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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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befreit genug, um sich auf den Nachhauseweg zu machen. Die Vorbereitungen des Abendessens waren noch nicht weit gediehen, und auf Carolins Hilfe war vermutlich nicht zu zählen. Mamma Carlotta kletterte von ihrem Barhocker, während sie ein letztes Mal erwähnte, wie sie dem Chefautor den Kopf zurechtgerückt hatte. »Der grapscht kein junges Mädchen mehr an!«
    Tove und Fietje waren auch diesmal so beeindruckt, wie sie gehofft hatte, und Tove versprach hoch und heilig, den Fernseher in Käptens Kajüte laufen zu lassen, wenn Mamma Carlotta auf dem Bildschirm zu sehen sein würde. Vor allem natürlich, wenn sie vor den Augen der ganzen Fernsehnation Käptens Kajüte verließ und sagte: »Was für eine … Bettola!«
    Â»Vielleicht ist Ihre Imbissstube sogar deutlich zu erkennen!«, meinte Mamma Carlotta. »Das wäre eine gute Reklame!«
    Aber Tove winkte ab. Er wusste mittlerweile, was Bettola bedeutete, und ging davon aus, dass auch die Fernsehzuschauer schnell herausfinden würden, dass von einer Kaschemme die Rede war. Ihm reichte es, wenn die Produktionsgesellschaft ihn gut dafür bezahlte, dass er sein Etablissement für Dreharbeiten zur Verfügung stellte. Notfalls war er sogar bereit, auch sein Gesicht in die Kamera zu halten, weil er eine Visage hatte, die auf Sylt genauso ihresgleichen suchte wie seine Imbissstube.
    Fietje dagegen wollte auf keinen Fall als Stammgast einer Kaschemme auf dem Bildschirm zu sehen sein. »Wenn meine Verwandten mich erkennen!«, sagte er, schien dann über diese Worte zu erschrecken und steckte seine Nase noch tiefer ins Bier, wo er sich gern vor aller Welt verbarg.
    Â»Dann wüssten die wenigstens, dass du noch lebst«, entgegnete Tove.
    Aber anscheinend wollte Fietje gerade das auf keinen Fall. Schon oft hatte Mamma Carlotta sich gefragt, auf welchem Lebensweg er nach Sylt gekommen war und wie er dort zum Strandwärter und zum Stammgast in Käptens Kajüte werden konnte. Sie wurde den Verdacht nicht los, dass für ihn ein ganz anderes Schicksal bestimmt gewesen war. Auf Mamma Carlottas Frage, warum es Verwandte gab, die nicht wussten, wo er sich aufhielt, gab er keine Antwort und entzog sich allen weiteren Fragen, indem er abrupt das Thema wechselte: »Mein alter Freund Busso wohnt übrigens zurzeit dort, wo sonst der Inselzirkus gastiert.«
    Weiter kam er nicht, denn Mamma Carlotta fiel sofort ein, dass sie ein nettes Gespräch mit Busso Heinemann geführt hatte, dass sie ihn demnächst mit Antipasti und Panini unterstützen würde und auch dafür sorgen wollte, dass er weniger Alkohol zu sich nahm und stattdessen mehr Obst und Gemüse.
    Fietje staunte sie mit offenem Mund an, dann ließ er durchblicken, dass der neue Platz, den Busso sich gesucht hatte, viel angenehmer sei als der Hauseingang in der Friedrichstraße, wo er bisher zu nächtigen pflegte. »Da konnte man sich nie zu ihm setzen, weil häufig einer von der Kurverwaltung vorbeikam. Der hielt mir später vor, dass ein Strandwärter, der noch in Amt und Würden steht, nicht mit einem Obdachlosen gesehen werden sollte. Auch dann nicht, wenn er mal ein Kollege war.«
    Mamma Carlotta beklagte ausgiebig die Hartherzigkeit der Menschen, die einem Gestrauchelten einen Tritt versetzten, statt ihm auf die Beine zu helfen. Als sie damit fertig war, hatte sich ihr Rotweinglas wieder gefüllt, und Fietje war im Besitz eines frischen Jever. Nun war er sogar richtig redselig geworden, was nur selten vorkam. Seine Augen, die in den vielen Falten und dem Bart kaum zu sehen waren, funkelten sogar ein wenig, während er erzählte, dass er am Abend zuvor mit einer ganzen Flasche Köm zu Busso gegangen war und sich, als sie beinahe leer war, nicht mehr fit genug für den Rückweg gefühlt hatte. Also war er neben Busso auf der Decke eingeschlafen.
    Â»Wenn der pennt, weckt ihn nicht mal ein Orkan auf. Aber ich hatte Schwierigkeiten mit dem Schlafen im Freien. Vor allem, weil ich häufig in die Büsche musste.« Fietje warf Mamma Carlotta ein verlegenes Lächeln zu, aber die sah ihn an, als vermutete sie nichts als botanisches Interesse, wenn sich jemand in eine Anpflanzung zurückzog, sodass Fietje auf nähere Erläuterungen verzichtete. »Nachts ist auf dem Gelände nichts los. Die haben eine Alarmanlage. Da kann keiner über den Zaun oder über die Schranke. Da kommt nur mal einer

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