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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Am Wasser angekommen, erhalte ich eine detaillierte Anweisung und versuche, mir alles zu merken.
    »Los geht’s, viel Erfolg«, ruft Marco mir zu und steht Sekunden später wie eine Eins auf seinem Brett.
    »Hübsches Segel«, denke ich, während ich versuche, mich erst einmal mit meinem Exemplar anzufreunden. NOCH habe ich kein Segel, denn ich muss zunächst einmal lernen, mich so auf dem Surfboard zu halten. Während Marco schon etliche Meter weiter ist, stehe ich immer noch unschlüssig am Strand und beobachte das Geschehen um mich herum misstrauisch. Zum Glück bin ich nicht die einzige Anfängerin! Doch was ich sehe, ermutigt mich ganz und gar nicht. Von überall her höre ich nur Kreischen, Gurgeln, Prusten und unschöne Schimpfwörter.
    »Komm schon, Lissy, du schaffst das!«, feuert Marco mich aus der Ferne an.
    Nun kann ich natürlich nicht anders, wenn ich mich nicht blamieren will. Todesmutig ziehe ich mein Brett ins Wasser und versuche es so zu erklimmen, wie Marco es mir gezeigt hat. Doch schon bei der ersten Welle verliere ich das Gleichgewicht und falle ins Wasser. Mein Körper ist zwar erstaunlich gut geschützt, doch an den Händen spüre ich, wie eiskalt die Nordsee noch ist.
    »Versuch’s noch mal«, ruft Marco mir zu, und ich bin froh, dass er mich nicht auslacht. Zumindest nicht offensichtlich.
    Ich starte einen zweiten Versuch, einen dritten und einen vierten, mit dem Ergebnis, dass ich diesmal von einer besonders hohen Welle erfasst und zu Boden geschleudert werde. Binnen Sekunden verliere ich die Übersicht darüber, wo oben und unten ist, habe Wasser im Ohr, Sand in den Augen und zwischen den Zähnen.
    Ich muss kurz an Nele denken, die begeisterte Surferin ist und mich beneidet hat, als ich ihr von meiner Verabredung mit Marco erzählt habe.
    »Ich wünschte, ich könnte mit«, jammerte sie. »Ich könnte gut mal eine Pause von diesen ganzen Kalkulationen und Konzepten brauchen. Und ein Rendezvous«, beklagte sie sich und schimpfte zum wiederholten Mal darüber, dass Alexander Herzsprung auf Tauchstation gegangen war. So wie ich momentan.
    Von wegen Wellenreiten, dass ich nicht lache!
    Nach zwei weiteren kläglichen Versuchen beschließe ich, dass dies wahrlich nicht meine Sportart ist. Bislang bin ich auch ganz gut ohne Surfboard durch den Sommer gekommen, daran soll es in diesem Jahr gewiss nicht scheitern! Ich gebe Marco ein Zeichen, dass ich nicht mehr mag, und gehe zurück in die Umkleidekabine, froh, aus dem klammen und viel zu engen Anzug schlüpfen zu können. Danach setze ich mich in den Sand, der von der Nachmittagssonne ein wenig aufgewärmt ist, und beobachte Marco, der seinen Spaß im Wasser hat.
    »Was machst du denn hier?«, ertönt auf einmal eine vertraute Stimme neben mir. Es ist Leon, der sich in den vergangenen Tagen kaum in der Bücherkoje hat blicken lassen. Und wenn er mal da war, dann war er für seine Verhältnisse äußerst einsilbig.
    »Leon, hallo. Nett, dich zu sehen! Und was machst du hier?«, gebe ich die Frage an ihn zurück.
    Derweil setzt er sich neben mich, zieht die Schuhe aus und bohrt die Zehen in den Sand. »Ich hatte in Westerland einige Besorgungen zu machen und wollte mir für morgen ein Surfbrett reservieren. Sonntags ist hier nämlich immer die Hölle los, und ohne Reservierung hat man keine Chance, eines zu bekommen. Und du? Lernst du jetzt Wellenreiten?«
    Ich zögere mit meiner Antwort und versuche aus den Augenwinkeln die Entfernung zwischen dem surfenden Marco und uns auszumachen. Allzu lange kann es nicht mehr dauern, dann wird er zurückkommen.
    »Bist du irgendwie nervös?«, erkundigt sich Leon, während er den warmen Sand durch die Finger rieseln lässt.
    »Nein, bin ich nicht«, antworte ich und sehe Marco auf uns zusurfen.
    Leon folgt meinem Blick und erkennt sofort, auf wen ich hier warte. »Ach so, du hast eine Verabredung mit deinem italienischen Lover. Dann will ich mal nicht weiter stören«, sagt er, steht auf und zieht sich die Schuhe wieder an.
    Mein »Aber du störst doch gar nicht« klingt offenbar nicht sehr überzeugend, denn Leon verabschiedet sich mit einem knappen »Ein schönes Wochenende noch« und geht zurück zum Parkplatz.
    »War das nicht Leon Winter vom
Sylter Tagesspiegel?
«, fragt Marco, als er sich prustend neben mich in den Sand legt und binnen Sekunden aussieht wie ein paniertes Schnitzel.
    Ich nicke und muss lachen, weil Marco nun seltsame Verrenkungen am Boden macht und dabei aussieht wie ein Fisch, der im

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