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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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entschuldige! Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich für mein Teil habe Hunger. Wollen wir nicht einfach picknicken?«
    Während ich Neles Köstlichkeiten auspacke und eine Tischdecke auf dem ebenen Boden des Deiches ausbreite, vernehme ich auf einmal in der Ferne das Läuten von Glocken und ein Blöken.
    »Hoffentlich müssen wir unser Picknick jetzt nicht mit den Schafen teilen«, sagt Leon lachend und öffnet eine Flasche Prosecco, die er in einem Kühler mitgebracht hat.
    »Auf die Zukunft!«, sage ich, als wir eine Minute später anstoßen.
    »Auf die Zukunft«, antwortet Leon und blickt dabei versonnen über das Meer.
    Wir genießen den kühlen Prosecco, die Stille abseits des Touristentrubels und den friedlichen Anblick des Wassers. Nele hat uns köstliche Ciabattas gemacht und einen leckeren Schokoladenkuchen gebacken.
    »So könnte es von mir aus immer bleiben!«, seufzt Leon und schenkt uns beiden nach. »Wenn man hier sitzt, hat man auf einmal das Gefühl, dass die Realität ganz weit weg ist. Dann möchte man gar nicht mehr zurück ins wahre Leben. Geht dir das nicht auch manchmal so?«, fragt er, und ich nicke zustimmend, während ich in ein Stück Kuchen beiße. »Du warst doch sicher auch froh, dass du nach der Trennung von Stefan erst mal Tapetenwechsel hattest und dich hierher zurückziehen konntest?«
    Wieder nicke ich und überlege, wie ich wohl das alles verkraftet hätte, wenn ich in Hamburg geblieben wäre. Allein die Demütigung, aus Stefans Eigentumswohnung ausziehen zu müssen, um Platz für Melanie zu machen … ein unerträglicher Gedanke! Ich bin sehr froh, dass das Schicksal mir die Chance gegeben hat, der Situation erhobenen Hauptes zu entkommen und hier einen – wenn auch zeitlich begrenzten – Neuanfang zu starten.
    »Woran ist eure Beziehung eigentlich gescheitert?«, frage ich und hoffe, dass Leon die Frage nicht zu persönlich ist.
    Doch er hat offensichtlich kein Problem damit, sich mir zu öffnen, und erzählt, wie schwierig es gewesen sei, mit einer Frau zusammenzuleben, die nahezu ausschließlich ihre Karriere und materielle Interessen im Kopf hat.
    »Ihr habt zusammengewohnt?«, frage ich, weil mir diese Information neu ist. »In deiner Wohnung? Davon wusste ich gar nichts. Julias Name steht gar nicht auf dem Klingelschild.«
    »Doch, wir haben zusammengewohnt, allerdings nur ein halbes Jahr lang, weil es Julia dann zu eng bei mir wurde. Oder mit mir, wer weiß das schon. Kurz vor Weihnachten ist sie zurück in ihr Apartment in Westerland gezogen, das sie zum Glück nicht gekündigt hatte. Im Grunde haben wir uns schon vor Weihnachten getrennt, uns aber an Silvester wieder vertragen. Wie man sieht, war das nur ein Trugschluss. Wir wollten offensichtlich einfach nicht wahrhaben, dass es mit uns nicht klappt. Als ich sie dann mit …« Leon hat keine Chance, den Satz zu vollenden, weil auf einmal sein Handy klingelt.
    Nun bin ich aber neugierig! Wollte er durch dieses »mit« andeuten, dass seinerseits noch eine andere Frau im Spiel war?
    »Entschuldige bitte, vielleicht ist es jemand von der Redaktion«, erklärt Leon und nimmt den Anruf entgegen. Dann verfinstert sich seine Miene. »Nein, ich kann jetzt nicht. Nein, keinesfalls. Das müssen wir dann am Montag regeln. Oder frag doch deinen Philipp, ob er dir helfen kann«, sagt er und beendet das Gespräch. »Das war Julia«, erklärt er, als er meinen fragenden Blick bemerkt. »Sie brauchte unbedingt ein Buch, das noch bei mir liegt, aber da muss sie bis Montag warten«, fährt er fort, und auf einmal ist die friedliche Stimmung wie weggeblasen.
    »Wer ist Philipp?«, hake ich neugierig nach und wundere mich überhaupt nicht, als Leon mir erzählt, dass es sich bei dem Mann um den Chefredakteur der
Berliner Zeitung
handelt. Den neuen Vorgesetzten Julias und offensichtlich ihren Geliebten.
    »Dann gehörst du also auch zu den Betrogenen?«, stelle ich betrübt fest. »Wie hast du davon erfahren?«
    »Was heißt schon ›davon erfahren‹?«, sagt Leon gedehnt und spielt mit einem Grashalm. »Im Grunde habe ich mir schon so etwas gedacht, als Julia aus Berlin zurückkam. Sie war derart begeistert von dem Job, der Stadt und von der Zeitung, dass ich das Gefühl hatte, ihre Euphorie müsse auch noch eine andere Ursache haben. Dann habe ich sie neulich in der Redaktion bei einem Telefonat mit ihm erwischt. Ich kam spätabends in ihr Büro, als sie dachte, sie sei allein, und sie war dermaßen damit beschäftigt, mit ihm zu

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