Inselzirkus
sich nach Mamma Carlotta um. »Was machen wir dann eigentlich?«
»Dann wissen wir, wer Harry Jumperz auf dem Gewissen hat«, antwortete Mamma Carlotta so ausweichend wie diplomatisch. »Wer nach dem Handy sucht, das es gar nicht gibt, muss es gewesen sein.«
Sören hatte Zweifel gehabt, aber Erik war dabei geblieben. »Besser, wir reden erst mal mit Alina Olsted. Wenn sie zugibt, dass sie ihrem Vater geholfen hat, haben wir bei Markreiter leichteres Spiel. Der ist vermutlich ein härterer Brocken als seine Tochter.«
Alina Olsted wartete bereits im Vernehmungszimmer auf sie. Sie sah blass aus, wirkte aber ruhig und gefasst. Geradezu entschlossen! Erik fragte sich, wozu sie sich entschlossen haben mochte. Zur Wahrheit? Er kannte ihr Verhältnis zu ihrem Vater nicht. Davon würde es abhängen, ob sie sich für die Wahrheit entschied oder ob sie für ihn lügen würde. Wenn Bruce Markreiter ein Vater gewesen war, dem sie vorwarf, sich nicht um sie gekümmert zu haben, würde Erik möglicherweise leichtes Spiel haben. War er jedoch ein Vater, den sie verehrte, der in ihrem Leben eine überhöhte Position eingenommen hatte, dann würde sie alles tun, um ihn zu schützen.
Mit einem unguten Gefühl nahm er ihr gegenüber Platz. Er zögerte nur kurz, dann entschloss er sich, nicht lange um den heiÃen Brei herumzureden. »Ihre Fingerabdrücke sind identifiziert worden«, begann er. »Wir haben sie an der Tür des Schrankfachs gefunden, hinter dem Ihr Vater die Pistole aufbewahrte.«
Er merkte gleich, dass sie die Zeit genutzt hatte, sich gut auf ihre Aussage vorzubereiten, und bereute nun, Medinas Vernehmung vorgezogen zu haben. Mit einem Gleichmut, der gespielt sein musste, antwortete sie: »Na, und? Ich habe meinen Vater gelegentlich in seinem Wohnwagen besucht. Wenn er mich gebeten hat, ihm ein Buch zu reichen oder ein Glas, dann habe ich natürlich ein Schrankfach geöffnet.«
»Auch das Fach, in dem die Pistole lag?«
»Dort lagen noch andere Sachen.«
Erik nickte. Das klang plausibel. »Aber wir haben Ihre Fingerabdrücke auch am Balkongitter von Max Triebels Apartment gefunden.«
Ihre Stimme veränderte sich nicht. »Schon möglich. Ich kannte Max Triebel.«
Erik war so überrascht, dass Sören ihm die nächste Frage abnahm: »Woher?«
Nun lächelte sie sogar. »Nach dem Abi habe ich ein Praktikum bei einer Zeitung gemacht. Max war dort Redakteur.«
»Bei der Blitz?«
»Damals arbeitete er noch bei einer Berliner Tageszeitung.«
Erik notierte den Namen der Zeitung und reichte Sören den Zettel. »Rufen Sie bei der Blitz an und fragen Sie, ob Triebel wirklich mal dort gearbeitet hat. In der Personalabteilung dürfte man das leicht herausfinden.« Aber als er den Triumph in Alinas Augen sah, wusste er bereits, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.
»Wir haben uns zufällig auf Sylt wiedergetroffen. Max hat mich auf einen Drink in sein Apartment eingeladen.«
»Aber Sie sind nicht durch die Haustür gegangen«, fragte Erik provokant, »sondern über den Balkon geklettert?«
Alina Olsted bedachte ihn mit einem so mitleidigen Blick, dass er sofort bereute, was er gesagt hatte. »Es war ein schöner Abend«, erklärte sie. »Wir haben den Sherry auf dem Balkon getrunken. Möglich, dass ich dabei das Gitter angefasst habe.«
»Und bei dieser Gelegenheit ist Ihnen auch der Knopf kaputt gegangen? Haben Sie an diesem Tag Ihre graue Strickjacke getragen?«
»Stimmt!«
Erik holte tief Luft. »Wir haben Ihre Fingerabdrücke auch auf dem Laptop und der Kamera gefunden. Gibt es dafür auch eine so einleuchtende Erklärung?«
»Das kann nicht sein.«
Erik nickte, als verstünde er, was sie sagen wollte. »Ich weiÃ, das Laptop und auch die Kamera steckten in Taschen, als Sie sie gestohlen haben. Aber beim Löschen der Festplatte und der Fotos haben Sie nicht aufgepasst. Wir haben Ihre Fingerabdrücke gefunden. Sie haben beides in Händen gehabt.«
»Habe ich nicht!«
»Wie erklären Sie sich dann Ihre Fingerabdrücke sowohl auf dem Laptop als auch auf der Kamera?«
»Ich glaube Ihnen kein Wort! Sie bluffen!«
»Ich kann Ihnen sogar den Beweis vorlegen.«
Sie sah ihn eindringlich an, dann schien sie zu glauben, dass es diesen Beweis wirklich gab. Trotzdem beharrte sie: »Das kann nicht sein!
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