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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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heraus, das ihn zeigte, als er ungefähr in Alina Olsteds Alter war. Alina war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Â»Schauen Sie«, sagte er und hielt es ihr hin. »Der gleiche Leberfleck, wie Sie ihn haben. Er hat ihn anscheinend entfernen lassen.«
    Erik rang sich ein Lächeln ab. »Für die große Karriere müssen eben Opfer gebracht werden.«
    Â»Ich habe mal gehört«, ergänzte Sören, »dass man von Cindy Crawford am Anfang ihrer Karriere auch verlangt hat, den Leberfleck entfernen zu lassen. Aber sie hat sich geweigert. Und heute ist er ihr Markenzeichen.«
    Nun löste sich Alinas Starre endlich. »Leberflecken im Gesicht sind keine Seltenheit. Daraus zu schließen, Bruce Markreiter wäre mein Vater …« Sie beendete den Satz, indem sie missbilligend den Kopf schüttelte.
    Diese Antwort hatte Erik befürchtet. »Sie wollen bestreiten, dass Sie Bruce Markreiters Tochter sind? Dann gibt es nur noch eine Erklärung: Sie sind seine Geliebte. Warum sonst sollten Sie mit ihm im Garten sitzen? Vertraut, aneinandergeschmiegt?«
    Alina betrachtete ihn eine Weile, dann schien ihr aufzugehen, dass sie am Nachmittag Carolins Besuch erwartet hatte. Sie sah ein, dass Leugnen zwecklos war, wollte aber anscheinend nichts zugeben.
    Â»Verraten Sie mir, was die Polizei das angeht?«, fragte sie stattdessen kühl.
    Â»Eigentlich nichts«, antwortete Erik. »In diesem Fall jedoch …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern zielte mit einer anderen Frage auf den Gleichmut, den sie ihm entgegenstellte. »Welche Schuhgröße haben Sie?«
    Alina war derart verblüfft, dass sie antwortete, ohne nachzudenken. »Einundvierzig. Warum?«
    Â»Besitzen Sie Nike-Turnschuhe?«
    Â»Nein!«
    Â»Ganz sicher?«
    Â»Nike ist nicht meine Marke.« Nun sprang sie auf und sah Erik zornig an. »Sagen Sie mir endlich, was Sie mit diesen Fragen bezwecken.«
    Â»Wo waren Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag?«
    Â»Darauf antworte ich erst, wenn ich weiß, warum Sie mich das fragen.«
    Erik lehnte sich zurück, strich seinen Schnauzer glatt und zupfte die Hosenbeine in die Höhe. Erst als Alina wieder Platz genommen hatte, erklärte er: »Sie haben vielleicht gehört, dass in dieser Nacht ein Reporter der Blitz ermordet wurde. Er war einer Story auf der Spur, in der es um Ihren Vater ging. Irgendeine Skandalgeschichte.« Fragend sah er Alina an und wartete, bis sie aus der Reserve gelockt war.
    Â»Wollen Sie ihn etwa verdächtigen?«
    Erik zögerte mit einer Antwort. »Er hat ein Motiv«, begann er, »aber er hat uns auch ein Alibi präsentiert.«
    Sie entspannte sich und lächelte nun sogar. »Na, also!«
    Â»Allerdings«, fuhr Erik fort, »ist dieses Alibi nun geplatzt. Wir können nicht mehr ausschließen, dass Bruce Markreiter der Täter ist.«
    Â»Was sagt er dazu?«, fragte Alina, die allmählich ihre Sicherheit zurückgewann.
    Â»Wir konnten ihn leider noch nicht erreichen. Ehe wir also ihn fragen, ob er geschossen hat, fragen wir erst einmal Sie, ob Sie ihm geholfen haben.«
    Â»Wobei?«
    Â»Die Kamera des Reporters wurde gestohlen und sein Laptop auch. Wir haben unter dem Balkon des Opfers zwei Schuhspuren gefunden. Eine davon in Größe einundvierzig.«
    Â»Sie denken, ich hätte …?« Sie brach ab und schüttelte entrüstet den Kopf, als wäre es ihr viel zu dumm, eine solche Idee in Worte zu kleiden.
    Â»Warum nicht? Auf Sie konnte er sich verlassen. Es weiß niemand, dass er eine Tochter auf Sylt hat.«
    Sören mischte sich ein. »Warum ist Ihnen das eigentlich so wichtig, dass niemand weiß, wer Ihr Vater ist?«
    Â»Sie haben selbst vermutet, dass ich von der Presse nicht behelligt werden will!« Alinas Stimme klang, als hätte ihr ein Schüler eine unverschämte Frage gestellt. »Ich will mit dieser Scheinwelt, in der mein Vater lebt, nichts zu tun haben. Und ich will nichts über mich in der Zeitung lesen. Meine Mutter hätte das auch nicht gewollt. Niemand hat gewusst, dass sie eine Tochter von Bruce Markreiter hat. Sie wollte nie, dass es jemand erfährt.«
    Plötzlich schien sie zu frieren. Sie zog die Schultern hoch, schlang die Arme um sich und erhob sich dann, um sich eine Strickjacke zu holen, die über der Rückenlehne ihres Schreibtischstuhls hing. Sie war aus grober Wolle und wurde

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