Inselzirkus
GroÃzügigkeit auch nicht übertreiben wollte. »Für dich reicht der Lambrusco.«
»Wenn der genauso viel Prozente hat, sollâs mir recht sein.«
Busso lachte so laut, dass Tove Sorge hatte, die Dreharbeiten in der Imbissstube könnten gestört werden. »Du solltest jetzt aufhören zu saufen«, schimpfte er. »Heute Abend musst du deinen Verstand beieinanderhaben.«
Er versuchte Busso den Blechkanister wieder abzunehmen, in dem der billige Lambrusco geliefert wurde, den Tove als trockenen Frascati anzubieten pflegte und dann in einer Karaffe servierte. Aber wenn ihm der Alkohol weggenommen werden sollte, mobilisierte Busso alle Kräfte. Fest klammerte er sich an den Blechkanister, Tove zog mit aller Kraft und ging wie erwartet als Sieger aus diesem Duell hervor ⦠allerdings büÃte er dennoch etwa einen halben Liter Lambrusco ein, der bei dem Handgemenge auf Bussos Hose gelandet war, die Mamma Carlotta so sorgfältig gereinigt hatte.
Tove schäumte vor Wut und verzichtete nur deshalb darauf, Busso vom Stuhl zu zerren und ihm eine Ohrfeige zu verpassen, weil er in dieser Nacht noch gebraucht wurde.
Busso aber lachte nur. »Zum Glück habe ich ja neuerdings eine Hose zum Wechseln.«
Der Lerchenweg war eine schöne, ruhige SeitenstraÃe zwischen dem Westring und dem Dorfteich, mit groÃen Grundstücken, die von Friesenwällen eingefasst wurden. In fast allen Häusern gab es Ferienwohnungen, und die parkenden Autos stammten aus allen Teilen Deutschlands.
Erik sah sich um. »Den Wagen, mit dem Markreiter weggefahren ist, sehe ich nicht.«
Sören war enttäuscht, aber dann meinte er: »Vielleicht hat er ihn woanders abgestellt. Vorsichtshalber! Seine Beziehung zu Alina Olsted soll anscheinend geheim bleiben.« Sören drückte auf den unteren Klingelknopf. »Bin gespannt, wie sie auf das Foto reagiert.«
Es dauerte lange, bis der Summer ertönte. Erik drückte die Tür auf und betrat das Haus. Drei Schritte von ihm entfernt stand Alina Olsted in der offenen Wohnungstür.
Ãberrascht sah sie ihn an. »Herr Wolf! Kommen Sie wegen Carolin?«
Erik reichte ihr förmlich die Hand und stellte ihr seinen Assistenten vor. Erst dann antwortete er: »Ich bin dienstlich hier.«
Verwundert sah sie Erik an, dann bat sie die beiden Polizeibeamten herein.
»Sie sind allein?«, fragte Erik.
Alina nickte. »Ich bin nicht verheiratet.«
Erik und Sören betraten einen gemütlichen, hellen Wohnraum. Eine groÃe Terrassentür führte in den Garten, in dem viele Narzissen leuchteten. Bunte Primeln blühten in Terrakottatöpfen am Rand der Terrasse. Der Wohnraum diente Alina Olsted auch als Arbeitszimmer. In einer Ecke stand ein Schreibtisch mit PC, darüber hingen Regale mit Fachliteratur. Auf der Schreibtischplatte stapelten sich Klassenarbeiten, Lehrbücher und Unterrichtsmaterial.
»Bitte nehmen Sie Platz!« Alina wies zu einem hellen Sofa, auf dem Erik und Sören sich niederlieÃen. Sie selbst setzte sich in einen Korbsessel auf der anderen Seite des Tisches. Eine sehr hübsche, gepflegte, gut gekleidete junge Frau mit intelligenten Augen und einem sympathischen Lächeln! Erik musste sich gewaltsam von der Erinnerung an die Pornozeitschrift lösen, in der er die andere Alina Olsted gesehen hatte.
»Eigentlich wollten wir Herrn Markreiter sprechen«, begann er und sah Alina aufmerksam an.
Sie runzelte die Stirn und gab sich überrascht. »Sie meinen ⦠den Schauspieler? Wie kommen Sie darauf, dass er bei mir sein könnte?«
»Wir wissen, dass er heute Nachmittag bei Ihnen war«, entgegnete Erik und bemühte sich, seine Stimme liebenswürdig klingen zu lassen, damit Alina ihm Vertrauen schenkte. »Sie kennen ihn gut. Aber Sie treffen ihn nur heimlich. Warum?«
Alina Olsted starrte ihn an, als brauchte sie Zeit, um seine Worte zu verarbeiten. Oder dachte sie bereits über Ausflüchte nach? Auf eine Antwort wartete Erik vergeblich.
»Vermutlich möchten Sie nicht von der Presse behelligt werden«, setzte er nach und legte in seinen Blick so viel Verständnis, wie ihm möglich war. »Das könnte ja passieren, wenn bekannt wird, dass Sie ⦠Bruce Markreiters Tochter sind.«
Alinas Mund stand immer noch offen. »Wie kommen Sie darauf?«
Erik gab Sören einen Wink, der holte daraufhin das Foto von Bruce Markreiter
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