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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Mord begangen. Aus Rache! Hercule Poirot hatte gut zu tun, bis er dahintergekommen war.«
    Tove warf ihm einen wütenden Blick zu, weil er immer wütend wurde, wenn Fietje etwas kannte, wovon er selbst nie gehört hatte. »Schnack nicht rum!«, fuhr er Fietje an. »Kipp dein Jever weg, und dann los!«
    Wenig später schob Fietje ein uraltes Fahrrad auf die Straße, das er in sein Eigentum überführt hatte, nachdem es einen ganzen Winter auf dem großen Parkplatz an der Dünenstraße gestanden hatte und von niemandem beansprucht worden war. Daraufhin hatte er es in seiner Eigenschaft als Strandwärter konfisziert, aber dann vergessen, es der Kurverwaltung zu übergeben. »Die hätten das verrostete Ding sowieso zur Müllkippe gebracht. War also besser, dass ich es behalten habe.«
    Toves Rad dagegen war in bestem Zustand. Er hatte es sich besorgt, als er mal wieder mit Alkohol am Steuer erwischt worden war und seine Getränkekisten irgendwie heranschaffen musste.
    Mamma Carlotta betrachtete das Fahrrad staunend. »So ein schönes Rad! Das hat sicherlich eine Menge Geld gekostet!«
    Fietje stieß ein meckerndes Lachen aus, und Tove sagte ärgerlich: »Die Leute sind selber schuld, wenn sie ihre Räder nicht abschließen.«
    Daraufhin bereute Mamma Carlotta, dass sie Toves Rad eines Blickes gewürdigt hatte. Mit zwei Freunden, die niemand leiden konnte, in der Nacht unterwegs zu sein war eine Sache. Mit einem Fahrraddieb unter einer Decke zu stecken machte sie beinahe selbst zu einer Kriminellen. »Der Sohn unseres Schlossers hat mal im Nachbardorf ein Fahrrad geklaut. Daraufhin hat der Pfarrer ihn so lange sonntags nicht in die Kirche gelassen, bis er das Fahrrad zurückgebracht und zwanzig Rosenkränze gebetet hatte.«
    Tove glotzte sie an. »Das sind ja komische Sitten in Ihrem Dorf.«
    Ehe Mamma Carlotta zu einer Verteidigungsrede ansetzen konnte, hatte er sich schon auf den Sattel geschwungen und fuhr Richtung Westerlandstraße. Mamma Carlotta folgte ihm, stellte aber an der Einmündung fest, dass Fietje nicht nachgekommen war. »Fietje! Wo sind Sie?«
    Erst als sie ihn zum dritten Mal gerufen hatte, tauchte er endlich hinter einem geparkten Pkw auf und rieb sich die Knie. »Vielleicht hätte ich das Fahrradfahren vorher üben sollen«, rief er Mamma Carlotta zu. »Aber ich dachte, Schwimmen und Fahrradfahren verlernt man nie.«
    Zum Glück erwies sich Fietjes Fahrrad als nach wie vor verkehrstüchtig, und er war bereit, einen zweiten Versuch zu wagen.
    Â»Du musst schneller fahren«, empfahl ihm Tove, »dann fällst du nicht so leicht um.«
    Fietje beherzigte diesen Rat und stellte bald fest, dass er das Fahrradfahren tatsächlich nicht verlernt hatte. Allerdings war nicht ersichtlich, ob er auch das Bremsen noch beherrschte. Denn er sauste an allen Einmündungen vorbei, im vollen Vertrauen darauf, dass man ihn zur Kenntnis nahm und ihm seine Vorfahrt nicht streitig machen wollte. Tatsächlich wurde er kein einziges Mal zum Bremsen gezwungen. Nicht einmal, als er in der abknickenden Vorfahrt geradeaus zum Dorfteich fuhr. Dass er diese verzwickte Verkehrsregel durchschaute, war nicht anzunehmen, er hatte einfach Glück.
    Busso wartete bereits vor der Friesenkapelle. Er trug Harry Jumperz’ Hose, die ihm viel zu weit und zu kurz war. »Die andere war voller Lambrusco«, erklärte er. »Aber vielleicht kommt ja die nette Dame von der Reinigung in den nächsten Tagen wieder vorbei.«
    Mamma Carlotta verzog bei der Erinnerung, die diese Hose in ihr auslöste, schmerzhaft das Gesicht. Prompt sah sie wieder Harry Jumperz’ zappelnde Beine, sah seine Angst, fühlte und roch sie. Sie hatte Mühe, sich auf Toves Worte zu konzentrieren, der das Kommando übernommen hatte.
    Â»Busso legt sich auf seine Decke und stellt sich schlafend. Und wir …« Er sah sich suchend um und zeigte dann auf ein dichtes Gebüsch, ungefähr zwanzig Meter von der Decke entfernt. »Wir verkriechen uns dort und warten.« Er klopfte Busso auf die Schulter, um ihm Mut zu machen. »Stell deinen Einkaufswagen gut sichtbar auf, und rühr dich nicht, wenn jemand darin herumsucht. Aber wahrscheinlich lassen wir es gar nicht so weit kommen. Sobald wir merken, wer sich anschleicht, stürzen wir uns auf sie und halten sie fest.«
    Â»Und dann?«, fragte Busso ängstlich.
    Tove sah

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