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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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darauf gefasst, dass mich die Sprechstundenhilfe abwimmelt. »Sagen Sie ihm, Larissa Wagner ist am Apparat, und es ist dringend.«
    »Handelt es sich um eine Privatangelegenheit, oder sind Sie Patientin von Doktor Koch?«, erkundigt sich das Mädchen.
    Ich bin froh, dass es nicht Melanie ist, an der ich mich jetzt vorbeimogeln muss. Also versuche ich meiner Stimme einen besonders strengen Tonfall zu verleihen und antworte: »Es ist privat, und es ist sehr wichtig.«
    »Moment bitte«, flötet es am anderen Ende der Leitung. »Ich versuche ihn zu erreichen.«
    »Lissy, welch eine Überraschung«, vernehme ich eine Minute später die Stimme des Mannes, den ich einmal sehr geliebt habe.
    Für einen Moment rutscht mir das Herz eine Etage tiefer, doch dann hole ich tief Luft, denn bei diesem Anruf geht es um viel. »Herzlichen Glückwunsch zum Baby«, presse ich zwischen den Zähnen hervor, weil ich weder auf die Geburtskarte geantwortet habe, noch sofort mit der Tür ins Haus fallen will.
    »Frau Peters hat gesagt, es ist dringend. Ist etwas passiert? Ist alles in Ordnung mit dir?«, erkundigt Stefan sich, und ich finde, dass er mit seiner Sorge reichlich spät dran ist.
    »Alles okay bei mir«, antworte ich, »aber ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Ich brauche das Geld, das ich in deine Praxis gesteckt habe. Und zwar nicht erst in einigen Monaten, sondern ziemlich schnell. Genauer gesagt, brauche ich es bis übermorgen.«
    Für einen Moment herrscht Stille in der Leitung, und ich sehe im Geiste Stefans Gesicht vor mir. Ich fühle mich bei dieser Geschichte zugegebenermaßen nicht besonders wohl, doch es geht nicht anders, wenn ich Bea und vor allem Nele helfen will.
    »Das kommt ein bisschen überraschend«, antwortet Stefan, und ich spüre, wie er versucht, die Fassung zu wahren. »Wofür brauchst du das Geld denn? Und wieso ist es auf einmal so dringend? Als wir uns getrennt haben, hast du noch gesagt, dass ich mir mit der Rückzahlung Zeit lassen kann. Darauf habe ich mich verlassen. Ich weiß nicht, wo ich mal eben auf die Schnelle hundertfünfzigtausend Euro herbekommen soll. Wie stellst du dir das vor? Du weißt genau, dass dieses Geld in der Praxis steckt.«
    Als WIR uns getrennt haben … Wie schön, dass mein Ex-Freund unter plötzlicher Amnesie leidet, was unsere Geschichte betrifft!
    »Fürs Erste reichen mir auch siebzigtausend. Die brauche ich aber wirklich schnell. Den Rest dann spätestens in einem halben Jahr. Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so dringend wäre.« Stefan zu erklären, wofür ich das Geld brauche, halte ich nicht für nötig.
    »Okay, okay, ich merke schon, es ist dir Ernst«, antwortet Stefan hastig.
    Ich kann nicht umhin, ein wenig schadenfroh zu sein. Soll er doch seinen Porsche verkaufen, wenn er nicht so schnell an Bares kommt. In dem Auto hat sowieso weder ein Kinderwagen noch ein Kindersitz Platz.
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt, und melde mich dann wieder bei dir. Wie kann ich dich erreichen?«
    »Du hast meine Handynummer, an der hat sich nichts geändert. Und wie Bea mit Nachnamen heißt, müsstest du eigentlich auch noch wissen«, murre ich in den Hörer. »Aber lass dir nicht zu lange Zeit mit deinem Rückruf. Wie gesagt, es ist dringend.« Mit diesen Worten lege ich auf, ohne seinen Abschiedsgruß abzuwarten.
    Mit klopfendem Herzen gehe ich aus dem Pausenraum, von wo aus ich telefoniert habe, nach unten in die Buchhandlung, wo Leon gerade an der Kasse steht und bei Frau Stade bezahlt.
    »Lissy, wie siehst du denn aus? Ist alles in Ordnung mit dir?«, erkundigt er sich besorgt, während ich Übelkeit in mir aufsteigen fühle.
    Das Telefonat hat mich doch mehr mitgenommen, als ich es für möglich gehalten hätte. »Mir geht es gut, mir ist im Augenblick nur gerade ein bisschen übel«, antworte ich und sehe, wie sich Leons Augen plötzlich verdunkeln.
    »Übel?«, fragt er verwundert und mustert mich von oben bis unten. »Du bist doch sonst nie krank. Hast du was Falsches gegessen? Wart ihr nicht gestern bei Fisch-Fiete?«
    »Daran liegt es nicht!«, wehre ich ab, weil ich nicht weiter auf das Thema eingehen, sondern momentan lieber meine Ruhe haben möchte. »Du weißt selbst, welchen Wert sie dort auf Frische legen. Mir ist einfach nur ein bisschen schlecht. Kleines Formtief. Das wird ja wohl mal vorkommen dürfen«, wiegle ich ab und habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.
    Leon sieht mich weiter durchdringend an. »Oder hat dein

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