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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Show zu genießen. Aber sosehr ich mich auch bemühe, es ist nicht mehr wie vorher. Beinahe erleichtert, dass der Programmteil zu Ende ist, klatsche ich, so laut ich kann. Schließlich soll mir keiner anmerken, dass ich gerade genervt bin, noch dazu von einer mir völlig fremden Frau.
    »Ist sie nicht super?«, fragt Leon und beugt sich zu mir, als sie endlich die Bühne verlässt, während er sich Lachtränen aus den Augenwinkeln wischt.
    »Ja, ganz toll«, antworte ich, so enthusiastisch es mir eben möglich ist, und schenke mir demonstrativ selbst Wein nach.
    »Bitte entschuldige, ich habe gar nicht gesehen, dass dein Glas leer ist«, sagt Leon und nimmt mir sofort die Flasche aus der Hand.
    »Du hattest ja auch offensichtlich andere Interessen«, antworte ich und bemerke peinlich berührt, dass mein Tonfall leicht zickig klingt.
    Leon sieht mich irritiert an, wendet sich dann aber wieder der Bühne zu, die Dieter Nuhr gerade betritt.

    »Wie hat dir die Show gefallen?«, erkundigt sich Leon nach der Vorstellung und winkt den Kellner zu sich heran, um eine weitere Flasche Wein zu bestellen. »Und noch ein Glas, bitte«, ordert er, was mich verwirrt. »Überraschung«, kommentiert Leon sein Handeln knapp, und mir bleibt nichts anderes übrig, als der Dinge zu harren, die da kommen.
    Ich werde nicht lange auf die Folter gespannt, denn kurz nachdem der Kellner seine Bestellung gebracht hat, ist klar, für wen das zusätzliche Glas ist.
    »Darf ich bekannt machen: Katharina Bausch, eine alte Freundin aus Freiburg, und Lissy Wagner, eine neue Freundin aus Sylt«, klärt er uns beide über den jeweiligen Status der anderen auf.
    »Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Lissy«, sagt Katharina, strahlt mich an und reicht mir die Hand zur Begrüßung.
    »Freut mich auch«, antworte ich höflich, während ich überlege, wie ich am schnellsten von hier nach Hause komme. Ich fühle mich von Leons Überraschung völlig überrumpelt und bin überhaupt nicht in Stimmung für Small Talk mit der mir fremden Frau. Im Grunde genommen empfinde ich es auch als Frechheit, so zu tun, als sei die Einladung für diesen Abend für mich persönlich bestimmt, während ich nun den Eindruck bekomme, dass ich als eine Art Kulisse für die Wiedersehensfeier zwischen Katharina und Leon dienen soll. Hätte er nicht gleich mit offenen Karten spielen können?
    Während ich ein weiteres Glas Wein trinke, reden die beiden alten Freunde (wirklich nur Freunde oder eher ein ehemaliges Liebespaar?) ohne Punkt und Komma und scheinen darüber völlig zu vergessen, dass ich ebenfalls am Tisch sitze. Irgendwann gehe ich zur Toilette, obwohl ich gar nicht muss, und als ich wieder an meinen Platz zurückkehre, habe ich das Gefühl, dass keiner von beiden meine Abwesenheit wirklich bemerkt hat. Katharina hat mittlerweile ihre Hand auf Leons Arm gelegt, was mich maßlos irritiert, und Leon hängt an ihren Lippen, als hätte er noch niemals zuvor etwas Intelligenteres oder Berauschenderes gehört.
    »Ich will euch ja nicht stören«, unterbreche ich die Konversation der beiden Turteltauben, als mein Magen leise knurrt. »Aber ich habe Hunger und befürchte, dass die Küche vom Samoa schließen wird, wenn wir nicht bald losfahren.«
    »Du hast völlig recht«, pflichtet Leon mir bei, nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hat. »Bitte entschuldige, aber Katharina und ich haben uns schon so lange nicht mehr gesehen.«
    »Kommen Sie doch einfach mit zum Essen«, höre ich mich zu meiner eigenen Verwunderung sagen und könnte mir gleichzeitig vor Wut auf die Zunge beißen.
    »Sehr gern, wenn ich nicht störe«, antwortet Katharina mit großem Augenaufschlag.
    Ich muss feststellen, dass ihre Iris leuchtend blau ist. Auch das noch!
    Als wir gemeinsam zum Parkplatz gehen, rumort es in meinem Inneren. SO habe ich mir den Abend nicht vorgestellt! Ich hatte mich darauf gefreut, mit Leon zusammen zu sein, denn irgendwie habe ich mich im Laufe der Zeit an ihn gewöhnt. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, will wissen, wie es ihm geht, und leide darunter, wenn es Spannungen zwischen uns gibt.
    In der Nähe von Leons Auto stehen einige Taxis, die auf die Gäste des Meerkabaretts warten, und ehe ich es mich versehe, stürme ich los, rufe Leon im Hineinspringen noch zu, dass ich müde bin und sie beide allein essen gehen sollen. Eine Minute später befinde ich mich auf dem Weg zurück nach Keitum, während ich durch das Fenster noch die verdutzten Gesichter von Leon und

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