die Petition der Initiative Zukunft Sylt unterzeichnen und auch andere Sylt-Urlauber auf sie aufmerksam machen. Und zu guter Letzt sollte man, wenn man unzufrieden ist, sich dazu äußern und nicht einfach in Zukunft woanders Urlaub machen. Denn davon haben wir natürlich auch nichts. Auf der Insel gibt es extra für diesen Zweck Briefkästen vom Sylter Tourismus-Service mit dem Vermerk
Gästeanmeldungen, Wünsche, Anregungen.
«
    Wir fuhren noch ein Stückchen weiter die Straße entlang, und ich bestaunte gedankenverloren die Dünenlandschaft, die sich hier deutlich karger und rauher präsentierte als im Osten der Insel. Sie erinnerte ein wenig an vulkanische Mondlandschaften. Sandige und grasbewachsene Abschnitte wechselten sich ab. Diese Schönheit sollte wirklich geschützt werden! »Ist das ein moderner Leuchtturm?«, fragte ich, als ich auf der linken Seite einen silbernen Mast entdeckte, der in der Mitte orangefarben war und gelegentlich blinkte.
    Sönke lachte.
    »Nein, das ist die Rantumer Loran-C-Station, eine Art elektronisches Sende-Leuchtfeuer. Stell dir das Ganze wie ein überdimensional großes Navi vor, dann weißt du in etwa, wozu das Ding gut ist.« Ungefähr einen Kilometer nach dem Ortsausgang bogen wir rechts ab, fuhren eine Anhöhe hinauf und parkten in der Nähe des Eingangs vom Samoa Seepferdchen.
    »So, da wären wir«, stellte Sönke zufrieden fest, drehte sich zu mir und lächelte. »Ab jetzt vermeiden wir am besten alle unerfreulichen Themen und freuen uns lieber auf das fantastische Essen von Kalle und seiner Crew.«
    Ich nickte und folgte Sönke neugierig in das Restaurant, dessen Ambiente mir auf Anhieb gefiel. Es war nicht besonders groß und so gemütlich, wie man es sich für einen schönen Abend wünschte.
    »Willst du auf der Terrasse sitzen, oder ist es dir zu windig?«, fragte Sönke, während eine junge Kellnerin ihn mit Namen begrüßte.
    »Ich würde lieber drin essen, seit gestern ist es doch deutlich kühler geworden«, antwortete ich und setzte mich an den Tisch, der uns zugewiesen wurde. Voller Vorfreude studierte ich die Speisekarte. Ich hatte extra tagsüber kaum etwas gegessen, weil ich bereits gehört hatte, wie großartig die Küche hier war.
    »Momentan schwanke ich zwischen der Samoa-Bouillabaisse und dem Sashimi-Tatar von Lachs als Vorspeise. Weißt du schon, was du möchtest, oder kannst du mir etwas Besonderes empfehlen?«
    Sönke gab genau
die
Antwort, die ich mir erhofft hatte.
    »Lass uns beides nehmen, und wir tauschen nach der Hälfte«, schlug er vor. »Oder du naschst nur einen Löffel von der Suppe, für den Fall, dass sie dir wider Erwarten nicht schmecken sollte. An sich ist hier alles super, du kannst also gar nichts falsch machen.«
    Nachdem wir bestellt hatten, trat für einen kurzen Moment

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