Inselzirkus
Artikel über Bruce Markreiter erscheint.«
Tove und Fietje fanden nicht, dass es sie etwas anging, wenn sich ein Promi beim Fremdgehen erwischen lieÃ. Und dass mit Bruce Markreiters Dankbarkeit zu rechnen war, wollten sie auch nicht glauben. Tove noch weniger als Fietje. Er wollte nur eins: Mamma Carlotta sollte dafür sorgen, dass aus Käptens Kajüte die Kaschemme wurde, die ihm Geld einbrachte.
»Wie wärâs, wenn Sie gleich wieder zurückfahren, Signora, und denen sagen, dass alles klargeht mit dieser â¦Â« Er hätte gerne das italienische Wort für seine Kaschemme benutzt, aber es fiel ihm nicht auf Anhieb ein.
Dafür erinnerte sich Mamma Carlotta an eine andere Vokabel, die sie an diesem Tag gelernt hatte. »⦠mit dieser Location«, sagte sie und lieà sich von Tove und Fietje bestaunen.
»Nun schnacken Sie sogar Englisch?«
Mamma Carlotta gab zu verstehen, dass im Film- und Fernsehgewerbe die englischen Vokabeln nur so hin und her flogen und man sich anzupassen habe, wenn man dort ein und aus ging. Dann aber fiel ihr ein, dass sie nicht nur Komparsin mit einer kleinen Sprechrolle war, sondern vor allem die treu sorgende Nonna ihrer Enkelkinder und die Schwiegermutter eines schwer arbeitenden Kriminalhauptkommissars. Und alle drei brauchten am Abend ein gutes, nahrhaftes Essen, jedenfalls solange Carlotta Capella sich auf Sylt aufhielt. Sie hatte Lucia an ihrem Grab versprochen, ihre Familie bei jedem Besuch so gut zu versorgen, wie ihre Tochter es zu Lebzeiten getan hatte.
»Sagen Sie mir nachher Bescheid, wenn Sie wissen, ob es wirklich klappt?«, meinte Tove. »Dann mache ich den Laden zu, und wir feiern ein bisschen. Käptens Kajüte im Fernsehen! Wenn das kein Grund ist!«
Mamma Carlotta blieb zögernd neben ihrem Barhocker stehen, dann schüttelte sie den Kopf. »Heute kann ich das nicht mehr herausfinden. Ich muss jetzt nach Hause, i bambini brauchen pünktlich ihr Essen. Aber morgen gehe ich gleich zu Tanja Möck und erzähle ihr, dass sie nicht mehr nach einer Location zu suchen braucht.«
Tove versprach, ihr als Gegenleistung zu helfen, wenn sie mit dem Handy nicht zurechtkommen sollte, das sie vom nächsten Morgen an in der Tasche haben wollte.
Als sie aus der Kulissenhalle traten, breitete die Dämmerung ihren Schleier über den Platz. Es roch nach feuchter Erde, salzigem Wind und frischem Laub und, obwohl aus dem Bürowagen Kaffeeduft beigemischt wurde, nach Sylt. Der typische Abendgeruch der Insel. Das stimmte Erik versöhnlich. Eidam-TV schien die Insel nicht zu verändern, wie er befürchtet hatte. Dass die Halle für ein paar Wochen den Inselzirkus verdrängte, gefiel ihm zwar immer noch nicht, aber solange der Geruch der Insel blieb, der ihm seit seiner Kindheit vertraut war, wollte er sich nicht ärgern.
Tanja Möck zeigte auf einen Zirkuswagen, der abseits stand. »Der gehört Bruce Markreiter. Er hat einen für sich allein.«
»Der Stargast!«
Tanja nickte. »Wahrscheinlich hat Herr Eidam viele Zugeständnisse machen müssen. Aber es lohnt sich. Der Gastauftritt eines Stars verbessert immer die Quote.«
Tanja Möck wollte zum Bürowagen gehen, aber Erik hielt sie zurück. »Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Herrn Jumperz und Herrn Markreiter beschreiben? Verstehen sich die beiden? Oder gibt es Schwierigkeiten zwischen ihnen?«
Tanja zuckte mit den Schultern und schwieg eine Weile. SchlieÃlich antwortete sie: »Unser Chefautor ist nicht besonders beliebt, auch bei Bruce Markreiter nicht.«
»Die beiden haben also kein freundschaftliches Verhältnis?«
»Auf keinen Fall!«
»Und Bruce Markreiter? Ist der beliebt?«
Tanja schüttelte langsam, sehr langsam den Kopf. »Er zieht sich zurück, will mit den anderen nichts zu tun haben. Die meisten halten ihn für arrogant.«
Wieder steuerte sie auf den Bürowagen zu, aber auch diesmal hielt Erik sie zurück. »Wussten Sie, dass Bruce Markreiter eine Pistole hat? Ist das wirklich allgemein bekannt, wie der Chefautor sagt?«
Tanja nickte. »Ja, das weià jeder.«
»Trauen Sie Herrn Markreiter einen Mord zu?«
»Um die Frage zu beantworten«, wich Tanja aus, »kenne ich ihn nicht gut genug.«
»Und ein Motiv wüssten Sie auch nicht?«
Tanja schüttelte den Kopf und antwortete nicht.
Erik wartete, bis Tanja Möck in den
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