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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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uns. Komisch. Obwohl ich zittere wie Espenlaub, durchströmt mich Neles warmer Händedruck schlagartig, gibt mir Energie und eine merkwürdige Art von Zuversicht.
    »Ist da jemand?«, höre ich mich auf einmal zu meiner eigenen Überraschung mit fester Stimme fragen.
    Schnell presst Nele mir ihre freie Hand auf den Mund. »Bist du verrückt?«, zischt sie mir zu und zieht mich in geduckter Haltung Richtung Tür.
    Als wir fast beim Ausgang sind, saust auf einmal ein schwarzer Schatten an uns vorbei, und ich habe das Gefühl, für eine Sekunde in zwei glühende Augen zu blicken. In die Augen eines Mörders. Sofort verscheuche ich jeden aufkeimenden Gedanken an meinen Krimi, von dem ich offensichtlich in den letzten Tagen eine Überdosis erwischt habe.
    Plötzlich fängt Nele hemmungslos an zu lachen, und ich erkenne die Ursache des Lärms. Es ist eine schwarze Katze, die Nele hochhebt und die augenblicklich zu schnurren beginnt. »Blairwitch, meine Süße, da bist du ja, ich hab dich schon vermisst«, säuselt sie, während ich versuche, meinen immer noch rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. »Darf ich bekannt machen? Meine Katze Blairwitch, benannt nach dem Hexenfilm
Blair Witch Project,
und Lissy Wagner, meine neue Freundin. Komm, Blairwitch, sag Lissy Hallo.«
    Wie auf Kommando maunzt die Katze und rekelt sich wohlig in Neles Armen. Ich bin immer noch verwirrt. Zum einen, weil noch gar nicht sicher ist, dass wirklich die Katze die Ursache für das Gepolter war, und zum anderen, weil mich Nele gerade als ihre Freundin bezeichnet hat.
    »Am besten wir sehen mal nach, ob wirklich alles in Ordnung ist«, sage ich und bleibe dennoch wie angewurzelt an der Tür stehen, weil mir dieser Fluchtweg momentan recht sicher erscheint. Nele hingegen ist schon auf dem Weg nach hinten, und so folge ich ihr, eine große Holzmöwe in der Hand und bereit, sie jedem schwungvoll über den Kopf zu ziehen, der uns Böses will.
    »Na, das hast du ja toll hingekriegt«, höre ich Nele sagen und lasse umgehend die Waffe sinken.
    Wie zur Bestätigung maunzt nun die Katze, und ich sehe, was passiert ist: Auf dem Boden liegt eine lädierte Kamelie, die offensichtlich von einer Blumensäule heruntergefallen ist. Der Terrakottablumentopf ist zersprungen, überall liegt Erde herum, mit der Blairwitch nun begeistert spielt. Aber nicht nur das. Scheinbar hat der herabsausende Topf auch noch etliche Keramikbecher mit sich gerissen, die nun ebenfalls einen nicht unerheblichen Scherbenhaufen bilden.
    »Wo hast du Schaufel und Besen?«, frage ich und gehe, ohne die Antwort abzuwarten, in die Küche.
    Hinter der Tür werde ich fündig, und nun beginnen wir Seite an Seite die Reste in einen blauen Müllsack zu stopfen.
    »Mist, Mist, Mist«, flucht Nele, und ich sehe, wie ihr wieder Tränen übers Gesicht kullern. »Die Becher hatte ich in Kommission, um sie zu verkaufen. Nun schulde ich also auch noch Inga Geld, super!«, schluchzt sie.
    Unangenehm berührt stehe ich da und weiß kaum, wie ich mich nun verhalten soll. Welch ein Abend, welch eine Nacht!
    Ich habe fast schon vergessen, dass an anderen Orten die meisten Leute entweder bereits erschöpft im Bett liegen und selig schlummern oder aber ausgelassen feiern, um das neue Jahr zu begrüßen. Eines ist auf alle Fälle sicher: SO habe ich Silvester noch nie verbracht! Doch auch wenn ich nicht wie in den vergangenen Jahren mit Stefan auf einer Party bin oder selbst Gäste habe, finde ich den Jahreswechsel diesmal gar nicht so schlecht. Originell und aufregend ist er allemal …
    Nachdem wir das Gröbste beseitigt haben, setzen wir uns erneut auf die Couch, leeren nun endgültig den Inhalt der Flasche und machen uns voller Heißhunger über die Erdnussflips und Chips her. Wir wechseln kaum ein Wort, so sehr sind wir beide versunken in Gedanken an das, was wir gerade erlebt haben. Nach einer Weile – es ist mittlerweile 3.00 Uhr – beginnen wir beide wie auf Kommando zu gähnen. »Komm, lass uns ins Bett gehen, es wird Zeit. Morgen muss ich um zehn das Café öffnen, und vorher würde ich gern noch ein wenig in mein Kissen heulen«, sagt Nele.
    »War nett mit dir und … ungewöhnlich«, sage ich zum Abschied, bevor sie die Tür hinter mir abschließt.
    Dann schwinge ich mich auf mein Fahrrad und radle zurück zum Kapitänshaus.

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    Kapitel 4
    A m nächsten Morgen erwache ich nach wirren Träumen völlig gerädert vom Läuten des Telefons. Das sind bestimmt Vero und Bea, die mir ein frohes

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